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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1946

Die Erforschung der Isomerie darf noch keineswegs als abgeschlossen betrachtet werden; vielmehr sind noch viele Probleme ungelöst. Im allgemeinen ist die Untersuchung der Isomerie sehr erschwert durch die Tatsache, daß mindestens einer der isomeren Kerne intensive Strahlung aussendet, die meist wesentlich durchdringender ist als die dem Energieunterschied der beiden entsprechenden Strahlung. Von diesen störenden Folgeaktivitäten sind die Isomeren der stabilen Kerne frei, so daß diese ein bevorzugtes Mittel für die Erforschung der Isomerie abgeben werden. Als ganz wesentliches Moment kommt noch hinzu, daß dabei noch der eine Partner des Paares den allgemeinen physikalischen Untersuchungsmethoden zugänglich ist, so daß z. B. der Kernspin und andere Kernmomente untersucht werden können, was für die Kernisomerie von größter Wichtigkeit sein wird. (Zeitschrift für Naturforschung, Bd. 1, Heft 1, Seite 3)

Schiffssteuerung durch Radar. Die britische Admiralität sandte am Donnerstag das erste ferngelenkte Schiff in den stark belebten Kanal. Durch eine neuerfundene drahtlose Fernsteuerung findet das Schiff ohne Steuerung nach dem Kompaß, ohne Männer im Ausguck oder auf der Kommandobrücke durch Lenkung vermittels neuartiger Radar-Apparate automatisch seinen Weg selbst durch verkehrsreiche Wasserstraßen. (Neue Physikalische Blätter, 2. Jg., Heft 1, Seite 22)

Atomexperimente beim Bikini-Atoll. Eine Flotte von 97 Schiffen soll Anfang Mai in den Gewässern von Bikini-Atoll, einer der nördlichsten Marschall-Inseln, vor Anker gehen. Es handelt sich um ausgediente Schiffe, die zu Versuchen über die Wirkung von Atombomben dienen sollen. Vizeadmiral W. H. P. Blandy, der amerikanische Chef für Seekriegswaffen, sagte, daß es sich nicht um internationale Operationen, sondern um ein wissenschaftliches Experiment der amerikanischen Regierung handle. Unter den veralteten Schiffen befinden sich unter anderem zwei Flugzeugträger und fünf Schlachtschiffe. (Neue Physikalische Blätter, 2. Jg., Heft 1, Seite 22)

1896

Denn eine Theorie (wie die neuere Energetik), welche um ihre Existenz zu wahren, darauf angewiesen ist, den wirklichen Problemen auszuweichen, wurzelt nicht mehr in dem Reich der Naturwissenschaft, sondern auf metaphysischem Boden, wo ihr die Waffen der Empirie allerdings nichts mehr anhaben können. Darum halte ich es für meine Pflicht, mit allem Nachdruck Verwahrung einzulegen gegen den weiteren Ausbau der Energetik in der von ihr in neuerer Zeit eingeschlagenen Richtung, welche gegenüber den bisherigen Ergebnissen der theoretischen Forschung einen empfindlichen Rückschritt bedeutet und nur den einen Erfolg haben kann, die Jünger der Wissenschaft statt zu gündlicher Vertiefung in das Studium der vorliegenden Meisterwerke, zu dilettantenhaften Speculationen zu ermuntern und dadurch ein weites und fruchtbares Gebiet der theoretischen Physik auf Jahre hinaus brach zu legen. (Max Planck in: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 57, Seiten 77 bis 78)

Der Menschenfund aus Java. In einer am 14. December abgehaltenen ausserordentlichen Sitzung der Berliner anthropologischen Gesellschaft legte der Entdecker des Pithecanthropus erectus, Herr Dubois, seine Funde vor und erörterte in eingehendem Vortrage die theils menschlichen, theils pithecoiden Merkmale derselben. In Kürze ist das Ergebniss folgendes: 1) Das Schädeldach hat grosse Aehnlichkeit mit einem Hylobates-Schädel (Gibbon), kann aber mit der von Herrn Dubois berechneten 1000 cm3 Schädel-Capacität nicht einem Affen angehört haben; das weit nach vorn gerückte Hinterhauptsloch weist auf aufrechten Gang. 2) Der Oberschenkelknochen hat vorwiegend menschlichen Charakter, weist aber auch pithecoide Merkmale auf. 3) Die Backzähne sind im wesentlichen pithecoid. Ueber die Zusammengehörigkeit der Stücke lassen die Umstände, unter denen sie gefunden worden sind, Herrn Dubois zufolge, keinen Zweifel. In der an den Vortrag sich anschliessenden Erörterung erklärte Herr Nehring die Ausführungen des Herrn Dubois für überzeugend, wies aber auf die Schwierigkeiten hin, die das gleichzeitige Auftreten des Menschen im europäischen Pleistocän und des Pithecanthropus im javanischen Pleistocän bieten würde... Herr Virchow widerlegte die Meinung englischer Forscher, die den Pithecanthropus-Schädel mit dem bekannten Neanderthal-Schädel verglichen, und wies auf die den Affenschädeln eigenthümliche, tiefe Einsenkung zwischen Orbital- und Cerebraltheil hin. (Naturwissenschaftliche Rundschau, 11. Jg., Nr. 1, Seite 16)

Trainir-Fahrrad für die Winterzeit. Der Apparat ist so eingerichtet, daß er ganz unabhängig vom Fahrrade eine dem wirklichen Fahren sehr nahe kommende Bewegung gestattet, respective erfordert. Um nun einen hohen Widerstand und eine große Schwungkraft zu erzeugen, ist das Laufrad durch massive, circa 20 bis 30 Kilogramm wiegende Eisenringe, die im Innern des Felgenkranzes eingelegt sind, stark beschwert, und außerdem ist eine recht hohe Uebersetzung gewählt. Da es auf die Umdrehungszahl des Hinterrades ja gar nicht ankommt, so kann man die Uebersetzung beliebig hoch wählen, denn je höher die Uebersetzung und je schwerer die eingelegten Eisenringe sind, desto mehr Kraft muß man anwenden, das Rad in schneller Drehung zu halten... Das Metronom ist Zeitmesser und Schrittmacher, das Kilometer-Zählwerk giebt genau jeden Kilometer an, und man kann sich somit leicht controliren. (Der Stein des Weisen, Band 15, 1896, Seite 28)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 1996, Seite 101
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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