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Weltenachse oder Sündenpfuhl?

Babylon – eine Stadt, an der sich die Geister schieden. Für Heinrich Heine (1797–1856) etwa offenbarte sich in der Euphratmetropole die Macht Gottes: Selbst angesichts einer von Flammen geschriebenen Warnung lästert Babylons König Belsazar den Allmächtigen – und wird noch in derselben Nacht ermordet. Hingegen verbinden Freunde der Sciencefiction mit "Ba­bylon 5" einen Ort, der für den friedlichen Austausch zwischen den Rassen der Galaxis geschaffen wurde.

Babylon – ein Name als Chiffre. Noch im 6. Jahrhundert v. Chr. galt die mesopotamische Kapitale als Achse zwischen den Welten der Götter und der Menschen. Ein Jahrhundert später rühmten griechische Gelehrte nur noch deren angeblich gigantische Dimensionen. In der Bibel verdüsterte sich das Bild: Der "Turmbau zu Babel" spaltete die eine Menschheit in viele Völker. Im Bericht über die Verschleppung der Eliten Jerusalems in babylonische Gefangenschaft wird die Stadt zum Symbol für Tyrannei und Gottesferne.

In unserem Titelthema setzen sich die Berliner Altorientalisten Eva Cancik-Kirschbaum und Joachim Marzahn mit den griechischen Überlieferungen von Babylon auseinander und stellen ihnen die Ergebnisse archäologischer und altphilologischer Forschung gegenüber. Der Alttestamentler Thomas Hieke von der Universität Mainz erklärt, wieso die Chiffre Babylon über Jahrtausende wirksam sein konnte. Noch sind viele Fragen offen – und die Zeit drängt, wie Margarete van Ess vom Deutschen Archäologischen Institut warnt, denn die alten Ruinen sind bedroht. Doch im Babylonien unserer Tage, dem Irak, wäre das Arbeiten für ausländische Archäologen auf Grund der instabilen Lage viel zu gefährlich.

Gegen politisch motivierte Gewalttaten muss­ten auch die deutschen Fürsten angehen, als sich im 14. Jahrhundert eine staatliche Ordnung ausbildete. Doch die Behörden wuchsen an ihren Aufgaben, wie Johannes Dillinger, Historiker für die Frühe Neuzeit an der Oxford Brookes University, berichtet : Sie reglementierten den Kontakt zwischen Herrschern und Untertanen, verbesserten den Feuerschutz gegen Brandstifter und entwickelten einen komplexen Kontroll- und Sicherheitsapparat.

Von Babylon in Richtung Gegenwart: Die Gelehrten der Euphratmetropole hatten wesentlich zur Entwicklung der antiken Wissenschaften beigetragen. Davon profitierten Forscher der Frühen Neuzeit. "Renaissance. Barock. Aufklärung" betitelt das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg eine neue Dauerausstellung in seinem neu gestalteten Obergeschoss. Auf 2000 Quadratmetern präsentiert es rund 1000 Objekte, viele davon erstmals vor Publikum, manche in speziellen klimatisierten Vitrinen. Die Besucher erwartet deshalb nicht nur ein Einblick in Kunst und Kultur vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, sondern auch eine aus technischer Sicht herausragende Schau.

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