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Wissenschaftsgeschichte: Das Sein in der Erscheinung

Die Erforschung des Bewusstseins darf sich nicht allein auf die subjektive Innenschau von Probanden stützen? Phänomenologen sehen das ganz anders.
Rote Tomate

Ein berühmtes Gedankenexperiment der Philosophie des Geistes handelt von der brillanten Neurowissenschaftlerin Mary. Ihr Spezialgebiet ist die menschliche Farbwahrnehmung. Mary weiß einfach alles darüber, was physikalisch und hirnphysiologisch passiert, wenn wir beispielsweise rote Tomaten oder das Blau des Himmels sehen. Allerdings ist die Forscherin selbst von Geburt an blind! Angenommen, man könnte ihr durch eine neuartige Methode eines Tages das Augenlicht schenken, würde Mary dadurch etwas Neues lernen? Die meisten von uns würden dem ohne Weiteres zustimmen. Natürlich, so glauben wir, sei es das eine, alles über das Sehen zu wissen, und etwas ganz anderes, tatsächlich zu sehen. Folglich gibt es über die Farbwahrnehmung subjektiv durchaus mehr zu wissen als die zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Tatsachen. Ja, man kann auch gänzlich ohne jede Kenntnis derselben überaus reiche visuelle Eindrücke haben.

Dieses Gedankenexperiment des australischen Philosophen Frank Cameron Jackson weist auf ein Problem hin, dass alle naturalistisch orientierten Wissenschaften betrifft, darunter auch die klassische Hirnforschung sowie die meisten Ansätze der Psychologie ...

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

  • Literaturtipps

Noë, A. et al.: Du bist nicht dein Gehirn. Eine radikale Philosophie des Bewusstseins. Piper, München 2010

Der US-Philosoph Alva Noë argumentiert auf Basis phänomenologischer Erkenntnisse gegen den Neurozentrismus.

Zahavi, D.: Phänomenologie für Einsteiger. Fink, Paderborn 2007

Dan Zahavi ist Philosophieprofessor in Kopenhagen und einer der bekanntesten Phänomenologen unserer Zeit. In diesem Band gibt er einen kompakten Einblick in Husserls Denken.

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