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ADHS: Weißes Rauschen hilft beim Konzentrieren

Menschen mit ADHS leiden in der Regel unter Konzentrationsproblemen. Zur Standard­therapie zählt der Arzneistoff Methylphenidat, doch viele Betroffene suchen nach alternativen oder ergänzenden Hilfen. Eine davon beschreiben US-Pharmakologen jetzt in einem Review: so genanntes weißes Rauschen, das andere Geräusche schlucken soll und sich bereits als Einschlafhilfe bewährt hat.

»Maximalen Nutzen bietet bedeutungsloser Lärm mit einer Lautstärke von 65 bis 80 Dezibel«, berichtet das Team um Daniel Berlau von der Regis University in Denver. 65 Dezibel entsprechen einem Gespräch in Zimmerlautstärke, 80 schon eher einem lauten Staubsauger oder einer Waschmaschine im Schleudergang. Der Geräuschteppich erleichtere Betroffenen unter anderem das Lesen und Schreiben. So habe man zum Beispiel Kinder mit ADHS unter drei Bedingungen arbeiten lassen: in ruhiger Umgebung, bei unverständlichem Geplauder oder bei einem Rauschen von 70 Dezibel. In letzterem Fall lasen die Kinder schneller und schrieben mehr Wörter, und in einem anderen Experiment ließen sie sich weniger leicht ablenken, wenn sie über Kopfhörer weißes Rauschen eingespielt bekamen.

In den beschriebenen Versuchen hätten die meisten Kinder zwar zugleich unter dem Einfluss eines Psychopharmakons gestanden. Doch kognitive Funktionen wie die Aufmerksamkeit würden vom Hintergrundrauschen zusätzlich profitieren.

Kindern ohne Aufmerksamkeitsstörung könne das Geräusch mehr schaden als nutzen, warnen Berlau und seine Kollegen. Das liege daran, dass das Rauschen auf verschiedene Menschen unterschiedlich wirke: Ein gewisses Grundrauschen sei nötig, zu viel oder zu wenig hingegen schädlich. Einer Theorie zufolge mangelt es dem Gehirn bei ADHS an Dopamin und somit an einer Grundaktivierung. »Deshalb brauchen Menschen mit ADHS mehr externen Lärm, um ihre optimale kognitive Leistung zu erbringen.«

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  • Quelle
Complementary Therapies in Medicine 10.1016/j.ctim.2018.11.012, 2019
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