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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1946

Vier neue chemische Elemente sind neuerdings in den Vereinigten Staaten entdeckt worden. Von den bisher bekannten 92 chemischen Elementen waren zwei, nämlich die mit den Ordnungszahlen 43 und 61, bis jetzt in der Natur nicht vorgefunden worden. Nun konnte Prof. Coryell sie bei der Spaltung von Uran in reiner Form gewinnen. Die beiden Elemente, die noch keinen Namen erhielten, sind radioaktiv. Die ihnen von vermeintlichen Entdeckern früher gegebenen Namen Masurium und Illinium sind hinfällig. Ferner hat Dr. Seaborg, ein bekannter Atomforscher, außer den in jüngster Zeit entdeckten schwersten Elementen Neptunium (Ordnungszahl 93) und Plutonium (Ordnungszahl 94), von denen das letztgenannte als Bestandteil der Atombombe zu Bedeutung gelangt ist, noch zwei weitere schwerere Elemente, nämlich die mit den Ordnungszahlen 95 und 96, entdeckt. Er nannte sie Americum (Am) und nach dem Atomforscher-Ehepaar Curie Curium (Cm). (Orion, Heft 7, Seite 28, Oktober 1946)

Augenbank. In den Vereinigten Staaten ist eine "Eye Bank" geschaffen worden. Anfang 1946 schätzte man die Zahl derjenigen, die durch eine Hornhautplastik geheilt werden könnten, auf 10000 (von insgesamt 250000 Blinden in den U.S.A.). Von dem neuen Zentrum aus wurde durch Presse und Radio ein Feldzug organisiert, um die Menschen gleich welchen Alters zu veranlassen, ihre Augen nach ihrem Tode der Eye Bank zu vermachen. Die Entnahme muß innerhalb 12 Stunden nach dem Tode erfolgen. Im Institut werden die Augen geprüft und gewissen Untersuchungen unterworfen. Die Transplantation muß spätestens 72 Stunden nach dem Tode des Spenders vorgenommen werden. Alle großen Luftverkehrsgesellschaften haben sich zum Transport innerhalb dieser Frist bereit erklärt. Mehr als 80 Krankenhäuser sind dem Augendepot angeschlossen... Die Organisation umfaßt einen chirurgischen Spezialdienst. (Schweizerische Medizinische Wochenschrift, 76. Jg., Nr. 41, Seite 1946)

Erste Durchleuchtungsaufnahmen mit langsamen Neutronen. Neutronen schwärzen eine photographische Schicht praktisch nicht, weshalb man gezwungen ist, eine Zwischenschicht zu benützen, welche bei Neutroneneinfall eine die Photoschicht schwärzende Strahlung emittiert, zum Beispiel Alpha- oder Gamma-Strahlen oder Elektronen. Eine solche Zwischenschicht bezeichnen wir als "Strahlenwandler" in Anlehnung an den Begriff des Bildwandlers, welcher ein optisches Bild in ein Elektronenbild verwandelt. Als erster Strahlenwandler wurde eine Silberplatte benutzt vom gleichen Format wie die Photoschicht. Reine Neutronenbilder wurden erzielt, indem der Strahlenwandler (die Silberplatte) ohne Film aktiviert und erst nach der Neutronenbestrahlung auf den Film gelegt wurde. Die Silberplatte wird also bei der Bestrahlung entsprechend der Neutronendichte radioaktiv, dient nach Abschaltung der Neutronenquelle als Bildspeicher und gibt so auf den Film gelegt ein Elektronenbild der künstlichen Radioaktivität allein, ohne vagabundierende Wellenstrahlung im Raum. (Zeitschrift für Naturforschung, Band 1, Heft 10, Seite 557, 1946)

1896

Die angebliche, von den Anhängern der Leichenverbrennung angeführte Gefahr der Verbreitung ansteckender Krankheiten durch die dem Boden übergebenen Keime kann, wie Petri schon früher dargethan hat, nicht als Argument aufrecht erhalten werden, denn ein gut angelegter Friedhof bietet keine derartigen Gefahren. Herr Loesener veröffentlicht bakteriologische Experimente, welche Petris Ansicht bestätigen. Hiernach erhielt sich der Typhus-Bacillus in einem bestatteten Körper nur 96 Tage, der Cholera-Bacillus war schon nach 28 Tagen abgestorben, der Tuberkel-Bacillus nach 95 Tagen. Friedländers Pneumo-Bacillus war nach 28 Tagen abgestorben, dagegen wurde der Tetanus-Bacillus noch nach 234 Tagen lebensfrisch und erst nach 364 Tagen abgestorben gefunden. Die grösste Lebenskraft schien die Milzbrand-Bakterie zu besitzen, denn sie wurde noch nach Verlauf eines Jahres lebend gefunden. Im Uebrigen bildete die bei Beerdigungen übliche Dicke der Erdschicht nach Loesener eine sichere Barriere gegen das Hervorkommen dieser Krankheitsstoffe; sie lebten nur im Leichnam noch einige Zeit weiter und liessen sich meist nicht einmal in der unter demselben liegenden Erdschicht nachweisen. (Prometheus, VII. Jg., No 364, Seite 832)

Das eiserne Thor. Den wichtigsten Teil der ungarischen Donau-Regulierung bildet bekanntlich die Herstellung eines Schiffahrtsweges durch die Stromschnellen und Felsbänke der mit dem Sammelnamen "eisernes Thor" bezeichneten Stromstrecke... Die Fahrtiefe war auf 2 Meter unter dem Nullpunkte des Pegels von Orsova, die Sohlenbreite bei Niederwasser in den Schiffahrtsrinnen auf 60 Meter festgesetzt. Im unteren, beiderseits von Staudämmen eingefassten Kanal des eisernen Thores vergrösserte man diese Breite... Ebenso hat man die Tiefe dieses Kanals von 2 Meter auf 3 erhöht. Die Durchführung der bezüglichen Arbeiten machten eine Felsbewegung von 1850000 m3 notwendig... Die während der Bauausführung noch als erforderlich erachteten Aenderungen, namentlich die Vertiefung des Kanals am eiserenen Thore, haben eine Erhöhung der Kosten auf 22,3 Millionen Fr. und eine Verlängerung der Bauzeit um mehrere Monate verursacht. Am 27. September hat nun die feierliche Eröffnung des neuen Schiffahrtsweges stattgefunden. (Schweizerische Bauzeitung, Band XXVIII, Nr. 14, Seite 106, 3. Oktober 1896)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 1996, Seite 105
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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