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Wissenschaft im Internet: Virtuelle Sternstunden

Ein Mausklick überbrückt astronomische Entfernungen und lässt Galaxien spektakulär kollidieren.


Bevor Sie in die Kälte des Alls aufbrechen: Nutzen Sie den öffentlich subventionierten Planeten-Nahverkehr im Lichte unserer Sonne. Zumal diese Gegend – auch im Datennetz – am besten erschlossen ist.

Schnell geraten Sie dabei in das Gravitationsfeld der publikumswirksamen Seiten der Nasa. Für den Abflug ins Sonnensystem eignet sich www.jpl.nasa.gov/missions/missions_index.html. Das kalifornische Jet Propulsion Laboratory, Zentrum der Nasa für die unbemannte Raumfahrt, stellt dort seine vergangenen und künftigen Missionen ausführlich vor: von den ersten beiden Voyager-Sonden, die 1977 zu Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun aufbrachen und mittler-weile dem Sonnensystem den Rücken kehren, bis hin zum Terrestrial Planet Finder, den die Nasa erst für 2014 plant und der erdähnliche Planeten aufspüren soll.

Prominentere Projekte wie die Raumsonde "2001 Mars Odyssey" warten mit eigenen Homepages auf (mars.jpl.nasa.gov/odyssey/index.html). Mittlerweile seit einem knappen Jahr in einer Marsumlaufbahn, sorgte die Odyssey Mitte dieses Jahres für spektakuläre Eisfunde unterhalb der Marsoberfläche (Spektrum der Wissenschaft 09/2002, S. 12). Oberhalb davon ist alles Wüste: Die sehenswerte Fotogalerie zeigt ausgetrocknete Canyons, Staubstürme und Polarkappen aus gefrorenem Kohlendioxid.

Ein Klassiker im Netz sind die "Neun Planeten" (www.nineplanets.org, eine deutsche Übersetzung findet sich unter www.wappswelt.de/tnp/nineplanets/nineplanets.html). Die Multimedia-Tour durchs Sonnensystem von Bill Arnett umrundet über siebzig Planeten und Monde einschließlich der Sonne. Bilder und Töne, gelegentlich ein Video, zieren das übersichtlich organisierte Monumentalwerk. Sogar Essays über angebliche Planeten, die sich anschließend als nicht existent herausstellten, oder dieRegeln der astronomischen Namensgebung für Himmelskörper sind nachzulesen.

Auf planetquest.jpl.nasa.gov, von der National Academy Press zur "Coolest Science Site" im August 2002 gekürt, dokumentiert die Nasa ihre Suche nach extrasolaren Planeten. Neue Funde finden gebührende Erwähnung, im Juli 2002 wurde die 100er-Marke überschritten. Auch die Technik des Aufspürens von Planeten, unter anderem mit Hilfe der optischen Interferometrie, können Besucher dort nachvollziehen.

Ein virtuelles Observatorium im Netz bietet mehr, als der Blick durchs eigene Teleskop je erfassen könnte: Auf skyview.gsfc.nasa.gov kann der gesamte Himmel über alle Wellenlängen hinweg abgesucht werden. Das erfordert allerdings reichlich Vorkenntnisse und einen User, der sich eingehend mit der Site beschäftigt. Schneller froh wird, wer nur wissen will, welche Sternbilder in Deutschland am Nachthimmel hängen: www.sternklar.de/planetarium/aktuelle_Sternenhimmel.htm verrät dies für jede Tages- und Nachtzeit und liefert dazu noch Informationen über Sternennebel und Galaxien aus dem historischen Messier-Katalog.

Selbst Hintergrund-Sites können überraschend lesenswert sein: beispielsweise die "Astronomiae Historia" unter www.astro.uni-bonn.de/~pbrosche/astoria.html. Unter der Rubrik "Astrophysics" et-wa kann der Leser wissenschaftliche Debatten über die Größe des Universums nachlesen. Oder er findet den Beitrag "Little Green Men, White Dwarfs or Pulsars?", in dem die Wissenschaftlerin S. Jocelyn Bell Burnell unterhaltsam ihre ganz persönliche Geschichte über die Entdeckung von Pulsaren erzählt (www. bigear.org/vol1no1/burnell.htm).

"Per Internet durch die Galaxis" – wer sich auf seinem kosmischen Abenteuertrip noch mit reichlich Action belohnen will, besuche das Dynamical Astronomy Javalab der Case Western Reserve University (http://burro.astr.cwru.edu/JavaLab). Im Zeitraffer umkreisen sich dort Planeten und Sterne, und ganze Galaxien stürzen ineinander.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2002, Seite 114
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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