Fusionsenergie: Wann kommt der Fusionsreaktor?

Der Trick gelang zwar schon früher, aber bislang musste viel mehr Energie in die Laser gepumpt werden, als die Reaktion hergab. Dieses Mal wird die Bilanz positiv sein: Die Explosion des Pellets wird mehr Energie abgeben, als die Laser hineinstrahlten. Theoretisch kann man diesen Überschuss sammeln und damit ein Kraftwerk betreiben. Den Brennstoff liefern Substanzen in gewöhnlichem Meerwasser; der Betrieb ist emissionsfrei. Die Menschheit kann im Prinzip für immer ihren unersättlichen Energiehunger stillen, indem sie gleichsam einen Stern einfängt, um irdische Maschinen anzutreiben.
Eine weitere große Fusionsanlage namens ITER entsteht in Südfrankreich, nahe dem Dorf Cadarache. Das gut zehn Milliarden Euro teure Projekt verwendet nicht Laser, sondern supraleitende Magnete, um Wasserstoffisotope einzusperren und auf 150 Millionen Grad Celsius zu erhitzen – rund zehnmal mehr, als im Zentrum der Sonne herrschen. Auch ITER soll bald einen Nettoenergiegewinn liefern. Während ein Lasersystem nur separate Energiestöße erzeugt, können die Magnete fast kontinuierlich arbeiten und das Plasma zehn oder gar 100 Sekunden zusammenhalten.
Doch mit der erfolgreichen Zündung ist es längst nicht getan. Bau und Betrieb eines echten Fusionskraftwerks werfen so große Probleme auf, dass manche Kritiker die Idee von vornherein verwerfen. Das Baumaterial eines funktionierenden Reaktors müsste jahrelang Millionen Grad Hitze aushalten. Da es unentwegt mit hochenergetischen Kernteilchen bombardiert wird, droht es spröde und radioaktiv zu werden. In einem komplizierten Brutvorgang müsste die Anlage ihren eigenen Nuklearbrennstoff herstellen – und all das zuverlässig über Jahrzehnte hinweg, möglichst ohne Stilllegungen oder Unglücksfälle.
"Man hat gedacht, okay, das sind schwierige Probleme, aber lösbar, also konzentrieren wir uns auf die Fusion selbst", meint Richard D. Hazeltine, Direktor des Institute for Fusion Studies an der University of Texas in Austin. "Das war vielleicht ein Fehler."...
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