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Drogen: Zauberpilze gegen die Angst vor dem Tod

Psilocybin – der Stoff, der "magic mushrooms" ihre halluzinogene Wirkung verleihtnbsp;– löst beim Menschen ähnliche Rauschzustände wie LSD aus. Möglicherweise taugt er aber auch als Mittel gegen Ängste und Depressionen, wie in der Vergangenheit schon einzelne Experimente nahelegten. Das zeigt nun auch eine Studie, in der Wissenschaftler um Roland Griffiths von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore die Substanz an 51 Krebspatienten testeten.

Die Probanden hatten eine schlechte Prognose und litten zusätzlich unter einer psychischen Störung, die mit Angstsymptomen und/oder Stimmungsschwankungen einherging. Zu Beginn der Studie bekamen die Teilnehmer entweder eine mittlere bis hohe Dosis Psilocybin verabreicht oder aber eine sehr geringe Dosis, die als Placebokontrolle fungierte. Nach fünf Wochen erhielten sie ein zweites Mal eine Pille mit der psycho­aktiven Substanznbsp;– dieses Mal nach dem genau umgekehrten Schema, so dass am Ende jeder Proband letztlich für wenige Stunden einen Psilocybin-Trip mit Halluzina­tionen und Bewusstseinsveränderung erlebte.

Während des Versuchszeitraums fragten die Forscher mehrfach nach der Stimmung, der generellen Zufriedenheit mit dem Leben und der Ausprägung psychischer Beschwerden. Dabei entdeckten sie, dass Angst, Depression und die Furcht vor dem eigenen Tod bei den allermeisten Patienten nach einmaliger Einnahme der hohen Psilocybin-Dosis abnahmen. Lebensqualität und -zufriedenheit stiegen dagegen an. Noch sechs Monate nach dem Drogentrip ging es 80 Prozent von ihnen weiterhin besser. Einen sehr ähnlichen Effekt konnten auch Wissenschaftler der New York University beobachten, die Psilocybin in einem vergleichbaren Versuch an 29 Krebspatienten testeten.

Warum die Substanz so wirksam gegen Ängste und Depressionen zu sein scheint, wissen die Forscher nicht. An manchen Stellen weisen die Studien zudem methodische Probleme auf, weshalb die Ergebnisse noch mit Vorsicht zu genießen sind. So fehlte eine Kontrollgruppe, die gar kein Rauschmittel erhielt. Überdies ist die Placebokontrolle bei halluzinogenen Drogen schwierig, da deren Wirkung in den meisten Fällen so deutlich ausfällt, dass die Patienten zwangsläufig erahnen können, ob sie gerade die Droge oder ein Scheinmedikament geschluckt haben.

Der Handel und die Abgabe von Psilocybin sind in Deutschland strafbar. Auch Ärzte dürfen die Substanz nicht verschreiben. In den Studien wurde sie allen Patienten unter streng kontrollierten Bedingungen verabreicht. 15 Prozent von ihnen reagierten mit Übelkeit und Erbrechen, ein Drittel klagte über psychisches Unwohlsein, Angst sowie Paranoia oder litt unter Bluthochdruck direkt nach der Einnahme. Die Forscher raten davon ab, die Droge außerhalb eines medizinisch kontrollierten Versuchs zu konsumieren.

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  • Quellen

J. Psychopharmacol. 30, S. 1181–1197, 2016,

J. Psychopharmacol. 30, S. 1165–1180, 2016

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