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Vor fünfzig und hundert Jahren


1948

Raketen. Wenn eine große Rakete benützt wird, um eine kleinere auf eine große Höhe zu tragen und dann abgeworfen wird, bewegt sich der Oberteil mit hoher Geschwindigkeit und all seinem Brennstoff unangetastet. Dieser Prozeß könnte theoretisch in einer beliebigen Anzahl von "Stufen" wiederholt werden. Auf diese Weise wäre es – wenigstens grundsätzlich – möglich, Maschinen zu entwerfen, die den Mond oder die Planeten sogar schon mit chemischen Brennstoffen erreichen könnten. (Göttinger Universitäts-Zeitung, 3. Jg., Nr. 16, 23. Juli 1948, Seite 20)

Darstellung für einen breiten Leserkreis. Offenbar wird die Lösung dieses Problemes meistens für ganz einfach gehalten. Man erinnere sich nur an die zahlreichen Prospekte, die mit unverwüstlicher Zuversicht versichern, daß die demnächst erscheinende Zeitschrift sich an einen breiten Leserkreis oder gar an jeden Gebildeten wende und ihn in ebenso leichtverständlicher wie wissenschaftlich einwandfreier Weise mit dem zeitgenössischen Stand und der laufenden Entwicklung der Naturwissenschaften bekannt machen werde. Es wäre gewiß recht gut, wenn man sich klar machen würde, daß die Herausgeber bei einer solchen Zielsetzung sich gewissermaßen um eine Art Quadratur des Zirkels bemühen, für die von Fall zu Fall mit nicht zu verkennender und erheblicher Mühe nur eine mehr oder minder gute Annäherung gewonnen werden kann. (Physikalische Blätter, 4. Jg., Heft 7, 1948, Seite 312)

Ein fünfter Uranus-Satellit. G. P. Kuiper vom McDonald Observatory, Texas, hat am 15. Februar 1948 einen neuen Uranus-Trabant aufgenommen. Die Entdeckung wurde auf zwei Platten vom 1. März bestätigt. Der Abstand des neuen Mondes ist etwa 0,64 des Abstandes von Ariel, dem innersten bisher bekannten Uranus-Mond. Die Umlaufzeit des neuen Objektes wird auf etwa 30 Stunden geschätzt; es konnte bisher noch nicht visuell beobachtet werden, wurde aber auf der photographischen Platte bei einer Belichtungszeit von etwa 2 bis 3 Minuten erhalten. (Orion, 3. Jg., Heft 6/7, 1. Juli 1948, Seite 262)

Die zeichnende Schreibmaschine. Noch während des Krieges wurde eine Schreibmaschine, "Wertdarsteller" genannt, entwickelt, mit der eine Bürogehilfin nicht nur in großen und kleinen Buchstaben schreiben, sondern auch Säulen- oder Stabdiagramme in einem Bruchteil der sonst hierfür von einem Zeichner benötigten Zeit herstellen kann, und zwar mit mindestens der gleichen Genauigkeit wie beim Zeichnen mit der Hand... Das Zeichnen und Schreiben geschieht beim "Wertdarsteller" nämlich durch Anschlagen derselben Tasten. Hierfür sind auf diesen, wie unsere Abbildung zeigt, unter den Buchstaben 30 verschiedene Schraffierungszeichen und graphische Symbole aufgetragen, und zwar als Breit- wie auch als nur halb so breite Schmalzeichen. Das Umstellen von Schreiben auf Zeichnen und umgekehrt erfolgt lediglich durch Betätigung eines kleinen, rechts außen neben den Tasten angebrachten Hebels. (Das neue Universum, 65. Band, 1948, Seite 222

1898

Lichtwellen als Längenmaß. Mr. Michelson hat mit dem Direktor des Berliner Instituts, Herrn Benoit, in gemeinsamen Arbeiten von 1 bis 11/2 Jahren eine Vergleichung der Meterlänge mit den Wellenlängen des intensivsten Leuchtens von glühenden Kadmiumdämpfen zu Stande gebracht, die uns jetzt mit der Sicherheit vom Zehntausendstel des Millimeters die Anzahl der Wellenlängen von drei scharf präzisirten Lichtarten angeben lässt, welche der Meterlänge gleichkommt. (Technische Rundschau, 4. Jg., No. 27, 6. Juli 1898, Seite 276)

Weitere neue Elemente in der Luft. Ramsay und Travers erhielten eine farblose Flüssigkeit, aus der sich an den Seiten des Rohres eine beträchtliche Menge einer festen Substanz ausschied, während ein Theil des Argongemischs im gasförmigen Zustande blieb. Dieses leichte Gas ist durch sein Spectrum characterisirt, das eine Anzahl rother Linien zeigt, von denen eine besonders lebhaft ist. Ausserdem sind noch eine intensive gelbe Linie und eine Anzahl grüner und blauer Linien, jedoch weniger deutlich, bemerkbar. Die gelbe Linie kommt denen des Natriums, Heliums und Cryptons an Intensität gleich, ist jedoch nicht mit diesen identisch. Das spezifische Gewicht des neuen Gases betrug bei dem ersten Versuche 17,2, doch gab eine weiter gereinigte Probe das spezifische Gewicht 14,67. Da aber, um in das periodische System zu passen, das neue Element ein spezifisches Gewicht von etwa 11 haben müsste, so glauben die beiden Verfasser, das sie dasselbe noch nicht in vollkommen reinem Zustande haben. Sie schlagen für dasselbe den Namen "Neon" vor. (Zeitschrift für die gesammte Kohlensäure-Industrie, 4. Jg., Nr. 13, 10. Juli 1898, Seite 273)

Die aromatischen Bestandtheile des Kaffees und Thees. Man war bisher der Ansicht, dass die physiologische Wirkung des Kaffees und Thees nur zum Theil auf ihren Koffeingehalt, zum anderen aber auf flüchtigen Produkten beruhe, welche ihnen ihr Aroma verleihen und mit dem Namen ätherisches Kaffeeöl und Theeöl zusammengefasst wurden. Im Gegensatz zu den meisten früheren Angaben hat nun Prof. K. B. Lehmann in Würzburg die überraschende Thatsache nachgewiesen, dass diesen flüchtigen Körpern gar keine Wirkung auf das Nervensystem zukommt. (Technische Rundschau, 4. Jg., No. 28, 13. Juli 1898, Seite 286)

Abhängigkeit des Hirngewichtes von der Körpergrösse bei Säugetieren. Die Beziehungen der Grösse des Gehirns zu der des Körpers ergiebt sich sofort, wenn man es auffasst als Organ, das die auf die Oberfläche wirkenden Sinneseindrücke zu verarbeiten hat. Es steht also die Grösse des Gehirnes in direktem Verhältnisse zu der der Körperoberfläche der Tiere; die Zahl, die das Verhältnis ausdrückt, hat der berühmte Entdecker des Pithecanthropus erectus, E. Dubois, berechnet zu 0,666 als Exponent. (Die Umschau, 2. Jg., No. 28, 9. Juli 1898, Seite 491


Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 1998, Seite 15
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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