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Rechnen: Auf Adam Rieses Spuren

Zwei und zwei zusammenzählen ist keine große Kunst – oder doch? Ein Patient mit Akalkulie offenbarte Forschern in den 1930er Jahren, wie komplex unser Zahlensinn tatsächlich ist.
Patient von Douglas Singer

Im Oktober 1930 wird ein 44-jähriger Mann mit Verdacht auf Kohlenmonoxidvergiftung in ein Chicagoer Krankenhaus eingeliefert. Den Namen des Patienten kennen wir heute leider nicht mehr. Wir wissen lediglich, dass er leitender Angestellter bei einer Heizungsfirma war und einen äußerst unglücklichen Unfall erlitt. Als er mit seinem Wagen in die heimische Garage fuhr, warf eine Windböe hinter ihm das Garagentor zu. Bei dem Versuch auszusteigen fiel der Mann dann plötzlich in Ohnmacht, wobei sich sein Schuh mit dem Gaspedal verkeilte. Die Garage füllte sich allmählich mit Abgasen, erst nach längerer Zeit bargen Nachbarn den Ohnmächtigen aus dieser Gifthöhle.

In der Notaufnahme der Klinik stellten Ärzte die ­typischen Symptome einer Kohlenmonoxidvergiftung fest, darunter Sehstörungen, Sprachprobleme und Gedächtnislücken. Zwar verschwanden die Ausfälle im Gesichtsfeld des Betroffenen nach etwa drei Wochen allmählich wieder, doch die Erinnerungsdefizite und deutlich erschwerte Wortfindung blieben zunächst bestehen. Auf Grund seiner Apraxie, einer gravierenden Bewegungsstörung, konnte sich der Patient ohne fremde Hilfe nicht einmal mehr anziehen.

Die erste neuropsychologische Untersuchung des Mannes nahm der Neurologe Abraham Low (1891–1954) vor. Dabei stellte er fest, dass der eingelieferte Patient selbst einfache Rechenaufgaben nicht mehr zu lösen vermochte ...

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  • Literaturtipp und Quelle

Literaturtipp

Nieder, A.: Neurone mit Kalkül. In: Gehirn&Geist 4/2011, S. 58–62

Der Tübinger Neurobiologe Andreas Nieder fahndet nach dem Sitz der Zahlen im Gehirn.

Quelle

Singer, H. D., Low, A. A.: Acalculia (Henschen): A Clinical Study. In: Archives of Neurology and Psychiatry 29, S. 467–498, 1933

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