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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1946

Das Histamin hat in den letzten Jahren einen immer bedeutenderen Platz in der Allergieforschung eingenommen. Besonders die eosinophilen Leukozyten sollen in ziemlich reichhaltigem Maße Histamin enthalten. Außer bei allergischen Vorgängen soll Histamin auch bei Schock nach Trauma und bei Infektion vorkommen. (Schweizerische Medizinische Wochenschrift, 76. Jg., Nr. 29, Seite 668)

Uranspaltung. Eine auffallende Besonderheit der bei der Bestrahlung des Urans mit Neutronen auftretenden Spaltprozesse ist die große Mannigfaltigkeit der Reaktionen. 25 verschiedene chemische Elemente in Form von etwa 100 verschiedenen aktiven Isotopen wurden bisher einwandfrei nachgewiesen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß noch weite-re, vor allem auch besonders langlebi-ge Isotope aufgefunden werden. (Die Naturwissenschaften, 33. Jg., Heft 2, Seite 40)

Die deutschen Sternwarten haben während des Krieges und in der ersten Nachkriegszeit schwere Verluste gehabt, so daß die verbliebenen Beobachtungseinrichtungen kaum noch die Hälfte des Vorkriegsstandes erreichen. Schon vor dem Kriege waren verschiedene Sternwarten bzw. Lehrstühle weggefallen, so Tübingen, Greifswald, Kiel und Frankfurt a. Main. Durch Bomben sind die Sternwarte Leipzig völlig zerstört, die Sternwarte München und das Astrophysikalische Observatorium Potsdam stark beschädigt worden. Die Sternwarten Königsberg und Breslau sind mit den Ostgebieten verloren gegangen. In der Nachkriegszeit wurden durch Ablieferung der meisten neueren Instrumen-te als Wiedergutmachungsleistung und durch andere Kriegsfolgen die Sternwarten Babelsberg, Potsdam, Sonneberg und Jena stark betroffen, so daß heute nur noch 4 größere Institute voll arbeitsfähig sind. (Neue Physikalische Blätter, 2. Jg., Heft 7, Juli 1946, Seite 186; nach Zensur herausgegeben Anfang Dezember)

Die deutschen Verlagsrechte für sämtliche Veröffentlichungen zwischen 1939 und 1945 wurden beschlagnahmt, um den amerikanischen Wissenschaftlern das Studium der deutschen Forschungsergebnisse in den Kriegsjahren zu ermöglichen. (Universitas, 1. Jg., Heft 4, Juli 1946, Seite 503)

1896

Ein neuer äusserst leichter Petroleummotor soll in Amerika erfunden worden sein, von Kanne in Chicago; ein vierpferdiger Motor soll nur 22,5 kg wiegen, das macht für ein Pferd 5,6 kg! Der Motor arbeitet im Viertakt (Abbildung). Während des Ansaugens fällt das Petroleum durch sein eigenes Gewicht in den Zylinder auf einen Metalldraht in dessen oberem Teile. Der Draht bildet Windungen, durch die der Strom der elektrischen Batterie geht, die auch zum Entzünden der Ladung dient, wodurch er etwas erwärmt und die Verdampfung des Petroleums erleichtert wird. Die Verdampfungswärme gibt auch der Zylinder selbst her, so dass eine Mantelkühlung entbehrlich ist, wie auch eine besondere Vorrichtung für die Sättigung der Luft mit Petroleumdämpfen. Die Einlassventile öffnen sich durch den Saugdruck, das Auslassventil wird gesteuert. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 82. Jg., Nro. 25, Seite 199)

Der erregende Bestandteil des Haschisch oder Charras. Die Herren Wood und Easterfield fanden, dass das Charras 31% seines Gewichtes einer flüchtigen, bei 265 – 2700 siedenden Verbindung (C18H24O2) enthält, welche sie Cannabinol nennen und für den Träger der erregenden Wirkung halten. Dieses Cannabinol ist eine rothe, bei gewöhnlicher Temperatur halbfeste Masse, die bei 600 völlig flüssig ist, ein Acetat und Benzoat liefert und nitrirt werden kann. Herr Marshall hat die physiologische Wirkung dieses Cannabinols untersucht und fand, dass bereits Mengen von 0,1 – 0,15 g einen deutlichen Rausch erzeugten, der sich durch Ausbrüche unwillkürlichen Gelächters, unzusammenhängendes Sprechen und unsichern Gang verrieth. Dabei trat ein vollständiger Verlust von Zeitgedächtnis und eine Empfindung äusserster Glückseligkeit ein. Die Sinnesempfindungen erschienen etwas geschwächt, der Puls stieg, aber es traten niemals Hallucinationen ein. Die stärkeren Symptome hielten ungefähr 3 Stunden an. (Prometheus, Jg. VII, No 358, Seite 734)

Die eigenthümlichen unsichtbaren Strahlen, welche die Uransalze aussenden, auch wenn sie Monate lang der Einwirkung des Lichtes entzogen waren, haben nach den Untersuchungen ihres Entdeckers, Henri Becquerel, alle Eigenschaften, die den Röntgenstrahlen zukommen, und unterscheiden sich von diesen nur durch die Eigenschaft, wie das Licht gespiegelt und gebrochen zu werden. Der Umstand, dass alle untersuchten Uransalze, mochten sie fluorescirend sein oder nicht fluorescirend, krystallisirt, geschmolzen oder gelöst, diese Strahlen mehr oder minder stark aussandten, führte Herrn Becquerel auf den Gedanken, das Uranmetall könnte noch stärkere Wirkungen ergeben als seine Verbindungen; und in der That gab ein Versuch mit käuflichem Uranpulver bedeutend stärkere photographische Wirkungen als die Uransalze und selbst als das wirksamste Urankaliumsulfat. Noch besser war der Erfolg, als die Versuche mit grösseren Massen Uranmetall, die Herr Moissan jüngst darzustellen vermochte, wiederholt wurden. (Naturwissenschaftliche Rundschau, XI. Jg., Nr. 28, Seite 364)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 1996, Seite 125
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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