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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1944

Nach heutiger Feststellung ergeben ungefähr 100 kg Holztrockensubstanz 25 kg eines Hefekraftfutters, das etwa 50 % Eiweiß enthält. Durch die Erzeugung dieser Futterhefe, die sowohl für Tiere wie für Menschen ein wertvolles Nährmittel ist, tritt das Holz in den Kreis der Stoffe, die einen Beitrag liefern zur Schließung der Eiweißlücke, die für unsere heimische Viehwirtschaft von so ausschlaggebender Bedeutung ist. Augenblicklich steht Holz überdies unter den festen Treibstoffen an erster Stelle als Ersatz für Benzin. Die einwandfreie Vergasung in einem dem Kraftwagen eingebauten Generator ist gelungen. 2,5 kg Holz ersetzen 1 l Benzin, und die Ersparnisse an Betriebskosten eines Holzgeneratorwagens gegenüber einem mit Benzin betriebenen Fahrzeug betragen etwa 75 bis 80 %. Im ganzen kann man die Kosten für einen mit Holzvergaser angetriebenen Wagen auf etwa 60 % des Benzinwagens schätzen. (Chemiker-Zeitung, 68. Jg., Nr. 2, Seite 34)

Das deutsche Kriegs-Einheitswohnhaus. Mit den von Prof. E. Neufert, dem bekannten Vorkämpfer für Baunormung und -rationalisierung in Deutschland, erstmalig fabrikmässig hergestellten ortsfesten Wohnhäusern in zweistöckiger Massivbauweise soll der grossen Wohnungsnot wirksam gesteuert werden. Aus dem Grundriss ersieht man, dass die Abmessungen aller Elemente durch festes Axenmass in klare Abstimmung gebracht sind und so die fabrikmässige Herstellung in verschiedenen Werken ermöglichen. Die Einzelteile: Deckenbalken, Füllplatten, Dachbinder und Dachplatten, Treppen, Schornsteine, Fenster, Türen, Bodentafeln, Leitungsnetze, Kocheinrichtung, nahezu alles kann mit einem Mindestaufwand an Baustoff und Arbeitskraft in grösseren Serien hergestellt werden. Als Baumaterial finden grossformatige Hütten- oder Naturschwemmsteine oder aus Hochofen-Schaumschlacke in genormten Schalungen hergestellte Leichtbetonwände von Geschosshöhe und 31 oder 62,5 cm Breite Verwendung. Auch Skelettbauweisen mit Stahlbeton oder vorgespanntem Stahlsaitenbeton mit Leichtbetonausfachung werden dafür angewandt. (Schweizerische Bauzeitung, Bd. 123, Nr. 9, Seiten 105 bis 106)

1894

Ueber die Verbreitung der Tuberkulose durch den Eisenbahnverkehr hat Regierungsrat Dr. Petri in den Veröffentlichungen des deutschen Gesundheitsamtes interessante Mitteilungen gemacht. Im ganzen wurden aus 45 Abteilungen von 21 Personenwagen (darunter 2 Schlafwagen) Staubproben entnommen und auf 117 Versuchstiere übertragen, von denen eine Anzahl schon in den ersten Tagen an verschiedenen ansteckenden Krankheiten starb, während von den überlebenden, welche nach vier bis sechs Wochen getötet wurden, 3 tuberkulös waren. Diese waren nachgewiesenermassen mit Schlafwagenstaub geimpft, der von Wänden, Polstern und Decken der Wagen, nicht vom Fussboden, entnommen war. (Schweizerische Bauzeitung, Bd. XXIII, Nr. 8, Seite 57)

Hohlglas-Tafeln. Falconnier in Nyon (Schweiz) erhielt ein schweizerisches Patent auf Glastafeln, welche in derselben Weise hergestellt werden wie Flaschen, also durch Blasen. Ist der Hohlraum hergestellt, so wird er, ehe das Glas kalt wird, verschlossen, wodurch dem Eindringen von Staub vorgebeugt wird. Auch steigert der Hohlraum die Bruchfestigkeit der Tafeln nicht unerheblich und hat zur Folge, dass sie wie Doppelfenster wirken, also Wärme wie Kälte abhalten. Die Tafeln werden in jeder denkbaren Form und Dicke hergestellt und mit Kalkmörtel oder langsam erhärtendem Cement an einander gekittet. Ihre Festigkeit gleicht angeblich derjenigen des Drahtglases, so dass Bedachungen aus Falconnier-Tafeln ohne Gefahr betreten werden dürfen. (Prometheus, 5. Jg., No. 214, Seite 93)

Durchschneidung von Nerven. Herr C. Vanlair hat sich die Aufgabe gestellt, die Zeitdauer der Regeneration der Nerven zu messen. Zunächst bestimmte er die Zeit, welche von dem Moment der Durchschneidung bis zum Wiedereintritt der Bewegungs- und Empfindungsfähigkeit der betreffenden Muskeln und Hautpartien verstreicht, durch Versuche am Gesichtsnerven des Kaninchens und am Vagus- und Hüftnerven des Hundes. Beim Facialisnerven vergingen darüber acht Monate, was bei der bekannten Länge der zu regenerirenden Nerven eine Wachsthumsgeschwindigkeit von etwa 9 mm im Monat oder 0,3 mm im Tage ergiebt; für den Vagus und Ischiadicus wurden Geschwindigkeiten von sogar 3 cm pro Monat und 1 mm pro Tag gefunden. (Naturwissenschaftliche Rundschau, 9. Jg., Nr. 8, Seite 104)

Die Herstellung des eigentlichen Montblanc-Observatoriums auf dem Gipfel verursachte vornehmlich deshalb gewaltige Schwierigkeiten, weil die zu Fundirungszwecken vorgenommenen Abteufungen keinen festen Baugrund, sondern nur Eis ergaben, das in ungeheurer Mächtigkeit die zerzackten Gipfel des Bergriesen bedeckt und ihm die Gestalt einer flachen Kuppelwölbung verleiht. Das Observatorium wird, ähnlich wie der Eiffelthurm, auf zehn starken Schrauben ruhen, welche es ermöglichen sollen, das Gebäude wieder in seine normale Lage zu bringen, wenn eine Bewegung der Eis- und Schneemassen seine Stellung verändern sollte. Das Dach des Observatoriums wird eine mit einer Brüstung versehene Terrasse bilden und die Kuppel tragen, welche für die Aufnahme der physikalischen Instrumente bestimmt ist. (Der Stein der Weisen, Band 11, Seite 120)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 1994, Seite 91
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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