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Glioblastom: Zika als Therapie gegen Krebs?

Das Zika-Virus ist dafür berüchtigt, schwere Schäden im Gehirn ungeborener Kinder anzurichten – doch das könnte es gleichzeitig zu einer Waffe gegen aggressiven Krebs machen. Wie eine Arbeitsgruppe um Zhe Zhu an der University of California in San Diego beobachtete, greift das Virus beim normalerweise unheilbaren Glioblastom gerade jene Zellen an, die klassischen Behandlungen oft widerstehen.

Zhu infizierte das Tumorgewebe aus frisch operierten Glioblastompatienten mit zwei verschiedenen Zika-Stämmen. Die Erreger breiteten sich durch den Tumor aus und töteten selektiv die Stammzellen, aus denen sich die Krebszellen immer wieder neu bilden. Zudem überlebten Mäuse mit solchen Gehirntumoren länger als Vergleichstiere, nachdem die Wissenschaftler ihnen das Virus ins Gehirn gespritzt hatten. Damit könnte eine Zika-Infektion möglicherweise die klassische Strahlentherapie ergänzen und so die Chancen auf eine Heilung erhöhen.

Zika schädigt das Gehirn von Föten, da das Virus gezielt jene Vorläuferzellen infiziert und tötet, aus denen sich neue Nervenzellen entwickeln. In der Folge bleibt das Gehirn der betroffenen Kinder klein und unterentwickelt. Die Vorläuferzellen tragen ähnliche Markerproteine wie die Krebsstammzellen des Glioblastoms, weshalb Forscher bereits das mit Zika verwandte und ebenfalls Nervenzellen befallende West-Nil-Virus (WNV) auf seine Therapietauglichkeit bei Krebs testeten. WNV infiziert allerdings auch andere Neurone, während sich das Zika-Virus in den Versuchen der Wissenschaftler zu mehr als 90 Prozent nur auf die Tumorstammzellen stürzte.

Einen gefährlichen Erreger mit potenziell schweren Langzeitfolgen in das Gehirn von Patienten zu spritzen, wäre zwar keine besonders erstrebenswerte Therapievariante, aber wohl meistens besser als die Alternative: Mit der klassischen Behandlung sind etwa 70 Prozent der Glioblastompatienten binnen zwei Jahren tot.

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  • Quelle
J. Exp. Med. 10.1084/jem.20171093, 2017
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