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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1949

Prüfung des 5-Meter-Spiegelteleskops auf dem Mt. Palomar. Ein Zonenfehler, der darin besteht, daß die Spiegelfläche in 45 cm Abstand vom Rand etwa 1/2000 Millimeter zu hoch ist, erwies sich von nachteiligem Einfluß auf die Bildqualität. Man hatte gehofft, daß dieser den Optikern bekannte Fehler durch ein kunstvolles Unterstützungssystem in der Spiegelfassung hätte kompensiert werden können, was aber nicht der Fall war. Von ungünstigem Einfluß auf die Bildqualität erwies sich weiter die ungleichförmige Reaktion der verschiedenen Teile des Glasspiegels auf Temperaturschwankungen. Zur Beseitigung dieses Fehlers ist beabsichtigt, die Randflächen des Spiegels mit Aluminiumfolie zu belegen und um den Spiegel herum kleine Ventilatoren zu setzen, die einen schnellen Temperaturausgleich innerhalb des ganzen Glaskörpers bewirken sollen, was zur Erreichung erstklassiger Bildqualität unerläßlich ist. (Die Umschau, 49. Jg., Heft 8, S. 236)



Das ENIAC-Rechengerät ist unter dem Druck der Kriegsverhältnisse entwickelt worden als erstes mit Elektronenröhren bei großer Geschwindigkeit arbeitendes Ziffernrechengerät für allgemeine Zwecke. Es ist der Vorläufer zahlreicher in Entwicklung begriffener Rechengeräte. Es arbeitet im Gegensatz zu den stetigen Geräten (Rechenbrett, Differential-Analysatoren, Rechenschieber) mit Ziffern, behandelt daher Differentialgleichungen als Differenzengleichungen, die benutzten Differenzen sind aber so klein, daß die Genauigkeit für fast alle Ansprüche ausreicht (10 oder 20 Stellen). Jeder Ziffer ist als Grundeinheit eine Vakuumröhre zugeordnet, die sich entweder im „Aus-“Zustand oder im „Ein-“Zustand befindet. Da das Dezimalsystem benutzt wird, befinden sich von 10 einer Stelle zugeordneten Einheiten stets 9 im „Aus-“ und eine im „Ein-“Zustand. (Elektrotechnische Zeitschrift, 70. Jg., Heft 4, S. 146)



Fünffache Schallgeschwindigkeit im Windkanal. Laut Mitteilung der amerikanischen Flotte sind kürzlich in einem in Deutschland erbeuteten Überschall-windkanal Luftgeschwindigkeiten von 3960 mph = 6240 km/h erreicht worden, welche mehr als dem 5fachen der Schallgeschwindigkeit entsprechen. Der Windkanal wird zur Untersuchung des Verhaltens von gesteuerten Raketengeschossen sowie von Geschossen und Explosivraketen, die von mit Schall- oder Überschallgeschwindigkeit fliegenden Flugzeugen abgefeuert werden, benutzt. (Die Umschau, 49. Jg., Heft 7, S. 219)



Ein neues „Spur“-Isotop. Aus Oak Ridge kommt die Meldung, daß dort ein neues Wasserstoff-Isotop, „Tritium“, hergestellt wird, das „sich als das bemerkenswerteste Spur-Isotop erweist, das bis jetzt gefunden wurde“. Es kann dazu benützt werden, so unfaßbare Dinge wie Gerüche usw. zu verfolgen, wie Dr. Libby vom Oak Ridge Institut für Atomforschung berichtet. Dabei kostet 1 Millicurie Tritium nur 10 Cents, während die Kohlenstoff-Isotope bis zu 50 Dollar pro Millicurie kosten. (Kosmos, 45. Jg., Heft 4, S. 166)

1899

Bouvet-Insel wiederentdeckt. Von Kapstadt aus unternahm die deutsche Tiefsee-Expedition … einen Vorstoß nach der „Bouvet“-Gruppe, um längs der Packeisgrenze über die Kerguelengruppe in den Indischen Ocean zu gelangen. Bestimmend für die Wahl dieses Weges war mit die Absicht, die Wiederauffindung der 1799 entdeckten „Bouvet-Insel“ zu versuchen… Gegen Mittag des 25. Nov. kam der erste große Eisberg in Sicht, und in wenigen Stunden zeigte sich ein schroffes Eiland, das nur sieben Seemeilen entfernt lag. „Schroffe und hohe Abstürze auf der West- und Nordseite, über welche ein grandioser Gletscher bis zum Meeresspiegel abfällt; ein gewaltiges Firnfeld, welches sanft geneigt im Süden mit einer Eismauer am Meere endet, die Kämme der Höhen in Wolken versteckt – das war der erste Eindruck, den man von der seit 75 Jahren verschollenen und von drei Expeditionen vergeblich gesuchten Insel empfing.“ (Naturwissenschaftliche Rundschau, XIV. Jg., Nr. 16, S. 207)



Telegraphie ohne Draht. Marconis Experiment, den Kanal mit seinen Depeschen durch die Luft zu überfliegen, ist am 29. März d. J. völlig gelungen. Der Apparat befand sich in dem Gebäude, aus welchem der Leuchtturm von South Foreland (Dover) sein elektrisches Licht erhält… Kurze Zeit, nachdem die Funken gespielt hatten, meldete das Klick-Klick der Maschine die Ankunft einer Meldung von drüben, also aus einer Entfernung von 35 Kilometern. Der Bandstreifen rollte aus dem Apparate und die Nachricht erschien gedruckt auf dem Streifen. In der Minute wurden etwa 15 Worte übermittelt. Eine Glocke zeigte die Ankunft oder das Ende einer Botschaft an. Die französische Küste antwortete prompt und es kamen keine Störungen vor. (Gewerbeblatt aus Württemberg, 51. Jg., Nr. 16, S. 125)



Die Mathematik als internationale Wissenschaft. Mehr noch als die meisten anderen Wissenschaften ist die Mathematik an keine geographischen und lokalen Verhältnisse irgend welcher Art gebunden. Irgend eine mathematische Wahrheit kann … ebensowohl in Schweden wie in Italien entdeckt werden. Die Mathematik ist daher in ganz besonderem Sinne eine internationale Wissenschaft. Daraus folgt, dass jeder Mathematiker die Fortschritte seines Fachs in anderen Ländern verfolgen muss, um daraus Anregung zu schöpfen, mehr aber noch, um nicht Problemen nachzujagen, die bereits durch andere ihre Lösung gefunden haben. Freilich sind wir, zum Schaden der Wissenschaft, von einem internationalen Gedankenaustausch der Fachgenossen noch ziemlich weit entfernt. (Die Umschau, III. Jg., Nr. 15)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 1999, Seite 111
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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