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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1946

Das Auto hat vor allem in USA schon sehr bestimmte neue Formen angenommen, die jetzt für alle Welt Vorbild werden. Die Konstrukteure drüben haben, ohne am Althergebrachten kleben zu bleiben, gründlich und neu geplant, und die Ergebnisse dürften in sehr kurzer Zeit allgemein Erstaunen hervorrufen... Bei der Anwendung der richtigen Stromlinienform entsteht ein großer Innenraum, der sich sehr gut ausnutzen läßt. Die Grundform ist ein langgestrecktes halbes Ei. Die Aus- und Anbauten schwinden auf ein Mindestmaß, man sieht wenig äußeren Schmuck. Auffällig ist die "Stumpfnäsigkeit", und selbst der Ringfender außen herum tritt nur wenig hervor, zumal er eigentlich nur noch zum Schein da ist. Die schräg nach hinten geneigte Windschutzscheibe besteht nicht aus Glas; der Form sich anschmiegende Zellglasscheiben bieten nach allen Seiten guten Aus- und Rundblick. Der Wagenkörper ist außen völlig glatt, selbst die Türgriffe sind durch Druckknöpfe ersetzt. (Orion, Heft 5, 15. August 1946, Seite 3)

Deutsche Akademie der Wissenschaften. In Anwesenheit von Vertretern der Alliierten Militärregierungen, der Präsidenten der Zentralverwaltung der sowjetischen Zone, der Rektoren der Universitäten und Hochschulen sowie des Magistrats der Stadt Berlin, fand am 1. August im Deutschen Theater in Berlin die feierliche Eröffnung der "Deutschen Akademie für Wissenschaften" statt. (Universitas, 1. Jg., Heft 5, August 1946, Seiten 642 bis 643)

Eine langsame Partikelstrahlung der Sonne. Aus dem Verhalten schwächerer erdmagnetischer Störungen gelang es durch Anwendung der Methode der überlagerten Stichtage nachzuweisen, daß von den Filamenten auf der Sonne (auf der Scheibe beobachtete Protuberanzen) dauernd eine Partikelstrahlung ausgeht, welche die Erde bei geeigneter Position des Filaments 3-4 Tage nach dessen Durchgang durch den Zentralmeridian erreicht. Die Geschwindigkeit beträgt somit ~ 500 km/sek.und ist wesentlich kleiner als diejenige der von intensivsten chromosphärischen Eruptionen ausgehenden Partikelstrahlung, welche nur etwa einen Tag unterwegs ist. Bei großer Fleckentätigkeit scheint die Laufzeit dieser "langsamen" Partikelstrahlung auf zwei Tage herunterzugehen, die mittlere Geschwindigkeit also auf ~1000 km/sek. anzusteigen. (Die Naturwissenschaften, 33. Jg., Heft 4, 30. August 1946, Seite 118)

1896

Es war dem Prof. Ludwig Zehnder gelungen, eine verbesserte haltbare Röhre (für Röntgen-Strahlen) herzustellen, die die Arbeit ungemein erleichtert und bei photographischen Aufnahmen zuverlässiger ist als die bisher benutzten Röhren. So war es möglich, Theile des ganzen Menschen mittels größerer Platten und bei größerem Abstand von der Röhre photographisch aufzunehmen. Durch die weitere Entfernung wurde in erster Linie natürlich auch die Schärfe der Bilder wesentlich verbessert. Die Röhre wurde genau über der Mitte des menschlichen Körpers in einem senkrechten Abstand von 60 Cmtr. von der photographischen Trockenplatte angebracht, auf der das Modell lag. Die Strahlenwirkung betrug für den Kopf 60, für die Brust 6, für die Kniegelenke 50, für das Becken 60 und für die Füße, Arme und Hände je 15 Minuten. Sämtliche Photographien in ihrer Vereinigung ergaben ein Bild von über 2 Mtr. Höhe. (Illustrirte Zeitung, Band 107, No 2773, 22. August 1896, Seite 231)

Elektrische Stubenheizung. Neuerdings hat man versucht, die Eigenschaften des elektrischen Stromes, das Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu zerlegen, der Zimmerheizung dienstbar zu machen. Am Boden eines mässig grossen Beckens, dem ständig Wasser zufließt, werden zwei Leitungsdrähte festgelöthet, deren Pole Platinbleche tragen, welche durch übergestülpte Glascylinder von der Luft abgeschlossen sind. An diesen im Wasser liegenden Polen entwickelt sich, sobald Strom durch die Leitung geht, einerseits Wasserstoff andererseits Sauerstoff in grossen Blasen. Diese Gase werden durch einen Hahn mit zwei konzentrischen Oeffnungen geleitet. Der Wasserstoff drängt sich aus dem äusseren Schlitz hervor und bildet, zur Entzündung gebracht, eine hohe Flamme, deren Wärme durch das Zublasen des Sauerstoffs aus dem inneren kreisförmigen Schlitze auf 1200° R. gebracht werden soll. Diese Flamme wird auf eine Chamotteplatte von entsprechender Grösse geleitet, welche innerhalb von 30 Minuten in Weissgluth erstrahlt und die zur Heizung des Raumes erforderliche Wärme abgiebt. (Hannoversches Gewerbeblatt, Nr. 15, 1896, Seite 117)

Nansenexpedition. Von seiner Polar-Expedition, die er am 4. August 1893 angetreten, ist Herr Fr. Nansen in Begleitung des Herrn Johansen glücklich zurückgekehrt. Der Plan, welcher der Expedition zu grunde gelegen: das Expeditionsschiff im Eise festfrieren und dann von der polwärts gerichteten Trift des sibirischen Eismeeres nach Norden, vielleicht bis zum Nordpol, treiben zu lassen, hat sich insofern als richtig erwiesen, als in der That das Schiff, der "Fram", nachdem es nördlich von den Neusibirischen Inseln an einem Eisfelde befestigt und bald vom Eise ganz eingeschlossen war, bis 84°4' nördl. Br. getrieben wurde. Am 15. März 1895 verliessen dann Nansen und Johansen, mit Hunden, Schlitten, Booten und Proviant ausgerüstet, das Schiff in 83°59' nördl. Br., um das Meer nordwärts zu durchforschen, die höchstmögliche Breite zu erreichen und über Franz-Josef-Land nach Spitzbergen zu gehen, wo sie sicher ein Fahrzeug zu treffen hofften... Als wichtige Thatsache ist dem ersten kurzen Berichte Nansens zu entnehmen, dass das Polarmeer nördlich von 79° nördl. Br. überall zwischen 1600 und 1900 Faden Tiefe hat, wodurch die Annahme eines seichten Polarmeeres hinfällig wird. Ueber die wichtigengeographischen, meteorologischen und astronomischen Beobachtungen wie die biologischen Sammlungen werden die späteren, ausführlichen Berichte Aufschlüsse bringen. (Naturwissenschaftliche Rundschau, XI. Jg., Nr. 35, Seiten 451 bis 452)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 1996, Seite 91
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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