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Willenskraft: Wo ein Wille ist ...

Selbstdisziplin ist ein wichtiger Baustein für Glück und Erfolg. Die Fähigkeit, beharrlich auf die eigenen Ziele ­hinzuarbeiten, lässt sich sogar wie ein Muskel trainieren.
Kletterer

Ob Aggressionen, Gier oder auch sexuelle Lust: Wie sehr wir unsere spontanen Impulse im Zaum halten können, entscheidet oft darüber, wie gut wir mit anderen auskommen (und umgekehrt!). Ohne eine gehörige Por­tion Selbstkontrolle hätten wir große Probleme, uns mit unseren Mitmenschen zu arrangieren. Mehr noch: Wer seine Gefühle und Handlungen gut steuern kann, so das Ergebnis psychologischer Studien, der ist im Schnitt beruflich erfolgreicher, besser gebildet, gesünder, vermögender und bei anderen beliebter. Obendrein gerät er seltener mit dem Gesetz in Konflikt, konsumiert weniger Drogen und bekommt mit geringerer Wahrscheinlichkeit schon in jungen Jahren Nachwuchs.

Bis in die 1980er Jahre hielten zahlreiche Psychologen ein starkes Selbstwertgefühl für den Schlüssel zum Lebensglück. Ein besonders ausgeprägtes Selbstvertrauen geht zwar statistisch in der Tat mit steileren Karrierewegen und stabileren zwischenmenschlichen Beziehun­gen einher. Genauere Analysen offenbarten allerdings, dass nicht das Selbstwertgefühl an sich zum Erfolg führt. Es scheint vielmehr eher dessen Folge zu sein als die ­Ursache. Gute Schulnoten etwa stärken langfris­tig das Selbstvertrauen eines Kindes; doch das heißt nicht, dass dieses umgekehrt zu berauschenden Zeugnissen führt. Vielmehr scheint die Selbstdisziplin weit größeren Einfluss auf den Notenschnitt zu haben.

Die psychologische Erforschung der Selbstkontrolle begann mit den bahnbrechenden Arbeiten von Walter Mischel an der Stanford University (siehe auch das Inter­view ab S. 12). Bei seinem "Marshmallow-Experiment" stellte er Kinder vor die Wahl: Sie konnten entweder eine Süßigkeit sofort bekommen oder später zwei – vorausgesetzt, sie geduldeten sich, bis der Versuchsleiter in den Raum zurückkehrte. Gut ein Jahrzehnt nach Veröffentlichung der ersten Versuchsreihen machten Mischel und sein Team die Probanden von ­damals wieder ausfindig. Jene, die als Vierjährige der Versuchung am längsten widerstanden hatten, waren nun in Schule, Studium und Beruf, aber auch privat meist weiter vorangekommen! ...

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  • Quellen

Baumeister, R. F., Vohs, K. D., Tice, D. M.: The strength model of self-control. In: Current Directions in Psychological Science 16, S 351-355, 2007

Baumeister, R. F., Vonasch, A. J.: Uses of Self-Restraint to Facilitate and Restrain Addictive Behavior. In: Addictive Behaviors 44, S. 3–8, 2015

Baumeister, Roy F., Bratslavsky, E., Muraven, M., Tice, D. M.: Ego depletion: Is the active self a limited resource? In: Journal of Personality and Social Psychology 74, S. 1252-1265, 1998

Vohs, K. D., et al.: Making choices impairs subsequent self-control: A limited-resource account of decision making, self-regulation, and active initiative. In: Motivation Science 1, S. 19-42, 2014

Baumeister, R. F., Tierney, J.: Die Macht der Disziplin. Wie wir unseren Willen trainieren können. Goldmann, München 2014

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