Direkt zum Inhalt

Medizintechnik: Weiche Neuroimplantate

Innovative Neuroimplantate verhelfen rückenmarksverletzten Ratten wieder zum Laufen und sind dabei deutlich verträglicher als bisher eingesetzte Produkte. Sie bestehen aus ähnlich weichem und dehnbarem Material wie die äußerste Hirnhaut (Dura mater), die Rückenmark und Gehirn umkleidet. Die meisten konventionellen Implantate dagegen, die zur Behandlung von Hirn- und Rückenmarksschäden eingesetzt werden, sind vergleichsweise starr. Während sich die Körpergewebe gegeneinander bewegen, reiben sie an diesen, was Entzündungen auslösen kann.

Stéphanie Lacour von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (Schweiz) und ihre Kollegen verwenden transparentes Silikon als Trägermaterial für dehnbare Golddrähte, Elektroden aus weichem Material sowie verformbare Mikrokanäle, die Flüssigkeiten leiten. Derart konstruierte Implantate erlauben es, Arzneistoffe sehr präzise dosiert ins Gewebe zu verabreichen und Nervenzellen elektrisch anzuregen. Damit kann man beispielsweise nach Rückenmarksverletzungen das beschädigte Nervengewebe stimulieren, um dessen Regeneration zu unterstützen und so eventuell verloren gegangene Körperfunktionen wiederherzustellen.

Ratten, denen das Rückenmark nahezu vollständig durchtrennt worden war, gewannen im Tierversuch durch eine Therapie mit den neuen Implantaten ihr Laufvermögen weit gehend zurück. Auch sechs Wochen nach dem Einsetzen der Geräte wurden diese vom Körper noch gut toleriert. Steife Implantate dagegen provozierten in dieser Zeit massive Entzündungsreaktionen an der verletzten Stelle. Durch Weiterentwicklung weicher Implantate ließe sich wohl die Behandlung von Patienten mit Nervengewebsschäden verbessern.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – E-Fuels: Zu schade fürs Auto

Benzin, das mit Strom chemisch hergestellt wird – kann das sinnvoll sein? Viele finden es besser, den Strom direkt zu nutzen. Ebenso kontrovers geht es beim Thema Insekten zu, die jetzt in Lebensmitteln auftauchen dürfen. Die gute Nachricht: Man kann sie sich auch bloß ins Gesicht schmieren.

Spektrum Kompakt – System Gehirn - Mehr als nur Köpfchen!

Das Gehirn arbeitet nicht allein – Körperprozesse beeinflussen die seine Funktion und können neuronale Störungen bedingen

Spektrum Kompakt – Neuroprothesen - Wenn Mensch und Maschine verschmelzen

Forscher und Ärzte testen immer mehr Anwendungen für Gehirn-Computer-Schnittstellen und Neuroimplantate - und helfen so Patienten, denen sonst kaum Behandlungen zur Verfügung stehen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quelle

Minev, I. R. et al.: Electronic Dura Mater for Long-Term Multimodal Neural Interfaces. In: Science 347, S. 159 – 163, 2015

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.