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Wissenschaftsgeschichte: 100-jähriger Geburtstag von Max Delbrück

Max Delbrück
Der deutsch-amerikanische Physiker und Molekularbiologe Max Delbrück wäre am kommenden Montag 100 Jahre alt geworden. Der Nobelpreisträger und Begründer der modernen Molekulargenetik hatte es verstanden, die seinerzeit strikt getrennten Wissenschaften Physik und Biologie zu vereinen.

Max Delbrück | Der deutsch-amerikanische Physiker und Molekularbiologe Max Delbrück (1906-1981) erhielt 1969 für seine Arbeiten zur Phagengenetik den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
Der am 4. September 1906 in Berlin geborene jüngste Sohn des Historikers Hans Delbrück und Urenkel des Chemikers Justus von Liebig studierte zunächst in Tübingen, Berlin, Bonn und Göttingen Astronomie, wechselte dann aber zur theoretischen Physik. Nach seiner im Jahr 1930 abgeschlossenen Promotion über die damals neu entdeckte Quantenmechanik forschte er in England, in der Schweiz bei Wolfgang Pauli sowie in Dänemark bei Niels Bohr. Insbesondere die Spekulationen des berühmten dänischen Atomphysikers über die Rolle der Quantenmechanik in biologischen Systemen weckten das Interesse des jungen Delbrück für die Biologie.

1932 wurde Delbrück Assistent von Lise Meitner am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem. Sein zusammen mit dem Genetiker Nikolai Timofejew-Ressowski 1935 veröffentlichter Artikel "Über die Natur der Genmutation und der Genstruktur" lieferte erstmals experimentell abgesicherte Daten für die Größe eines Gens und gilt als Markstein der Molekulargenetik.

1937 emigrierte Delbrück aus dem nationalsozialistischen Deutschland in die USA, wo er als Rockefeller-Stipendiat am California Institute of Technology in Pasadena zusammen mit dem Biophysiker Salvador Luria den Vermehrungszyklus von Bakteriophagen aufklärte. Nach einen Zwischenaufenthalt an der Vanderbilt-Universität in Nashville erhielt er 1947 vom Caltech den Ruf zum Professor für Biologie, wo er bis zu seiner Emeritierung 1977 blieb.

Bakteriophagen | Das "Arbeitstier" von Max Delbrück: T-Phagen (links: schematischer Aufbau; recht: elektronenmikroskopische Aufnahme) befallen das Bakterium Escherichia coli.
Delbrück entdeckte, dass sich das Erbgut von Phagen in Bakterien vermischen kann und bewies den zufälligen und ungerichteten Charakter von Mutationen. Weltberühmt wurde seine in den 1940er Jahren etablierte "Phagengruppe" – ein loser Zusammenschluss von Forschern, die sich alle mit T-Phagen des Bakteriums Escherichia coli beschäftigten. Neben Luria gehörte hierzu auch der Molekularbiologe Alfred Hershey vom Cold Spring Harbor Laboratory. Alle drei erhielten 1969 für ihre Arbeiten zur Phagengenetik den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

In den 1950er Jahren interessierte sich Delbrück zunehmend für Sinnesphysiologie und forschte über die Reaktionen von Pilzzellen auf Licht und sowie über die Natur des Fotorezeptors. Trotz seiner Immigration ging sein Kontakt zu seiner alten Heimat nicht verloren. So unterstütze er 1962 maßgeblich die Gründung des Instituts für Genetik der Universität zu Köln.

Die Gründung des nach ihm benannten Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Berlin-Buch 1992 erlebte er jedoch nicht mehr. Max Delbrück starb am 9. März 1981 in Pasadena.

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