Wetterbilanz: 2024 war das wärmste Jahr in Deutschland seit Messbeginn

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat Bilanz für das Jahr 2024 gezogen. Mit im Mittel 10,9 Grad Celsius sei es das bisher wärmste Jahr seit Messbeginn gewesen. »Erschreckend ist, dass der alte Rekord aus 2023 gleich um 0,3 Grad Celsius übertroffen worden ist«, sagte Andreas Becker, Leiter Klimaüberwachung des DWD, laut einer Mitteilung. »Das ist aus klimatologischer Sicht absolut außergewöhnlich!«
Deutschlandweit registrierten die Messstationen 2024 im Mittel 52 Sommertage mit einer Maximaltemperatur von mehr als 25 Grad und zwölf heiße Tage mit mehr als 30 Grad. Das waren fast doppelt so viele Sommertage und fast dreimal so viele heiße Tage wie üblich. Hinzu kommt, dass das Jahr 2024 überdurchschnittlich nass und das zwölftfeuchteste Jahr seit 1881 war. Mit 902 Litern pro Quadratmeter fielen 14 Prozent mehr Niederschlag als im Jahresmittel der Referenzzeiträume 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020. Besonders im Februar, Mai und September regnete es ungewöhnlich viel. Im Nordwesten und Südosten war der Niederschlagsüberschuss am höchsten. Nur wenige Regionen wie Sachsen, Brandenburg und Baden-Württemberg waren im Jahresverlauf zu trocken.
»Die Folgen des beschleunigten Klimawandels sind für Deutschland heute schon gravierend«, sagte Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des DWD, laut der Mitteilung. Was zwischen 1881 und 1990 extrem gewesen sei, sei heute normal. Seit den 1960er Jahren ist jede Zehnjahresperiode wärmer als die vorherige gewesen. Die zehn wärmsten Jahre seit 1881 sind in den vergangenen 25 Jahren aufgetreten. 2023 und 2024 erlebte Deutschland jeweils einen Allzeitrekord in der Jahresmitteltemperatur. Zugleich gebe es immer ausgeprägtere Wechsel zwischen überdurchschnittlich nassen und sehr trockenen Jahren.
Deutschlands Wetter schwankt zwischen Extremen
Das hat unter anderem damit zu tun, dass neben dem Land auch das Meer deutlich wärmer geworden ist. Neben dem seit Jahren überdurchschnittlich warmen Mittelmeer sind nun auch europanahe Bereiche des Nordatlantiks sowie die Nord- und Ostsee überdurchschnittlich warm. Das hat Konsequenzen: Höhere Temperaturen führen dazu, dass mehr Wasser verdunstet und sich in der Atmosphäre als Dampf anreichert. Das wiederum bedeutet, dass häufiger Stark- und Dauerregenereignisse auftreten.
Aus den fortlaufenden Beobachtungsdaten lässt sich inzwischen sogar ableiten, dass vergleichsweise seltene – und entsprechend schwierig statistisch auszuwertende – Wetterereignisse wie Starkregen und Dürren zunehmen. Zudem verschieben sich die Wettermuster regional: Während einige Regionen mit Überschwemmungen kämpfen, leiden andere unter Wasserknappheit. Insbesondere der Osten Deutschlands erlebte in den vergangenen Jahren immer wieder enorm trockene Phasen.
Zu den Wetteranomalien passt, dass der eben zu Ende gegangene März einer der trockensten seit Messbeginn war. Die Bodenfeuchte in den oberen Schichten lag vor allem im Norden gebietsweise bis zu 20 Prozent unter den langjährigen Minimalwerten. Zudem sei es verbreitet deutlich zu mild gewesen. Das Temperaturmittel lag demnach bei 6,1 Grad Celsius und damit um 2,6 Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961 bis 1990. Fatal ist das, weil gerade die erwachende Vegetation im Frühjahr einen hohen Wasserbedarf hat – bei höheren Temperaturen, bei denen über die Blätter mehr Wasser verdunstet, noch einmal mehr. Und nicht nur für Pflanzen, auch für Insekten ist mangelnder Niederschlag im Frühjahr ein Problem. Speziell solche Arten, die bestimmte Pflanzenteile anstechen, um den Saft herauszusaugen, sind stark von der Wasserverfügbarkeit ihrer Wirtspflanzen abhängig. Und je weniger Individuen in den ersten Generationen des Jahres überleben, desto kleiner bleibt die Gesamtpopulation übers Jahr gesehen, selbst wenn sich die Bedingungen später im Jahr wieder verbessern. (mit dpa)
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