Direkt zum Inhalt

Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1946

Der von Ing. E. Runte entwickelte Geländespeicher besteht aus einer elektrischen Widerstandsheizung, mit der im Sommer trockener Erdboden, Fels, Sand und Molasse usw. mit Abfallenergie aufgeheizt wird, um die so gespeicherte Wärme im Winter zur Raumheizung verwenden zu können... Ein elekrischer Lufterhitzer, der über Tag angeordnet werden soll, heizt einen Luftstrom, der durch Kanäle im Boden zirkuliert und so den Speicherkern bis auf 800 °C erwärmt. Die als Wärmespeicher dienenden Nagelfluhbänke sollen seitlich und oben durch Hohlkörper und Schlacke gegen Wärmeverluste und durch eine Gussasphaltdecke gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Im Winter tranportiert die zirkulierende Luft die Speicherwärme zu einem Wärmeaustauscher, der das Wasser der Zentralheizung erwärmt. (Schweizerische Bauzeitung, Bd. 127, Nr. 18, S. 252)

Versuche mit V2 in USA. Für den Druckknopf-Krieg der Zukunft fand letzte Woche auf einem Versuchsfeld in Neu-Mexiko eine erste Probe statt... Die Armee hat noch mehr V 2-Raketen, von denen die meisten jetzt aus erbeuteten deutschen Teilen von der General Electric Comp. zusammengestellt werden... Die deutschen Wissenschaftler brauchten 12 Jahre, um die V 2 zu entwickeln, die amerikanischen Fachleute mit Hilfe deutscher Techniker, die in "freiwilliger Schutzhaft" arbeiten, fast ein Jahr, um zu lernen, wie man sie handhabt. Aber die Armee will sich nicht mit diesen Erfolgen aus zweiter Hand zufrieden geben. Sie wird bald mit der Arbeit an größeren Raketen mit größerer Reichweite beginnen, die zum Transport einer erheblichen atomaren Nutzladung konstruiert sind. Die Rakete der letzten Woche hat ein Leergewicht von 5 Tonnen und führt 8 Tonnen Brennstoff... Die Steuerung erfolgt durch Kreiselvorrichtungen, die auf dem Boden eingestellt werden. Wenn die Rakete einmal in der Luft ist, kann sie nicht mehr auf einen neuen Kurs eingerichtet werden. Alles was man noch tun kann, ist das Abschalten der Kraft durch Funk. Wie die Fachleute des Heeres hoffen, werden die Supervergeltungswaffen der Zukunft gelehriger sein. (Neue physikalische Blätter, 2. Jahrgang, Heft 5, Seite 125, Mai 1946)

1896

Unter zahllosen Bildern, die für die wunderbare Leistung des Edison'schen Kinetoskopes Zeugnis ablegen, sei nur eines erwähnt, welches einen auf einer Orgel gymnasticirenden Affen darstellt. Die Ausprägung bei dem Sprunge des Thieres thätigen Muskeln ist eine erstaunlich genaue, der Sprung tritt geradezu faßbar in die Erscheinung. In jüngster Zeit haben die Brüder Lumière in Lyon einen verbesserten Apparat dieser Art unter dem Namen Kinematograph öffentlich producirt und damit mit Recht großen Beifall geerntet. Der Apparat führt 900 Bilder in der Minute vor. Die Erfindung ist vornehmlich deßhalb werthvoll, da es möglich ist, große Bilder zu projiciren, wodurch die Deutlichkeit der Bewegungsphase wesentlich erhöht wird, während die früheren Apparate nur kleine Bilder zeigen, welche in diesem Punkte immerhin noch Manches zu wünschen übrig lassen. (Der Stein der Weisen, Band 15, Seite 335)

Transplantationsversuche an Regenwürmern. Es gelang, Theilstücke, welche durch quere Durchtrennung ungefähr in der Mitte des Körpers gewonnen waren, wieder zu einem Individuum zu vereinigen, und zwar bei Theilen zweier verschiedener Individuen ebenso gut wie bei Theilen desselben Thieres. Darmcanal und Blutgefässe beider Thiere verwuchsen vollständig miteinander... Auch die Vereinigung zweier Hinterstücke gelang verhältnissmässig leicht. Trotzdem den so zusammengeheilten Thieren eine fernere Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich war, konnten sie wochenlang am Leben erhalten werden. Schwieriger war die Vereinigung zweier Kopfstücke, da die entgegengesetzt gerichteten Bewegungsversuche der Theilstücke das Verheilen hinderten und meist früher oder später zum Auseinanderreissen der Theile führte. In einem Falle gelang die vollständige Verheilung, doch erfolgte am 16. Tage der Tod durch Platzen des überfüllten Darmes. (Naturwissenschaftliche Rundschau, XI. Jg., Nr. 18, Seite 235)

Beleuchtung des Magens. Der Privatdocent Dr. Rosenheim in Berlin bewies, dass bei der überwiegenden Mehrzahl aller Menschen ohne besondere Schwierigkeiten es möglich ist, ein gerades, starres Rohr von 12 mm Durchmesser weit in den Magen einzuführen, wenn man die Untersuchung unter geeigneten Bedingungen, d. h. in Rückenlage mit rechts seitwärts gedrehtem Kopf vornimmt. Der Magenspiegel (Gastroskop) selbst ist ein 68 cm langes, gerades Metallrohr, das einen beweglichen optischen Apparat (terrestrisches Fernrohr), eine Wasserleitung zum Kühlen und einen Kanal für Luftzufuhr in den Magen, um die Wände dadurch zum Klaffen zu bringen, enthält. An der Spitze des Instruments, dessen Einführung vom Munde her freilich grosse Uebung und Vorsicht erheischt; befindet sich ein elektrisches Glühlicht, dessen Leitungsdrähte ebenfalls in dem 12 mm breiten Rohr verlaufen. Die Bilder vom Mageninnern nimmt ein Prisma auf, das bald rechtwinklig, bald spitzwinklig, je nach Lage, Grösse und Form des Magens gewählt wird; sie lassen an Schärfe nichts zu wünschen übrig. Besonders wichtig ist, dass es gelingt, die anatomischen Veränderungen an der Mündungsstelle des Magens in den Darm klar zu erkennen. Damit ist die Frühdiagnose des Magenkrebses in sehr vielen Fällen gesichert, was von grösster praktischer Bedeutung ist, da der Krebs gerade an der erwähnten Stelle für ein frühzeitiges operatives Engreifen die günstigsten Chancen bietet. (Central-Zeitung für Optik und Mechanik, XVII. Jg., No. 10, Seite 98)



Aus: Spektrum der Wissenschaft 5 / 1996, Seite 125
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.