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Neue amtliche Zählung: 128 Wolfsrudel in Deutschland

Wölfe breiten sich in Deutschland weiter aus, wie jüngere Zahlen der Behörden zeigen. Was für die einen ein Erfolg des Naturschutzes ist, bereitet anderen Sorgen.
Grauwölfe

In Deutschland leben der jüngsten amtlichen Zählung zufolge 128 Wolfsrudel, 35 Paare und 10 sesshafte einzelne Wölfe. Das sind deutlich mehr als noch ein Jahr zuvor. In 15 von 16 Bundesländern wurden im Monitoring-Jahr 2019/20 Wölfe nachgewiesen, wie das Bundesamt für Naturschutz am Freitag mitteilte. Die Tiere leben demnach vor allem in Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Es gibt aber auch Territorien in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Im Monitoring-Jahr 2018/19 zählten die Experten nach aktualisierten Daten noch 105 Rudel, 41 Paare und 12 Einzelwölfe. »Der Wolfsbestand in Deutschland nimmt zu«, sagte Beate Jessel, die Präsidentin des Bundesamts. Insbesondere im Norden und Nordwesten habe er sich weiter vergrößert. Erstmals seit zehn Jahren sei wieder ein sesshafter Wolf in den bayerischen Alpen bestätigt worden.

Wo der Wolf in Deutschland lebt

Spitzenreiter ist Brandenburg: Hier lebten 47 Wolfsrudel in dem Monitoring-Jahr vom 1. Mai 2019 bis zum 30. April 2020, so viele wie in keinem anderen Bundesland. Auf Platz zwei liegt Sachsen mit 28 Rudeln und Niedersachsen mit 23. Wie viele Einzeltiere das sind, ist nach Angaben von Experten schwer zu sagen – ein Rudel besteht aus einem Elternpaar und seinen Nachkommen, die Sterblichkeit ist relativ hoch. Die Zahl der Wölfe in einem Rudel kann daher stark schwanken, Experten zufolge sind es meist zwischen fünf und zehn Tiere.

Die meisten Wölfe sterben im Straßenverkehr

Auch die Zahl der tot gefundenen Wölfe ist den Angaben zufolge stark gestiegen – von 100 im Jahr 2018/19 auf 126 im jüngsten Monitoring. »Nach Verkehrsunfällen ist die illegale Tötung die zweithäufigste Todesursache«, erklärte Jessel. Wölfe sind streng geschützt. Sie dürfen zwar abgeschossen werden, wenn sie etwa Schafe reißen – es muss aber jeder einzelne Abschuss erst genehmigt werden.

Wölfe gibt es seit der Jahrtausendwende wieder in Deutschland. Was Naturschützer freut, bereitet Tierhaltern Sorgen – die Zahl der Wolfsrisse ist in den vergangenen Jahren ebenfalls stark gestiegen. Dagegen gibt es keinen bestätigten Wolfsangriff auf Menschen.

Der Deutsche Jagdverband warf der Naturschutzbehörde vor, die Zahlen kleinzurechnen, da der Wolfsnachwuchs 2020 nicht berücksichtigt sei. Im »Extremfall« seien die Angaben eineinhalb Jahre alt, die Bevölkerung auf dem Land habe kein Vertrauen mehr. Der Verband fordert ein »aktives Wolfsmanagement«, das etwa Bereiche vorsieht, aus denen die Tiere ferngehalten werden. Die Naturschutzorganisation WWF dagegen forderte ein »nationales Herdenschutzzentrum«, das Erkenntnisse aus Deutschland und Europa zum Herdenschutz bündelt, und mehr finanzielle Unterstützung für Tierhalter. (dpa/dam)

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