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Wir kämpfen für die Elefanten


Ein ungewöhnliches Buch ist anzuzeigen. Das Ehepaar Douglas-Hamilton kämpft um den Erhalt der afrikanischen Elefanten, deren Elfenbein ihre Zukunft bedroht. Dazu haben der in Oxford promovierte Zoologe und seine Frau sich in jahrelangen Feldstudien ein einzigartiges Wissen über das Leben und Verhalten dieser Tiere erarbeitet. Iain Douglas-Hamilton ist heute Koordinator des Afrikanischen Elefanten-Programms der Europäischen Gemeinschaft.

Die Rüsseltiere (Proboscoidea) hatten ihre Blütezeit im Tertiär; sie breiteten sich dann von ihrem Ursprungsgebiet Afrika nach Eurasien aus und von da weiter nach Amerika, wo sie im Pleistozän auch Südamerika erreichten. Zwei oder drei Arten (je nachdem, ob man die afrikanischen Elefanten in zwei Arten einteilt oder nicht) sind heute davon noch übriggeblieben – faszinierende Gestalten, denen die Autoren ihr Leben gewidmet haben.

Ihr daraus erwachsenes umfassendes Wissen haben sie bereits 1989 in dem Buch „Unter Elefanten“ vorgestellt; jetzt aber geht es ihnen um das Drama des Überlebens der afrikanischen Elefanten. Iain und Oria Douglas-Hamilton legen in jeweils allein abgefaßten Kapiteln chronologisch ab 1969 den Elfenbeinrausch und seine Folgen für die Elefanten dar. Sie erzählen von Menschen, die für und gegen sie tätig waren und sind; der Leser kann Biographien einzelner Elefanten ebenso kennenlernen wie Schicksale von Menschen, die um deren Überleben kämpften. Die Filme über den Tsavo-Nationalpark im Südosten Kenias sind um die Welt gegangen. Staatsmänner waren und sind gefordert, Entscheidungen zu treffen, um das „lebende Elfenbein“ zu retten.

Begebenheiten, Begegnungen, Erlebnisse und Erfahrungen werden vor dem Leser in eindringlicher Sprache ausgebreitet, immer getragen von umfassendem, unaufdringlich vermitteltem Hintergrundwissen. Wir erfahren, daß der Franzose René-Auguste Caillé, der 1828 als erster Europäer Timbuktu erreichte, von riesigen Elefantenbeständen sowie einem schwunghaften Elfenbeinhandel im Sahel zu berichten wußte. Dagegen waren dort 1979 nur noch einige Fußspuren von Elefanten auszumachen.

Im Norden des Kontinents sind die Elefanten nahezu ausgerottet, was „fast ausschließlich auf die unstillbare Gier des Menschen nach Elfenbein“ zurückzuführen ist. An der Elfenbeinküste, einem früher dichtbewaldeten, elefantenreichen Land, waren wie im Senegal die meisten Elefanten bereits zu Beginn die-ses Jahrhunderts von französischen Soldaten und Jägern abgeschossen worden, so daß Elfenbein bald importiert werden mußte. Für die 28 Tonnen, die Kamerun, Gabun, Zaire und die Zentralafrikanische Republik 1978 insgesamt exportierten, mußten 3000 Elefanten sterben.

Wo immer man dieses spannend geschriebene und hervorragend illustrierte Buch aufschlägt, wird man mit solchen bestürzenden Daten konfrontiert. Wir erfahren von den Bemühungen um ein weltweites Elfenbein-Embargo: Erst im Mai 1989 wurden alle Elfenbein-Importe nach England verboten; dorthin waren seit 1979 Stoßzähne von mehr als 400000 Elefanten über Hongkong eingeschleust worden. Jetzt scheint auch in Ostasien – außer Japan – der Elfenbeinhandel zusammengebrochen zu sein.

Das Buch endet mit einem Hoffnungsschimmer für das Überleben der Elefanten. Der große Einsatz zeitigt Folgen. Auch das ist eine Lehre für unsere Zeit: Man kann etwas tun für die Natur und die Lebewesen auf unserem Planeten. Dieses Buch zeigt beeindruckend, was Wissenschaft heute und künftig zu leisten hat und daß sie, um die Welt des Lebendigen und die Zivilisation in Einklang zu bringen, auf Elfenbeintürme (in jedem Sinne) verzichten kann und sollte. Auch um der Elefanten willen.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 1993, Seite 110
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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