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Forensik : »Gewalt ist ein Teil unserer Natur«

Der Psychiater Hans-Ludwig Kröber über die Hintergründe schwerer Gewalttaten und die Normalität des »Bösen«.
Hans-Ludwig Kröber

Herr Professor Kröber, meine dreijährige Tochter fragte mich letztens unvermittelt: »Papa, gibt es eigentlich böse Menschen?« Was würden Sie darauf antworten?

Da kommt es natürlich auf eine kindgerechte Antwort an. Aber wenn Sie mich so fragen: Sicher begehen Menschen immer wieder Taten, die wir als »böse« bezeichnen. Das beinhaltet eine starke Wertung. Der Ausdruck »böser Mensch« suggeriert, dass die Quelle des Übels in der betreffenden Person selbst liegt und dass er grundsätzlich so ist. Wir verurteilen damit den ganzen Menschen und nicht nur seine Tat. Als forensischer Psychiater betrachte ich Tat und Person jedoch gesondert. Es geht mir darum, die Funktion der jeweiligen Straftat zu verstehen, ihr Motiv, ihr Ziel. Sie hat immer etwas mit der Person zu tun, mit deren Geschichte und den da­raus entstandenen Denk- und Gefühlsmustern, aber auch mit der Situation, in der diese Person sich befand. Selbst der »böseste« Mensch wird kaum straffällig, wenn es dazu keinen Anlass gibt und die Situation ungünstig ist. Andererseits wissen wir spätestens seit der Nazizeit, dass sich oft auch moralisch gefestigte Menschen mitunter bereitfinden, furchtbare Dinge zu tun …

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  • Literaturtipps und Quelle

Literaturtipps

Kröber, H.-L.: Mord im Rückfall. 45 Fallgeschichten über das Töten. MWV, 2019.

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Stangneth, B.: Böses Denken. Rowohlt, 2016.

Philosophisch-historischer Essay über die Grundlagen des Bösen

Quelle

Kröber, H.-L. et al.: Erfahrungswissenschaftliche Empfehlungen für kriminalprognostische Gutachten. In: Dahle, K.-P. et al.: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie 4, 2019

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