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Vor 50 und vor 100 Jahren


1950


Orlon, ein neues synthetisches Textilmaterial. Nun wird in den USA von der Firma du Pont eine neue synthetische Faser mit dem Handelsnamen "Orlon" angekündigt, der die Fachleute eine glänzende Zukunft prophezeien. Dieses Textilmaterial besteht chemisch aus Polyacrylnitril. In Deutschland wurde die Polyacrylnitrilfaser in den Jahren 1940–43 von H. Rein in Wolfen entwickelt; die großtechnische Fabrikation wird jetzt erstmalig in den USA vorbereitet. ... Die Acrylnitrilfaser ist vor allem durch ihre Wetterbeständigkeit ausgezeichnet, worin sie alle bekannten Fasern natürlicher und synthetischer Herkunft übertrifft, d. h. Hitze und Licht haben keinen Einfluß auf ihre Festigkeit. Ebenso ist sie gegenüber Fäulnisbakterien beständig und besitzt eine gute Säure- und Insektenbeständigkeit. Mit einer Festigkeit von 35–52 kg/mm2 erreicht sie die der Naturseide. (Die Umschau, Heft 3, Jg. 50, 1. Februar 1950, S. 75–76)

Der neueste, genaueste Wert der Loschmidtschen Zahl ist 6,0236 x 1023; der Wert kann um 0,0015 x 1023 nach oben oder unten schwanken. Die Loschmidtsche Zahl gibt an, wieviele Atome (bzw. Moleküle) in einem Grammatom (bzw. Gramm-Mol) enthalten sind. Dies sind so viele Gramm, als das Atomgewicht (bzw. Molekulargewicht) beträgt. Es enthalten also z. B. 63,57 Gramm Kupfer 6,0236 x 1023 Kupferatome, 46 Gramm Reinalkohol enthalten 6,0236 x 1023 Alkoholmoleküle. (Kosmos, 46. Jg., Heft 2, Februar 1950, S. 92)

Eine wirksame künstliche Erzeugung von Regen ist nur in solchen Wolken möglich, die auch ohne künstliche Beeinflussung ausregnen, insbesondere in orographisch (durch Stau) verstärkten Wolken. Wichtig ist hierbei vor allem das zahlenmäßige Verhältnis der Eisteilchen zu den unterkühlten Wassertröpfchen in der Wolke. Liegt dieses Verhältnis über 1, dann vereist die Wolke sehr rasch, ohne Niederschlag zu bilden ("Übersaat"). Bei sehr geringer Eisteilchenzahl (1:106) kommt es zur Bildung vereinzelter dicker Tropfen, ohne daß die Wolke wirklich ausregnet. Das günstigste Zahlenverhältnis liegt bei etwa 1:103. Mit diesen Ergebnissen ist die Welt zwar um eine Sensation ärmer, aber um eine klare Erkenntnis der niederschlagsbildenden Vorgänge reicher geworden. (Naturwissenschaftliche Rundschau, 3. Jg., Heft 2, 1950, S. 79)

Fossile Fettsäuren isoliert. Im Rahmen von Forschungen über Torfmoore in der "Versuchsanstalt für technische Moorverwertung" an der Technischen Hochschule Hannover ... ist eine Anzahl von Fettsäuren und auch Alkoholen aus Torfbitumen isoliert worden. Trotz des Alters dieser Substanzen, die vor tausenden von Jahren in den Zellen der Torfmoorflora gebildet worden sind, ist es gelungen, diese Stoffe in höchstwahrscheinlich unverändertem Zustand zu gewinnen. Ursprünglich sind diese Fettsäuren mit hochmolekularen einwertigen Alkoholen verestert, teilweise sind sie in freiem Zustand vorhanden. (Umschau,, 50 Jg., Heft 3, 1. Februar 1950).

1900


Was ist kleiner als ein Atom? Nach der heutigen Annahme ist positive und negative Elektrizität in jedem Körper nebeneinander vorhanden, und wenn ein Körper, wie der gewöhnliche Ausdruck lautet, positiv oder negativ "geladen" wird, so geschieht dies dadurch, daß ihm die entgegengesetzte Elektrizität entzogen wird. Überträgt man diesen Vorgang auf den kleinsten Körper, auf das Atom, so muß es möglich sein, diesem zum Beispiel die negative Elektrizität zu entziehen, das heißt positiv elektrisch zu machen. Professor Joseph John Thomson glaubt nun, daß die negative Elektrizität in einem winzigen Massenteilchen entweicht, und alsdann müßte sowohl dieses als das zurückbleibende positiv geladene Körperchen kleiner sein als ein Atom. (Die Umschau, 4. Jg., Heft 4, Februar 1900, S. 98)

Die nächste totale Sonnenfinsterniß, welche am 28. Mai eintreten wird und in Nordamerika ihren Weg durch die Staaten Virginia, Nord-Carolina, Süd-Carolina, Georgia, Alabama, Mississippi und Louisiana nimmt, hat daselbst bereits ausgedehnte Vorbereitungen zur Beobachtung derselben veranlasst. Die allgemeinen Anordnungen wurden einer Finsterniß-Commission übertragen, deren Secretär der Director des Yerkes-Observatoriums ist. In erster Reihe in Aussicht genommen sind ... Photographien der Corona in grossem Maßstabe, um die Structur derselben im Detail zu erforschen; Messungen der Wärmestrahlung der Corona, die bisher noch bei keiner Sonnenfinsterniß hat bestimmt werden können. Herr Nichols, der jüngst mit Erfolg die Wärmestrahlung der Sterne gemessen, hat seine Mitwirkung bei der Construction der Apparate und bei diesen subtilen Messungen angeboten. (Naturwissenschaftliche Rundschau, Nr. 8, 15. Jg, 24. Februar 1900, S. 104)

Die Straßenreinigungsmaschine der Zukunft. Die dargestellte Spreng- und Kehrmaschine hat sich in jeder Hinsicht als vorteilhalft erwiesen. Das Wasser wird nicht in vollen Strömen, sondern in so feiner Verteilung ausgespritzt, daß es sich wirklich mit dem Straßenschmutz mischt und ihn zusammenballen hilft. Die Besenwalze oder bei der Asphaltsäuberung wohl auch die Gummiwalze folgt aber dieser Anfeuchtung auf dem Fuße, weil sie sich unmittelbar hinter der Sprengbrause an demselben Wagen befindet; sie beseitigt den Schmutz gründlich und läßt eine rasch trocknende Straßenoberfläche zurück. Neu ist endlich noch die motorische Fortbewegung des Wagens durch Elektricität. Von den beiden leicht zu trennenden Wagenhälften enthält die vordere die Accumulatoren und den Motor, die hintere den Wasserbehälter und Reinigungsmechanismus. Der Wagen kann jede Geschwindigkeit von 1–8 km stündlich annehmen und verbraucht infolge seiner langsamen Fahrt wenig Strom. (Das neue Universum, Jg. 21, 1900, S.176–177)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2000, Seite 58
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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