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News: 1998 - ein heißes Jahr

Warme Temperaturen setzt man meist mit schönem Wetter gleich. Leider war das Wetter 1998 nicht überwältigend, obwohl die globalen Oberflächentemperaturen des meteorologischen Jahres (vom 1. Dezember 1997 bis zum 30. November 1998) voraussichtlich einen neuen Rekord aufstellen werden. Und das seit der Zeit, da instrumentelle Messungen überhaupt vorgenommen werden, denn die globale Temperatur des Jahres 1998 überschreitet die des Rekordjahres 1995 bei weitem.
Das berichten die Wissenschaftler James Hansen, Jay Glascoe, Reto Ruedy und Makiko Sato vom Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA. Sie analysierten Daten mehrerer Tausend meteorologischer Stationen aus aller Welt. Die Daten wurden vom National Climate Data Center der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in Asheville gesammelt und stehen weltweit allen Forschern zur Verfügung. Das meteorologische Jahr wird über die vier Jahreszeiten gemittelt, beginnend mit dem Winterquartal (Dezember bis Februar), daher bezieht sich die Analyse auf den Zeitraum bis einschließlich 30. November.

Für ihre Analysen benutzten die Forscher Daten aus ländlichen Wetterstationen, um so die von den Städten ausgehenden Einflüsse auf die aufgezeichneten Temperaturen zu korrigieren. Außerdem arbeiteten sie mit Satellitenmessungen der Ozeantemperatur, um eine zweites Maß für die globalen Temperaturveränderungen, das gleichmäßiger auf der ganzen Welt verbreitet ist, zu erhalten. Die Resultate können noch leicht variieren, da einige Stationen ihre Daten erst sehr spät einreichen. Doch auch die spät gemeldeten Werte werden wohl nichts mehr an der grundsätzlichen Schlußfolgerung ändern, daß beide Analysen – ob nun mit oder ohne Ozeandaten – 1998 mit Gewißheit zu einem Rekordjahr werden lassen.

Nach Auffassung vieler Forscher geht die globale Erwärmung, zumindest teilweise, auf den zunehmenden anthropogenen Ausstoß von Gasen in die Atmosphäre zurück. Hierzu zählt insbesondere Kohlendioxid, das bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas entsteht. Die Erwärmung im Jahr 1998 wird teilweise mit einem starken El Niño in Zusammenhang gebracht, der die Luft über dem östlichen tropischen Pazifik in der ersten Jahreshälfte erwärmte und dadurch wiederum das Wetter auf der ganzen Welt beeinflußte.

Die größten Temperaturanomalien von 1998 traten in Nordamerika auf – dort war es das wärmste Jahr der letzten Jahrzehnte – und folgten einem Muster, das in "El-Niño-Jahren" häufig auftritt. Doch 1998 war es fast auf der gesamten Erde wärmer als normalerweise. El Niño kann als Erklärung weder für den beobachteten Trend einer langfristigen globalen Erwärmung, noch für die außerordentliche Wärme des Jahres 1998 dienen. Da die Temperatur des Pazifischen Ozeans wieder auf einen normaleren Wert zurückgegangen ist, wird erwartet, daß die globalen Temperaturen von 1999 unter denen von 1998, aber dennoch weit über dem langfristigen Durchschnittswert für den Zeitraum von 1951 bis 1980 liegen werden.

Die schnelle globale Erwärmung seit Mitte der 70er Jahre übersteigt alle früheren Perioden gleicher Dauer in der gesamten Zeit instrumenteller Datenerfassung. Das Anwachsen der durchschnittlichen 5-Jahres-Temperatur seit 1975 beträgt annähernd ein halbes Grad Celsius. Die Erwärmung geschah zu einem Zeitpunkt, in dem der Ausstoß der Treibhausgase unglaublich schnell zunahm. Laut Hansen "widerlegt die schnelle Erwärmung während der letzten 25 Jahre das Argument der Treibhaus-Skeptiker, wonach der globale Temperaturanstieg zum größten Teil am Anfang unseres Jahrhunderts passierte, also zu einer Zeit, als der Ausstoß von Treibhausgasen langsamer zunahm. Nein, in Wahrheit fand die schnellste Erwärmung genau dann statt, als sie auch erwartet wurde."

Die von den GISS-Wissenschaftlern analysierten Temperaturen wurden in einer Höhe von ungefähr zwei Metern über Land gemessen. Die Werte, die sich auf die Temperaturen der Meeresoberfläche in Ozeanregionen beziehen, stammen von Satellitenmessungen. Die Temperaturveränderungen nah am Boden stimmen nicht zwingend mit denen in höheren Bereichen der Atmosphäre überein, die per Wetterballon und Satelliten-Mikrowellenbeobachtungen gemessen werden. Aber die Erwärmung von 1998 ist derart groß, daß von allen Beobachtungssystemen Rekordtemperaturen festgestellt werden müßten – von Bodennähe bis in die Troposphäre, bis etwa 16 Kilometern Höhe. "Es sollte nicht mehr länger diskutiert werden, ob es eine globale Erwärmung gibt, sondern wie groß ist die Erwämung, welche praktische Bedeutung hat sie und was sollte gegen sie getan werden", meint Hanson.

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