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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1944

Wegen der Verknappung der Heißdampfzylinderöle mit hohem Flammpunkt ist man vielfach gezwungen, zum Schmieren der Zylinder von Kolbendampfmaschinen minderwertigere Oele zu verwenden. Eine befriedigende Lösung der vorliegenden schmiertechnischen Aufgabe stellt erst das kürzlich auf den Markt gekommene Duo-Dispers-Verfahren nach Manussow dar. Es bedient sich eines kleinen, unmittelbar vor dem Frischdampfeintritt angebrachten Mischgeräts, dem einerseits Schmieröl von dem bereits vorhandenen Schmierapparat aus, andererseits ein schwacher Strom kondensierenden Dampfes zugeführt wird. Dadurch bildet sich in dem Mischgerät eine Wasser-Oel-Emulsion, die unmittelbar in den Hauptstrom des Frischdampfes eingeführt und hier fein verteilt wird, worauf sie dann in bekannter Weise die Schmierung der Zylinderlaufflächen übernimmt, ohne daß die Dampftemperatur abgesenkt zu werden braucht. Außerdem kann die Menge des zugeführten Oeles um 30 bis 50 % (je nach den Betriebsverhältnissen) gegenüber der bisher zugeführten Oelmenge verringert werden. Beides erklärt sich daraus, daß in der schmierenden Emulsion jedes Oelteilchen von einer Wasserhaut umgeben ist, die es vor der unmittelbaren Einwirkung der hohen Dampftemperatur und damit vor Verlusten durch Verkoken und dergleichen schützt. (Die Obst- und Gemüse-Verwertungs-Industrie und Braunschweigische Konserven-Zeitung, 31. Jahrgang, Nummer 5, Seite 91)

Ultramikrometrische Versuche mit schnellen Neutronen wurden an Genen (Erbanlagen) durchgeführt. In diesem Falle steht als Meßreaktion der Mutationsvorgang zur Verfügung, d. h. das Auftreten von Erbänderungen nach Bestrahlung. Die bisherigen Ergebnisse sind recht befriedigend und in guter Übereinstimmung mit früheren Abschätzungen, doch sind die Messungen noch nicht abgeschlossen, da vorläufig nur der Bereich bestimmt wurde, in dem ein Treffer erfolgen muß, um eine beliebige aus einer größeren kreuzungstechnisch gemeinsam erfaßten Gruppe von Mutationen zu erzeugen. Erst weitere Versuche werden den Treffbereich für einen bestimmten Mutationsschritt zu messen erlauben. Es sei jedoch betont, daß die Brauchbarkeit der schnellen Neutronen bzw. der von ihnen ausgelösten Rückstoßprotonen für die Durchführung statistisch ultramikrometrischer Messungen an tiefliegenden Strukturen mit den vorliegenden Versuchen bereits klargestellt ist. Damit ist ein wesentlicher Schritt getan, um einerseits die der Ultramikrometrie mit Röntgenstrahlen anhaftenden Nachteile zu vermeiden und andererseits die in der geringen Durchdringungsfähigkeit der Alpha-Strahlen liegende Beschränkung der allgemeinen Anwendbarkeit zu überwinden. Die Bedeutung übermikroskopischer Meßverfahren an sich bedarf angesichts der allgemein bekannten Ergebnisse der Elektronenmikroskopie weder einer Erläuterung noch einer Hervorhebung. (Forschungen und Fortschritte, 20. Jahrgang, Nummer 13/14/15, Mai 1944)

1894

Der mit dem Namen des berühmten Escamoteurs Bosco bezeichnete Photographie-Automat, der seit kurzem in der Berliner Urania und in Catsan's Panoptikum aufgestellt worden ist, wirkt äußerst überraschend. Man wirft, nachdem man sich vor die Aufnahmeöffnung des nachfolgend abgebildeten Apparats gestellt hat, in den seitlich angebrachten Einwurfschlitz ein 50-Pfennigstück und erhält in den 3,5 bis 4,5 Minuten darauf durch Ausziehen eines Kästchens sein scharf und gut entwickeltes photographisches Porträt in Visitenkartenformat geliefert. Die innere Einrichtung des Apparats ist in complicirter Weise sehr sinnreich angeordnet und functioniert mit voller Sicherheit. Durch das Einwerfen des Geldstückes wird ein Sperrhaken ausgelöst, worauf sich der Mechanismus durch ein Gewicht oder durch eine Feder in Bewegung setzt. Dieser Mechanismus besteht zuerst aus einer in langsame Umdrehung versetzten Trommel, die mit Vertiefungen und Erhöhungen versehen ist. Auf dieser Trommel schleifen Hebel, die durch Gelenkstangen mit dem Plattenmagazin, dem Objectivverschluß, den Hähnen der die chemischen Flüssigkeiten enthaltenden drei Flaschen, dem Plattenhalter und dem Wasserhahn in Verbindung stehen. (Illustrirte Zeitung, Nummer 2654, 12. Mai 1894, Seite 516)

Favé's Apparat zum Registriren von Ebbe und Fluth beruht, ebenso wie die Aneroid-Barometer, auf dem Princip, dass eine mit Luft gefüllte Feder durch stärkeren äusseren Druck zusammengedrückt wird, sich aber beim Nachlassen desselben wieder ausdehnt: ob dieser Druck nun Wasser oder Luft ist, hat auf die Wirkung denselben Einfluss. Das Instrument ist in einer Kapsel wasserdicht eingeschlossen und steht mit dem Wasser nur durch ein nach aussen führendes Rohr in Verbindung, welches den Druck empfängt und nach innen überträgt; durch verschiedene passende Hebelübersetzungen sind die sich ausdehnenden hohlen Federn mit einem Schreibstift verbunden, welcher auf einem rotirenden Schreib-Zifferblatt die Höhe der Fluth in Centimetern registrirt, ganz empfindliche Instrumente werden dadurch erhalten, dass der Druckempfänger aus einem mit Luft gefüllten Kautschukballon besteht. Versuche, die vom Erfinder im Hafen von Brest in einer Tiefe von 150 m angestellt wurden, sollen sehr interessante Resultate ergeben haben, besonders was die Registrirung von Springfluthen und Hochfluthen, sowie Beobachtung des Einflusses des Vollmondes und der Stellung des Mondes in Bezug auf die Erde und die dadurch hervorgebrachten Störungen betrifft. (Central-Zeitung für Optik und Mechanik, XV. Jahrgang, Nummer 9, Seite 118)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 5 / 1994, Seite 132
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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