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Essay: Willkommen in der Wirklichkeit

Was, wenn alles, was wir mit den Sinnen wahrnehmen, gar nicht real wäre, sondern lediglich eine Schöpfung unseres Gehirns? Eine neuropsychologische Spurensuche
Hirnforscher Müller war hochzufrieden: Seine Probandin Rosa saß entspannt auf ihrem Stuhl, und die Messung ihrer neuronalen Aktivität per Elektro­enzephalografie (EEG) lief einwandfrei. Müller nahm einen Apfel aus seiner Akten­tasche und legte ihn vor sich auf den Tisch. "Ah, ein Apfel", sagte Rosa. "Für Sie!", antwortete Müller. "Beißen Sie bitte einmal hinein und erzählen Sie mir, was Sie dabei empfinden." Rosa nahm den Apfel und tat wie geheißen. "Lecker, so saftig. Nicht zu süß, nicht zu hart. Köstlich!", gab Rosa zu Protokoll.
Müller hörte jedoch schon gar nicht mehr richtig zu, weil er sich vorstellte, wie die "roten" Photonen von der Oberfläche des Apfels geradewegs zu Rosas Auge geschnellt waren und in ihrer Netzhaut alle möglichen Reaktionen ausgelöst hatten. Dann verfolgte er mit seinem inneren Auge sogleich die Aktionspotenziale, die von den Ganglienzellen der Netzhaut über die Sehnerven ins Gehirn geschickt wurden. In seiner Fantasie klang die Sprache der Nervenzellen wie ein leises Knistern in einem Lautsprecher ...

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum der Wissenschaft – Eine Theorie von allem: Lassen sich Quantenphysik und Schwerkraft vereinen?

Lassen sich Quantenphysik und Schwerkraft vereinen? In der aktuellen Ausgabe der PMT haben wir Beiträge für Sie zusammengestellt, in denen Forscherinnen und Forscher über die Ergebnisse ihrer Suche nach einer fundamentalen Theorie unserer Welt berichten. Entstanden ist eine erkenntnisreiche Sammlung an Beiträgen über die Quantennatur der Raumzeit, denkbaren Experimenten zum Nachweis von Gravitonen, Schwarzen Löchern, der Theorie der Quantengravitation, teleparalleler Gravitation und vielem mehr. Lesen Sie, welche Fortschritte es in den letzten Jahren gab, die Gesetze der Quantenwelt mit den geometrischen Konzepten von Raum und Zeit zu vereinigen, und welche Hürden dabei noch zu überwinden sind.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

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Literaturtipps

Hoye, W. J.: Liebgewordene theologische Denkfehler. Aschendorff, Münster 2006.

Kläden, T.: Mit Leib und Seele. Die Mind-Brain-Debatte in der Philosophie des Geistes und die Anima-Forma-Cor­poris-Lehre des Thomas von Aquin. Friedrich Pustet, Regensburg 2005.

Nagel, T.: Die Grenzen der Objektivität. Reclam, Stuttgart 1991.

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