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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1945

Die stärkste bislang verfügbare Aluminium Legierung für kommerzielle Verwendung ist unlängst von der Reynolds Metals Company in USA vorgestellt worden. Diese Legierung, R303 benannt, wird aus Magnesium, Zink und Kupfer hergestellt. ... Sie ist fast dreimal druckfester als Baustahl und um mehr als 50 Prozent zugfester. (Scientific American, Band 172, Heft 7, Seite 7, Januar 1945)

Kriegschirurgie. Während die Friedenschirurgie sich an einem gleichbleibenden Krankenmaterial gleichmäßig entwicklen kann und sich so den Forschungen und Erkenntnissen entsprechend aufbaut, geht die Entwicklung der Kriegschirurgie sprungweise vor sich. Ihre Besonderheiten sind eben nur im Kriege zu erfassen. Nur im Kriege ist ihr Ausbau, ihre Fortentwicklung möglich. Ist der Krieg zu Ende, so tritt, schon nach wenigen Jahren der Auswertung und Niederlegung der Erfahrungen ein Stillstand ein. Sinngemäß erlischt das allgemeine Interesse, da man sich anderen Fragestellungen zuwendet. Deshalb erscheint es umso notwendiger, die Zeit eines Krieges voll auszunützen, um Erkenntnisse zu sammeln, die unmittelbar den Verwundeten noch dieses Krieges zugute kommen. In zweiter Linie können die Erfahrungen natürlich auch von Bedeutung für die Friedenschirurgie sein. (Schweizerische Medizinische Wochenschrift, 75. Jg., Nr. 1, Seite 1)

Das photokopierte Buch. Bisher war es üblich, daß die Druckereien den Satz, nach dem ein wissenschaftliches Buch gedruckt wurde, so lange stehen ließen, bis eine neue Auflage gebraucht wurde. So haben sich in den Druckereien große Mengen Stehsatz in Form der metallenen Lettern angesammelt. Durch eine jetzt erfolgte neue Produktionsregelung werden auch diese wertvollen Metallvorräte für kriegswichtige Zwecke frei werden, ohne daß die Herstellung wissenschaftlicher Bücher behindert wird. Der Satz von wissenschaftlichen Büchern und größeren Broschüren, die neu gesetzt und gedruckt werden, darf künftig höchstens zwei Monate stehen bleiben. ... Der Stehsatz von Werken, von denen zur Zeit keine neue Auflage vorgesehen ist, wird eingeschmolzen. Daher können künftig, von wenigen genehmigungspflichtigen Ausnahmen abgesehen, Neuauflagen von wissenschaftlichen Büchern nicht mehr in Buchdruck, sondern nur durch photomechanische Vervielfältigung hergestellt werden. Der Drucker muß vor der Beseitigung des Satzes drei Vorlagen oder Abzüge davon machen, nach denen später jederzeit die neue Auflage photomechanisch, also nicht mehr in Buchdruck, hergestellt werden kann. Einen Abzug erhält der Verleger, je einen anderen muß der Drucker an zwei Orten sicherstellen. (Papier-Zeitung, 70. Jg., Nr. 1, Seite 10)

Erdölbohrung von 4657 Metern. In West-Texas wurde 65 km südlich Fort Stickton die derzeit tiefste Erdölbohrung niedergebracht; sie erreichte eine Endteufe von 4657 m und führt die Bezeichnung Ada C. Price Nr. 1. Beim Beginn der Arbeit hatte man nicht die Absicht, eine besonders große Teufe zu erzielen; man wollte nur die in großer Tiefe liegenden besonders ölergiebigen Bodenschichten untersuchen und war erst im Verlauf des Niederbringens gezwungen, immer tiefer zu bohren. Besonders beachtlich ist, daß die Bohrung mit normalem neuzeitlichen Gerät niedergebracht wurde. Begonnen wurde im Seilschlagverfahren; nach 159 m Teufe wurde zum Dreh-(Rotary-)Bohrverfahren übergegangen. (VDI-Zeitschrift, Bd. 89, Nr. 1/2, 6. Januar 1945)

Edison's Kinetoscop. In der That geht Edison's Erfindung ... von dem Verfahren aus, in schnellstem Tempo vor den Augen des Zuschauers eine Reihe von Bildern vorüber zu führen, die mit Hilfe der Chromophotographie in den denkbar kürzesten Intervallen von einer Scene bezw. einer Handlung aufgenommen sind ... Wie es unsere Abbildung veranschaulicht, läuft das Band über die Rollen P und S, zwischen denen das um eine verticale Achse sich drehende Scheibenrad V angeordnet ist. Dieses Scheibenrad ist mit einem Schlitze F versehen, der dem Beobachter gestattet, das photographische Band zu erblicken, so oft es vor dem Guckloch des Kinetoscops vorbei passirt. Der Erfinder bleibt bei diesem Resultate noch nicht stehen, sondern trägt sich mit einem weiteren Plan, dessen Verwirklichung es dem zahlreichen Publicum eines ganzen Saales möglich machen würde, dem Verlauf einer Handlung in der Weise mit den Augen zu folgen, wie es jetzt das Kinetoscop für einen einzigen Zuschauer gestattet. Zu diesem Zwecke hat er mit dem Kinetoscop eine Vorrichtung verbunden, die wie eine Laterna Magica, die Bilder vergrössert auf einer Wand abspiegelt, sodass sie in der natürlichen Grösse der Gegenstände erscheinen. Und um diesen Spiegelungen den vollen Schein der Wirklichkeit zu verleihen, ertönen aus einem Phonographen gleichzeitig die Worte bezw. Klänge, die dieser in demselben Augenblick aufgenommen hat, als die Photographien der betreffenden Scenen entstanden. Künftighin könnte man also in seinem eigenen Zimmer durch Druck auf einen Knopf sich eine amüsante Komödie oder eine erschütternde Tragödie vorspielen lassen, die der Zauberkasten in beliebiger Auswahl enthalten kann. (Uhland's Verkehrszeitung und Industrielle Rundschau, IX. Jg., Nr. 5, Seite 17)

Die Entdeckung von Kometen erfordert sehr viel Geduld und Ausdauer in dem Durchmustern des Himmelsgewölbes. Herr F.W. Denning hat in Bristol im Ganzen fünf neue Kometen entdeckt und hat hierzu den Himmel 596 Stunden lang durchmustert. Hiernach würde also 1 Komet auf je 119 Stunden Arbeit kommen; oder, wenn ein Beobachter unter ähnlichen Verhältnissen, wie Herr Denning zu Bristol beobachtete, nach Kometen zwei Stunden lang in jeder klaren, mondlosen Nacht sucht, dann wird er erwarten können, in 60 Nächten einen zu finden. (Naturwissenschaftliche Rundschau, X. Jg., Nr. 2, Seite 16), 12. Januar 1895)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 1995, Seite 85
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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