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Vor fünfzig und hundert Jahren


1948

Funkwellen aus dem Weltraum. Interessant wäre es, weitere Beobachtungen in der Nähe des galaktischen Zentrums, das uns ja bekanntlich durch kosmische Dunkelwolken verborgen ist, zu unternehmen. Die Kurzwellenstrahlung wird durch diese Dunkelwolken nicht geschwächt und könnte uns so wichtige Aufschlüsse über das Milchstraßenzentrum geben... Weiter könnte man versuchen, die noch offene Frage nach dem Vorhandensein eines intergalaktischen Gases, d. h. eines zwischen den Milchstraßensystemen vorhandenen Gases zu lösen. Da unsere größten Fernrohre bis in etwa 400 Millionen Lichtjahre Entfernung reichen, uns also bei diesen Versuchen das 10000fache der galaktischen Schichtdicke zur Verfügung steht, läßt sich aus dem Fehlen irgendwelcher Strahlungen im Meterwellenbereich schließen, daß im intergalaktischen Raum weniger als 10-4 Elektronen bzw. Protonen auf den Kubikzentimeter anzutreffen sind. (Kosmos, 44. Jg., Heft 3, März 1948, Seite 77)

Heparin gegen Thrombose. In dem Mittel "Heparin", mit dem jetzt größere Behandlungsserien vorliegen, wurde eine die Blutgerinnung hemmende Substanz gefunden, die, rechtzeitig verabreicht, eine Thrombose zu verhindern vermag. Bringt man Heparin mit Blutplasma in Kontakt, so bildet es mit der Albuminfraktion zusammen ein Antithrombin, das die Blutgerinnung verzögert oder aufhebt. Die Wirkung tritt sofort ein und hält bei Gaben von 120 Milligramm vier bis fünf Stunden an. (Orion, 3. Jg., Doppelheft 2/3, 1. März 1948, Seite 46)

Sofortbild. Edwin H. Land, Präsident der Forschungsabteilung bei der Polaroid Corporation in USA, führte vor der Optical Society of America eine Kamera vor, bei der ein neues, von ihm erfundenes Entwicklungsverfahren für Photofilme zur Anwendung kommt. Land legt hierbei in der Kamera über das belichtete Filmstück ein besonders präpariertes, nicht lichtempfindliches Papierband. Dazwischen wird beim Weiterdrehen des Films nach der Aufnahme automatisch eine zähe Paste gepreßt, die sich in einer Schicht von wenigen tausendstel Millimeter lichtdicht an Film und Papier anlegt... Die nicht belichteten Silberhalogenide (meist Silberbromid) werden durch das ebenfalls in der Paste enthaltene Natriumthiosulfat in Lösung gebracht, wobei Silberionen und freies Brom entstehen. Bei den üblichen Verfahren wird dieses Silber weggewaschen. Das neue Verfahren läßt die Silberionen jedoch durch die Paste auf das Papier wandern, auf dem sie sich nun als dunkles Silber niederschlagen. Der stärkste Niederschlag erfolgt dabei auf den Stellen des Papiers, die den am wenigsten belichteten Filmstellen gegenüberliegen. Diese sind dann am meisten geschwärzt, so daß auf dem Papier ein positives Silberbild des photographierten Objektes entsteht. Der ganze, hier geschilderte Prozeß nimmt etwa eine Minute in Anspruch. Nach dieser Zeit kann man Film und Papier auseinanderziehen und das fertige Bild auf dem Papier betrachten. (Orion, 3. Jg., Doppelheft 2/3, 1. März 1948, Seite 94)


1898

Der Fernseher. Jan Szczepanik, gegenwärtig in Wien, hat einen Apparat construirt, der optische Erscheinungen auf Drahtleitungen übertragen und an entfernten Orten wieder sichtbar machen soll. Mittels je zweier in dem Aufnahme- und dem Empfangsapparat angebrachter synchron schwingender Spiegel wird das aufzunehmende Bild in eine Anzahl von Punkten zerlegt, und die diesen Punkten entsprechenden einzelnen Strahlen werden dann wieder zu einem Bilde zusammengesetzt, wobei zum Zweck der Uebertragung die Lichtverschiedenheiten der von den Bildpunkten ausgehenden Lichtstrahlen in der Aufnahmestelle vorerst in Stromverschiedenheiten umgesetzt und dann durch die Leitung an die Empfangsstelle gesendet und dort wieder in Lichtverschiedenheiten umgewandelt werden. Bekanntlich ist das Licht im Stande, in einem geschlossenen Leiter einen Strom zu erregen; außerdem kann es die elektrische Leitungsfähigkeit des Leiters beeinflussen und so einen schon vorhandenen Strom stärken oder schwächen und einem im Entstehen begriffenen den Weg bahnen. Für diese sogenannten photoelektrischen Ströme eignet sich am besten das Selen, von dem auch Szczepanik in seinen Apparaten Gebrauch macht. (Illustrirte Zeitung, Band 110, Nr. 2856, 1898, Seite 363)

Zur Erklärung der Eiszeit hat letzthin der bekannte Physiker Arrhenius einen Beitrag geliefert, welcher in weiteren Kreisen Beachtung verdient. Wenngleich seine Theorie nicht unbedingt erwiesen ist, so steht doch so viel fest, dass dieselbe nicht ohne Weiteres von der Hand zu weisen ist. Bekanntlich enthält unser Luftmeer gewisse Mengen von Kohlensäure, und ebenso gewiss ist es, dass diese Mengen im Laufe der Zeiten Veränderungen unterworfen gewesen sind. Arrhenius beweist nun auf physikalisch-rechnerischem Wege, dass Änderungen der Kohlensäuremengen der Luft, welche nicht grösser sind, als dass sie sehr wohl in geologisch kurzen Epochen vorkommen können, Temperaturänderungen von solcher Grössenordnung hervorzurufen im Stande sind, wie sie von den Geologen zur Erklärung des Klimas der Eiszeiten an der einen Seite, während der Eozenzeit an der anderen Seite gefordert werden. (Die Umschau, 2. Jg., No 12, 19. März 1898, Seite 214)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 1998, Seite 61
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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