Direkt zum Inhalt

Welterbe: Wissenschaft im Internet: Von der Pyramide zum Stahlwerk

Den besten Überblick über die erhaltenswertesten Stätten der Menschheit bietet nicht die verantwortliche Organisation Unesco, sondern – das öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen.


Mit dem Prädikat "Welterbestätte" äußert die Unesco zunächst nur die rechtlich unverbindliche Meinung, es handele sich um ein "Denkmal von he­rausragender Bedeutung"; denn die Kulturorgansiation der Uno darf nicht in geltendes Recht der einzelnen Länder eingreifen. Immerhin muss das Land, in dem das Denkmal liegt, einen Antrag auf Aufnahme in die Liste des "Weltkultur­erbes" beziehungsweise "Weltnaturerbes" stellen und dabei den größtmöglichen Schutz nach der eigenen Gesetzgebung zusagen. So wird erreicht, dass die Aufnahme in die Liste nicht nur den Nationalstolz befriedigt und die Kassen der örtlichen Tourismusbetriebe füllt.

Insgesamt umfasst die Liste bisher 754 Kultur- und Naturdenkmäler auf der ganzen Welt – 27 davon in Deutschland, vom Aachener Dom über die stillgelegte Völklinger Eisenhütte und die Grube Messel bis zu den jüngst aufgenommenen historischen Altstädten von Stralsund und Wismar. Auf der umfangreichen, englisch- und französischsprachigen Website http://whc.unesco.org der Unesco finden Sie nicht nur die aktuelle Liste samt weiterführenden Links, sondern können auch Nachrichten und Berichte über ausgesuchte Denkmalschutz-Aktivitäten lesen.

Unter "virtual tour" finden sich – per Maus erfahrbare – Rundblicke von ausgewählten Standpunkten zum Beispiel in der Pyramide von Gizeh oder einem der Tempel von Angkor: nicht gerade das, was man sich unter einer Führung durch die Stätte vorstellt, aber immerhin. Das Angebot an Touren wird gerade ausgebaut. Der Bereich "Just for kids" ist offensichtlich ganz am Anfang der guten Absichten stecken geblieben: Außer großer, farbiger Schrift und direkter Ansprache gibt es dort nichts, was auf den übrigen Seiten nicht besser zu sehen wäre.

Die Deutsche Unesco-Kommission e. V. konzentriert sich auf ihrer Website www.unesco.de naturgemäß auf die deutschen Stätten. Alle Texte werden auch in der Druckversion angeboten, das heißt ausdruckfreundlich formatiert und ohne Bilder – in diesem Fall eine übertriebene Bemühung, denn Bilder und ähnliches sind ohnehin nicht zu finden.

Die gibt es auf der Website www. weltkulturerbe-d.de; allerdings sind die Texte recht kurz und seit 2001 nicht mehr aktualisiert worden. Die ebenfalls private Site "UNESCO-Welterbe in Deutschland" (http://home.bawue.de/~wmwerner/welterbe.html) glänzt auch nicht mit vielen Bildern; immerhin hat sich der Autor die Mühe gemacht, zahlreiche lohnende Links bereitzustellen.

Wirklich multimedial und spannend ist die Website "Schätze der Welt – Erbe der Menschheit" zur gleichnamigen Fernsehserie im Südwest-Fernsehen und in 3SAT (www.schaetze-der-welt.de). Sie bietet das gesamte Filmmaterial in einem übersichtlichen On­line-Archiv an. Direkt anschauen oder Downloaden – beides ist möglich. Alle "Welterbe"-Denkmäler sind in der Website enthalten, zu finden über die Auswahl nach Kontinenten oder Ländern, alphabetisch sortiert in einer Gesamtliste oder über eine Stichwortsuche. Wer dann das Objekt gefunden hat, wird geradezu verwöhnt: Auf einen kurzen Übersichtstext mit Bild folgen eine Zeittafel mit Daten und Fakten, das Filmmaterial selbst, der Filmtext und eine Liste der Filmmusik noch einmal separat, ausgesuchte Bilder und eine kommentierte Linkliste. Letzter Leckerbissen ist die "interaktive Bildergalerie": Verschiedene Bilder aus dem Film dienen als Einstiegspunkte für die zugehörige Filmstelle. Auf dieser Site stöbert man lange und gern – und lernt sogar dabei.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 2003, Seite 88
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.