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Künstliche Intelligenz: Was steckt hinter ChatGPT & Co?

Erste Sprachmodelle gab es schon in den 1950er Jahren. Doch erst durch den massiven Zuwachs an Computerleistung sind KI-Technologien wie DeepL und GPT heute in der Lage, menschliche Sprache praktisch fehlerfrei zu verarbeiten und zu produzieren. Entscheidend dabei war die Imitation einer ganz besonderen Fähigkeit unseres Gehirns.
Eine Hand hält ein Mobiltelefon mit Chatbot

Im Januar 1954 versammelten sich mehrere ausgewählte Pressevertreter in einem großen Raum der Georgetown University, der fast vollständig von einem Computer ausgefüllt wird: Die IBM-701-Maschine war der erste für wissenschaftliche Zwecke entwickelte Rechner und wog knapp zehn Tonnen. Das an sich war schon für viele Anwesende eine Sensation. Doch das überdimensionierte Gerät tat etwas Unvorstellbares: Mit russischen Beispielsätzen gefüttert, druckte es eine ins Englische übersetzte Version aus. »In fünf, vielleicht sogar nur drei Jahren wird sprachübergreifende Übersetzung durch elektronische Verfahren (…) wahrscheinlich möglich sein«, prognostizierte kurze Zeit später der Linguist Leon Dostert in einem Interview. Er leitete das Georgetown-Experiment, das sich maschineller Übersetzung widmete. Inzwischen wissen wir, dass sich Dostert um gut 60 Jahre verschätzt hatte.

Erst mit dem Aufkommen neuronaler Netze in den 2010er und 2020er Jahren wurden die Algorithmen leistungsfähig genug, um Texte verlässlich von einer Sprache in eine andere zu übertragen. »Komplizierte Zusammenhänge werden oft als ›Raketenwissenschaft‹ bezeichnet«, erklärt der Informatiker Aljoscha Burchardt vom Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (KI), der sich mit Sprachtechnologie beschäftigt. »Ich korrigiere die Leute dann oft, sie sollten lieber ›Übersetzungswissenschaft‹ sagen – denn Raketen sind einfach: Um auf den Mond zu fliegen, hat die Menschheit nur etwa zehn Jahre gebraucht …«

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Spektrum - Die Woche – Ein alter KI-Ansatz für wahre maschinelle Intelligenz?

Wahre maschinelle Intelligenz – Transparenz und feste Regeln zeigen einen Weg, die KI die Fähigkeit geben könnte, logische Schlüsse zu ziehen. Außerdem: Eisen für die Energiewende verbrennen, das Paradoxon fehlender Information im Universum und Schaden Energydrinks dem Gehirn Jugendlicher?

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigen Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Pauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum der Wissenschaft – Dunkle Energie - ein Trugbild?

Eine geheimnisvolle Kraft treibt alles im Universum immer schneller auseinander. Doch niemand weiß, was hinter dieser Dunklen Energie steckt, und neue Messdaten mehren grundsätzliche Zweifel am kosmologischen Standardmodell. Bieten alternative Ansätze eine Erklärung? Außerdem: Neue Verfahren erlauben es, Immunzellen direkt in unserem Körper so zu verändern, dass sie Krebszellen attackieren – bisher mussten sie Patienten dafür entnommen und wieder zurückgeführt werden. Quantentheorie und allgemeine Relativitätstheorie beruhen auf unvereinbaren Weltbildern. Neue Experimente an der Schnittstelle zwischen Quantenphänomenen und Gravitation sollen helfen, diesen Widerspruch zu überwinden. In der Pangenomik wird das Erbgut zahlreicher Individuen verglichen – mit weitreichenden Folgen für Forschung und Züchtung von Nutzpflanzen. Und wie immer in der Dezemberausgabe berichten wir vertieft über die Nobelpreise des Jahres für Physiologie oder Medizin, Physik und Chemie, ergänzt durch einen kritischen Blick darauf, welche Verantwortung mit großen Entdeckungen einhergeht.

  • Quellen

Brown, T. B. et al.: Language Models are Few-Shot Learners. ArXiv: 2005.14165, 2020

Gordin, M. D.: The Dostoevsky Machine in Georgetown: scientific translation in the Cold War. Annals of Science 73, 2016

Liu, P. J. et al.: Generating Wikipedia by Summarizing Long Sequences. ArXiv: 1801.10198, 2018

Strubell, E. et al.: Energy and Policy Considerations for Deep Learning in NLP. ArXiv: 1906.02243, 2019

Vaswani, A. et al.: Attention is all you need. ArXiv: 1706.03762, 2017

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