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War 'Ötzi' Vegetarier wider Willen?



Wohl keine Leiche hat so viel Aufsehen erregt, wie die eines vermutlich 40 bis 53 Jahre alten Mannes, der vor rund 5300 Jahren am Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen starb. Vieles hat "Ötzis" Leiche mittlerweile den Wissenschaftlern über das Leben jener Zeit verraten, denn Haut, Haare, Kleidung und Tätowierungen waren in einmalig gutem Zustand erhalten. Leider enthielt der Magen kaum Nahrungsreste, die letzte Mahlzeit war wohl schon etliche Stunden her gewesen.

Stephen Macko von der Universität Virginia schloss aus den Isotopen-Verhältnissen von Stickstoff und Kohlenstoff im Haar auf eine vegetarische Lebensweise (The FASEB Journal, März 1999). An der Universität Glasgow haben James Dickson und seine Kollegen jedoch im Dickdarm des Gletschermannes neben Getreide, Moos, Pollen und Wurmeiern auch verdaute Muskelfasern gefunden (Philosophical Transactions of the Royal Society of London B, Dezember 2000). Eine Lösung dieses Widerspruchs bietet nun der Anthropologe Stanley Ambrose von der Universität Illinois: Während die Haaranalyse etwas über die Nahrung des vergangenen Monats verrät, geben Spuren im Verdauungstrakt die Speisekarte der letzten Mahlzeiten wieder. Falls der Gletschermann wenig Fleisch aß, dann vermutlich nicht aus Überzeugung, sondern mangels Möglichkeit.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2001, Seite 94
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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