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Stottern: Wörter wie Steine

In neun von zehn Fällen beginnt Stottern vor dem sechsten Lebensjahr. Dann ist es wichtig, das Problem schnell und wirksam anzugehen - denn je jünger ein Kind ist, desto besser kann es die Störung bewältigen. Dabei helfen eine Reihe bewährter Techniken.
Schwerer Brocken

Wann es begann, weiß der 17-jährige Quirin nicht mehr genau. Nur, dass das Stottern in der Grundschule schon da war. Mit acht schick­ten ihn seine Eltern einmal pro Woche zu einer Logopädin. Die las ihm Texte vor und sprach mit ihm darüber. An Quirins Problem ­änderte das nichts: Nach wie vor kamen ihm die Worte nur stockend über die Lippen.
Seine Eltern hatten richtig gehandelt, als sie professionelle Hilfe suchten. Doch wie viele andere hatte der Junge das Pech, keine wirksame Stottertherapie zu erhalten. Oft fällt das nicht auf: Von den rund fünf Prozent aller Kinder, die ohne erkennbare Ursache zu stottern beginnen, sprechen 70 bis 80 Prozent auch ohne äußeres Zutun bis zur Pubertät wieder flüssig. Eine wirksame Behandlung in der Kindheit könnte die Chance auf eine lebenslange Stotterfreiheit aber noch erhöhen: "Stotternde Kinder brauchen so früh wie möglich eine spezielle Maßnahme", ­bekräftigt die Phoniaterin und Professorin Kat­rin Neumann an der Universitätsklinik Bochum. "Bei den Drei- bis Sechsjährigen können wir mit der richtigen ­Herangehensweise bis zu 90 Prozent heilen." Mit jedem weiteren Lebensjahr ­dagegen sinke die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind das Stottern überwinde, erklärt Neumann. Nach der Pubertät seien vollständige Heilungen extrem selten.
Das Stotterproblem begrenzt sich nicht auf den sprachlichen Bereich ...

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Gehirn&Geist – Die Kraft der Selbstheilung

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  • Quellen und Literaturtipps

Literaturtipps

Lattermann, C., Neumann, K.: Stotternde Schüler - ratlose Lehrer: Anregungen zur Unterrichtsgestaltung. In: PädForum 3, S. 159-162, 2005
Liefert konkrete Tipps für den Umgang mit stotternden Kindern

Natke, U., Alpermann, A.: Stottern. Erkenntnisse, Theorien, Behandlungsmethoden. Huber, Bern 2010
Empfehlenswertes Fachbuch für Betroffene, Ärzte und Therapeuten


DVD-Tipp

BVSS (Hg.): Stottertherapie für Kinder. Ein Aufklärungsfilm für Eltern. DVD, 90 Minuten, Demosthenes, Köln 2012
Stellt die wichtigsten Therapie­ansätze vor


Quellen

Boey, R. A. et al: Awareness And Reactions of Young Stuttering Children Aged 2–7 Years Old Towards Their Speech Disfluency. In:Journal of Communication Disorders 42, S. 334-346, 2009

Chang, S.-E. et al.: Brain Anatomy Differences in Childhood Stuttering. In: NeuroImage 39, S. 1333-1344, 2008

Euler, H. A. et al.: The Effectiveness of Stuttering Treatments in Germany. In: Journal of Fluency Disorders (eingereicht)

Felsenfeld, S. et al.: A Study of the Genetic and Environmental Etiology of Stuttering in a Selected Twin Sample. In: Behavior Genetics 30, S. 359-366, 2000

Johannsen, H. S.: Stottern bei Kindern. In: Grohnfeldt, M. (Hg.): Lehrbuch der Sprachheilpädagogik und Logopädie. Erscheinungsformen und Störungsbilder. Band 2. Kohlhammer, Stuttgart 2001, S. 150-159

Kell, C. A. et al.: How the Brain Repairs Stuttering. In: Brain 132, S. 2747-2760, 2009

Lattermann, C. et al.: A Randomized Control Trial to Investigate the Impact of the Lidcombe Program on Early Stuttering in German-Speaking Preschoolers. In: Journal of Fluency Disorders 33, S. 52-65, 2008

Lattermann, C. Frühkindliches Stottern: Abwarten oder sofort behandeln? In: Forum Logopädie 25, S. 6-11, 2011

Neumann, K. et al.: Cortical Plasticity Associated With Stuttering Therapy. In: Journal of Fluency Disorders 30, S. 23-39, 2005

Neumann, K., Euler, H. A.: Neuroimaging in Stuttering. In: Guitar, B. (Hg.): Treatment of Stuttering: Established and Emerging Interventions. Lippincott, Williams, Wilkins, Baltimore 2009, S. 355-377

Neumann, K.: Redeflussstörungen. In: Nicolai, T., Götte, K. (Hg.): Pädiatrische HNO-Heilkunde. Elsevier, Urban & Fischer, München 2010

Watkins, K. E. et al.: Structural and Functional Abnormalities of the Motor System in Developmental Stuttering. In: Brain 131, S. 50-59, 2008

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