Direkt zum Inhalt

Weltraumteleskop: 35 Jahre Weltraumteleskop Hubble

Im April 1990 brachte das Spaceshuttle Discover das Hubble-Weltraumteleskop in den Orbit – seitdem sendet es Bilder und Messdaten zur Erde. Auch wenn die Anfänge schwierig waren, ist das Instrument aus der Forschung nicht mehr wegzudenken und nach wie vor sehr gefragt. Aber wie lange noch?
Zwei nebeneinander liegende Bilder des Planeten Mars, aufgenommen am 28. Dezember 2024 um 20:00 UT und am 29. Dezember 2024 um 13:18 UT. Beide Bilder zeigen die charakteristische rötliche Oberfläche des Mars mit dunklen und hellen Bereichen, die unterschiedliche geologische Merkmale darstellen. Oben ist eine weiße Polkappe sichtbar. Die Bilder verdeutlichen die Rotation des Planeten innerhalb eines Tages.
Mars im Visier von Hubble: Immer wieder wird das Weltraumteleskop auch auf die Planeten des Sonnensystems gerichtet.

Als am 24. April 1990 das Spaceshuttle Discovery mit seiner wertvollen Fracht an Bord abhob, ahnte noch niemand, dass damit eine Erfolgsgeschichte in der astronomischen Forschung begann, die bis heute anhält. Im Gegenteil, der Beginn der Mission des Hubble Space Telescope (HST) war rau: Schon die ersten Bilder von Sternfeldern zeigten einen Geburtsfehler des HST. Der 2,4 Meter große Hauptspiegel hatte einen Schlifffehler. Das Teleskop litt an sphärischer Aberration, es war in gewisser Weise kurzsichtig und lieferte nur unscharfe Bilder. Damit konnte es den jahrhundertealten Wunschtraum der Astronomen nicht erfüllen: ein Teleskop, dessen Blick nicht durch Wetter und der ständigen Luftunruhe gestört wird, wodurch ein unvergleichlich scharfes Ergebnis entsteht.

Ein sterbender Stern | Wenn Sterne mit etwas mehr als einer Sonnenmasse dem Ende ihrer Existenz entgegengehen, entwickeln sie sich zunächst zu Roten Riesen, die große Teile ihrer Masse durch einen heftigen Sternwind in ihre Umgebung abblasen, so dass ein Planetarischer Nebel entsteht, wie hier NGC 2899. Die Kernzone des sterbenden Sterns zieht sich danach zu einem Weißen Zwerg zusammen, ein kompaktes Objekt von der Größe der Erde, das aber das Anderthalbfache der Sonnenmasse aufweisen kann. Ein Weißer Zwerg ist sehr heiß und regt das zuvor ausgestoßene Gas zum Leuchten im Infraroten, Visuellen und Ultravioletten an.

Mehr als drei Jahre nach dem Start wurde im Dezember 1993 Abhilfe geschaffen. Während des ersten Wartungsflugs – das HST war für die Wartung im All durch Astronauten konzipiert worden – baute die Besatzung eine Korrekturoptik namens COSTAR ein; eine Art Kontaktlinse für das Weltraumteleskop.

Schon bald nach dem Wartungsflug lieferte Hubble nun die Bilder, für die es gebaut worden war – und die Erfolgssträhne hält bis heute an. Jeden Tag übermittelt das HST einen steten Datenstrom zur Erde und die Beobachtungszeit ist nach wie vor zwei- bis dreifach überbucht. Nur Hubble kann Bilder mit hoher räumlicher Auflösung und Qualität im Visuellen und Ultravioletten liefern. Alle weiteren Instrumente im All sind wesentlich kleiner – abgesehen vom James Webb Space Telescope JWST, das aber fast ausschließlich im Infraroten beobachtet.

Seit der Inbetriebnahme hat Hubble 1,7 Millionen Beobachtungen von 55 000 Himmelsobjekten angestellt, die insgesamt 400 Terabytes an Daten entsprechen. Aus dieser Datenflut gingen bislang 22 000 wissenschaftliche Publikationen hervor. Da das HST nun schon seit 35 Jahren beobachtet, kann es immer wieder auf Objekte gerichtet werden, die sich in dieser Zeitspanne verändern. Dies gilt nicht nur für die Planeten unseres Sonnensystems, wo diese Änderungen innerhalb von Stunden erfolgen, sondern auch für interstellare Gaswolken, Supernova-Überreste oder aktive Galaxienkerne.

Im Mai 2009 erfolgte die letzte Wartungsmission, bei der alle Instrumente und die Steuerungssysteme auf den damals neuesten Stand gebracht wurden. Da die Spaceshuttle-Missionen im Jahr 2011 für immer eingestellt wurden, besteht nun keine Möglichkeit mehr, das Weltraumteleskop zu reparieren oder mit neuen Instrumenten auszurüsten. Zwar gibt es Überlegungen, mit einer Raumkapsel des Typs Crew Dragon zum HST zu fliegen und dort dringende Wartungsarbeiten auszuführen, aber solche Pläne sind über reine Vorschläge bislang noch nicht hinausgekommen.

Wird im nächsten Jahrzehnt nicht eingegriffen, wird sich das HST wegen der sich häufenden technischen Ausfälle nicht mehr betreiben lassen – schließlich wird es in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen. Die NASA denkt bereits über einen wesentlich größeren Nachfolger nach, der rund 100-mal so empfindlich wie das HST sein soll und deutlich schärfere Bilder liefern kann. Das Projekt trägt den Namen Habitable Worlds Observatory, der auf die Möglichkeit anspielt, wirklich erdähnliche Planeten damit zu finden und zu untersuchen.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.