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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1948

Max-Planck-Gesellschaft. In Anwesenheit zahlreicher Direktoren und wissenschaftlicher Mitglieder von nichtstaatlichen Forschungsinstituten (darunter mehreren Nobelpreisträgern) wurde am 26. Februar 1948 in Göttingen eine neue Wissenschafts-Gesellschaft gegründet. Die Gesellschaft wird zur Ehrung des um die wissenschaftliche Forschung hochverdienten früheren Präsidenten und Ehrenpräsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft den Namen "Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften" führen. Die amerikanische und britische Militärregierung haben einer größeren Anzahl von Instituten, insbesondere Kaiser-Wilhelm-Instituten, die Genehmigung für den Beitritt zur neuen Gesellschaft erteilt. (Göttinger Universitäts-Zeitung, 3. Jg., Nr. 6, 27. Februar 1948, Seite 15) Bienensprache. Wenn man aus einem Bienenkasten eine Wabe mit tanzenden Bienen vorsichtig heraushebt und horizontal legt, so werden häufig die Tänze fortgesetzt. Die Tänzerin kann aber unter diesen Umständen den Winkel zum Sonnenstand, der beim Flug zum Futterplatz einzuhalten ist, nicht mit Bezug auf die Richtung der Schwerkraft angeben, denn ihre Einstellung zu dieser bleibt ja nun dauernd dieselbe. Sie tanzt vielmehr in horizontaler Lage so, daß der geradlinige Schwänzellauf unmittelbar die Richtung zum Futterplatz weist. Dreht man die Wabe in ihrer Ebene, wie die Drehscheibe der Eisenbahn, so sucht der Tanz seine Orientierung im Raume beizubehalten und spielt sich immer wieder – einer Kompaßnadel vergleichbar – auf die alte Richtung ein. (Die Naturwissenschaften, 35. Jg., Heft 2, Seite 38) Reparationsleistungen. O. Hahn und F. H. Rein haben klare und würdige Worte über die Dienstverpflichtungen deutscher Wissenschaftler nach den Vereinigten Staaten gefunden, denen jeder Physiker in den entscheidenden Punkten zustimmen wird. Der Gesichtspunkt, daß man besser von "Reparationsleistung", statt von "ehrenvoller Einladung" spräche, hat sich aus manchen Berichten aus USA bestätigt, und Kliefoth – zur Heidenheimer Gruppe der verlagerten Wissenschaftler gehörig – hat die Frage nach der Anrechnung solcher Reparationen aufgeworfen. Soweit von den Wissenschaftlern technisch verwertbare Erfahrungen und Ergebnisse vermittelt wurden, handelt es sich – ebenso wie bei den pauschal enteigneten deutschen Patenten – um handgreifliche wissenschaftliche Werte. (Physikalische Blätter, 4. Jg., Heft 2, 1948, Seite 45)

1898

Der Archäopterix. Prof. Dames, der sich eifrig mit der Untersuchung desselben beschäftigt, ist es gelungen, Brustbein, Schulter- und Beckengürtel, die man früher nicht deutlich erkennen konnte, aus dem Gestein herauszuarbeiten und damit neue Gesichtspunkte für die Beurteilung dieses interessanten Tieres zu geben. Dames findet seine früher schon aufgestellte Ansicht bestätigt, dass nämlich der Archäopterix nicht etwa ein Uebergangsglied zwischen dem Reptil und einem Vogel sei, sondern dass ein echter Vogel vorliege, der nur noch eine Reihe von Merkmalen der Reptilien bewahrt habe. Die Ansicht Pawlows und Menzbiers kann nicht aufrecht erhalten werden, die in ihm einen misslungenen Versuch der Natur sehen, einen der Vervollkommnung unfähigen Vogel: alle Merkmale des Archäopterix zeigen verschiedene Entwickelungsstadien lebender Vögel. (Die Umschau, 2. Jg., Nr. 9, 26. Februar 1898, Seite 124) Die Tiefenbohrung auf der Koralleninsel. Eine zweite Depesche vom 12. October meldete, dass der Bohrer bereits 643 Fuss (192 m) eingedrungen sei, ohne anderes Material als Korallenkalk emporzubringen. Zwar kamen abwechselnd Sand- und Conglomeratschichten, aber noch zwischen 526 und 555 Fuss durchschnitt der Bohrer einen sehr dichten und harten Riffstein. Da Korallenthiere nicht tiefer als 50 m unter der Meeresoberfläche leben können, ist damit für die Riffe der Ellice-Inseln die Richtigkeit der Darwinschen Rifftheorie erwiesen, nämlich, dass diese Riffe auf einem Gebiete fortdauernder Senkungen emporgewachsen sein müssen. Die mikroskopische Untersuchung des aus verschiedenen Tiefen mit dem Bohrer emporgebrachten Riffsteines wird weitere Anhaltspunkte geben. Vorläufig sollten die Bohrungen bis auf 1000 Fuss weiter geführt werden, aber schon jetzt kann man sagen, dass der Scharfsinn Darwins nach Jahrzehnte langen heftigen Angriffen wieder einen glänzenden Triumph gefeiert hat. Natürlich ist damit nicht bewiesen, dass alle Koralleninseln auf Senkungsgebieten entstehen, aber in diesem Falle und wahrscheinlich für weite Südseegebiete giebt Darwins Theorie die einzig mögliche Erklärung. (Prometheus, IX. Jg., No 433, 1898, Seite 271) Fahrbarer Personenaufzug. Unsre Abbildung zeigt einen beweglichen Fahrstuhl, mit dessen Hilfe sich mehrere Personen ohne Maschinenkraft schnell zu bedeutender Höhe erheben können. Auf einem festen zweirädrigen Wagen befindet sich eine bewegliche Plattform, die durch einen Mechanismus verschiebbarer eiserner Parallelogramme, eine sogenannte Hexenschere oder ein Andreaskreuz, gehoben werden kann. Durch Drehung einer Spindel werden die Endpunkte des obersten und untersten Faches der Hexenschere geschlossen, und durch die Verschiebung aller Kreuze in ihrer Querrichtung steigt die Plattform empor. Feste Kulissen und Gleitstäbe sichern die Plattform vor seitlichen Verschiebungen. Zur Rettung von Personen aus brennenden Häusern, zur Ausführung mancherlei Arbeiten beim Brückenbau und so weiter wird diese Maschine von großem Nutzen sein können. (Das neue Universum, 19. Jg., 1898, Seiten 152 und 153)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 1998, Seite 133
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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