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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1944

Die Berichte maßgebender Fachleute über ihre Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Ziegelschuttverwertung zeigten, daß es möglich ist, den in den Häusertrümmern vorhandenen Ziegelschutt in Form von Vollsteinen, Hohlblocksteinen und Platten zu verwenden; außerdem ist er ein geeigneter Zuschlagstoff für Stampfbeton. Der Ziegelschutt wird zu diesem Zweck, nachdem Eisen, Glas, Holz und ganze Ziegel sowie Gips- und Schlackenteile durch ungelernte Arbeitskräfte ausgesondert sind, in Steinbrechern zu Ziegelsplitt verkleinert und anschließend in einem Sortierzylinder oder einem Rüttelsieb in drei Korngrößen sortiert. Die kleinen Brocken werden mittels Walzen zu Mehl vermahlen. Der Splitt wird in einem Zwangsmischer zusammen mit einem entsprechenden Binder zu Beton verarbeitet. Erfolgversprechende Erfahrungen wurden bereits in Lübeck, Hamburg und Berlin gesammelt. Besonderes Augenmerk wurde auf sparsamste Verwendung von Zement gerichtet. Man kann ihn weitgehend ge-gen wasserbindenden Kalk austauschen. (VDI-Zeitschrift, Bd. 88, Nr. 51/52, Seite 702, 23. Dez. 1944)

Temperaturmessung des flüssigen Stahles mit Thermoelementen. Deren Nützlichkeit und Einführung in den Betrieb ist von D.A. Oliver und T. Land untersucht worden. Sie benutzten, um ein Verspritzen durch das in den Strahl gehaltene Meßrohr zu verhüten, einen "Temperaturring", der trichterförmig ausgebildet ist und das Thermoelement enthält. Den Gießstrahl läßt man durch ihn hindurchlaufen. Ein solcher Ring bestand in der ersten Ausführung aus Elektrodengraphit, in dem das Element, durch ein Rohr geschützt, eingebaut war. Ein Stahlrahmen ermöglichte es, den Temperaturring auf die Kokille oder Gießform zu setzen. Ein an das Thermoelement angeschlossener Selbstschreiber ergab den genauen Temperaturverlauf. Hauptnachteil war die rasche Auflösung des Graphits und die dadurch bedingte Freilegung des Thermoelement-Schutzrohres. Nach mancherlei Verbesserungen entstand die abgebildete Meßeinrichtung. Das Thermoelement wird unter einem Winkel von 35 Grad 2,5 cm vom unteren Ende des aus feuerfestem Stein bestehenden Trichters eingeführt, reicht 20 mm in den Gießstrahl und besteht aus Platin-Platinrhodium-Drähten. Dieser Meßtrichter kann an Stelle des Umhängetrichters gesetzt werden (Stahl und Eisen, 64. Jg., Heft 48/49, Seite 781, 7. Dezember 1944)

1894

Den alten Orang-Utan, bei dem sich alle Merkmale zur vollen Ausbildung entwickelt haben, kannte man so gut wie gar nicht, so daß man sehr erstaunt über das Aussehen eines von allen Bildern abweichenden alten Orang-Utans war, der sich im Laufe des letzten Jahres in vielen europäischen Hauptstädten vorstellte. Derselbe ist nunmehr gleichzeitig mit einem jüngeren Thiere im Pariser Acclimatisations-Garten der Grippe erlegen und konnte dort genau untersucht und in Gyps abgeformt werden. Den ungewohntesten Anblick boten die backenbartähnlichen Fleischwülste auf beiden Wangen dar, die nur den älteren bis- her unbekannten Thieren zukommen. Es sind bewegliche, halbmondförmige Fleischpolster, ähnlich den Höckern der Kamele oder Bisons. Sie gehen den jüngeren Thieren völlig ab und verändern den physiognomischen Eindruck sehr. Sie können je nach dem darauf ausgeübten Druck hin und her bewegt werden und beim Schlafen als Wangenpolster dienen. Die Untersuchung der Kehlsäcke ergab, dass dieses Organ wie bei allen Anthropoiden doppelt ist; der eine von ihnen ist stärker entwickelt und reitet auf dem andern. Das Volumen dieses grossen Kehlsackes ist beträchtlich und betrug bei dem älteren Affen mehr als 9 Liter. Das Thier kann ihn dauernd mit Luft füllen und sich seiner ebenfalls als Ruhepolster bedienen. In erster Linie dürften die Kehlsäcke aber zur Hervorbringung des weit hörbaren Gebrülls des Affen dienen. (Prometheus, V. Jg., Nr. 260, Seite 830)

Anschütz's Schnellseher. Bekanntlich hat Herr Anschütz als Erster es vermocht, Serienaufnahmen von in der Bewegung befindlichen Menschen und Thieren anzufertigen und diese dann mit Hülfe seines sogenannten elektrischen Schnellsehers dem Auge so vorzuführen, dass das Objekt als in der Bewegung befindlich sich darstellt. Dieser Anschütz'sche elektrische Schnellseher hat nun seit kurzem eine hochwichtige weitere Ausbildung erfahren, indem es Herrn Anschütz gelungen ist, die sich bewegenden Bilder – dieses dürfte der zutreffendste Ausdruck für das interessante Schauspiel sein – mit Hülfe eines Projektionsapparates in Lebensgrösse auf einem weissen Hintergrunde vor einer beliebigen Menge von Zuschauern erscheinen zu lassen. Am 25. November d. J. fand vor einem geladenen Publikum die erste derartige öffentliche Vorführung statt. Während früher die mittelst des elektrischen Schnellsehers belebten Bilder nur die Grösse der Originalaufnahme hatten, also nur von wenigen Personen gleichzeitig beobachtet werden konnten, sind dieselben jetzt einem grossen Auditorium bequem und deutlich sichtbar. Auf diese Weise ist man im Stande, Vorträgen eine derartige Lebendigkeit und eine derartige den Zuhörer ergreifende und mit sich fortreissende Wirkung zu verleihen, wie dies bisher auch nicht annähernd möglich war. (Polytechnisches Centralblatt, 56. Jg., Nr. 4, Seiten 54 bis 55, 3. Dezember 1894)

Das idealste aller Brennmaterialien ist der freie Wasserstoff selbst; in ihm haben wir das Brennmaterial der Zukunft zu suchen. Auf den Wasserstoff richten sich die Blicke weitschauender Forscher, welche sich nicht verhehlen können, dass alle anderen Brennmaterialien dieser Erde einmal zu Ende gehen müssen. So wird uns denn einmal nichts Anderes übrig bleiben, als aus dem unerschöpflichen Wasservorrath der Erde den Wasserstoff zurückzugewinnen, aus dem eben dieses Wasser entstanden ist. (Prometheus, V. Jg., Nr. 249, Seite 652)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 1994, Seite 85
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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