Konformismus: Die Macht der anderen
Die USA Anfang der 1950er Jahre waren kein Ort für jemanden, der sich nicht der Mehrheitsmeinung anschließen wollte. Es war die Zeit der Kommunistenjagd des republikanischen Senators Joseph McCarthy (1908-1957). Der von ihm geleitete Ausschuss zu Untersuchung "unamerikanischer Umtriebe" zerstörte nicht nur viele Karrieren von Staatsbeamten, sondern auch die von Schauspielern, Schriftstellern und Künstlern. Inmitten dieser vergifteten Atmosphäre begann der Psychologe Solomon Asch (1907-1996) zu ergründen, warum sich Menschen der Meinung der Mehrheit anpassen.
Asch stammte aus Polen. Er war in Warschau zur Welt gekommen und im Alter von 13 Jahren mit seinen Eltern in die USA immigriert. In Manhattans Lower East Side, einem Sammelbecken jüdischer, irischer und italienischer Einwanderer, wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Der aufgeweckte Solomon ergatterte einen Studienplatz für Psychologie an der Columbia University und promovierte später bei dem berühmten Max Wertheimer (1880-1943), einem Begründer der Gestalttheorie.
Noch während des Zweiten Weltkriegs hatte der junge Asch begonnen, sich für die Auswirkungen von Propaganda und Indoktrination zu interessieren. Seine späteren Studien entstanden nicht zuletzt unter dem Eindruck der Methoden jenes berüchtigten Senators McCarthy. Dessen auf Verleumdung und Denunziation basierende Hexenjagd war typisch gewesen für totalitäre Regime, gegen die Amerika paradoxerweise gerade erst Krieg geführt hatte ...
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