Klimawandel: Abertausende Wildpferde könnten Permafrost retten
Werden bald riesige Pferdeherden in der sibirischen Tundra gegen den Klimawandel kämpfen? Möglich wäre es, zumindest laut einer Berechnung von Wissenschaftlern der Universität Hamburg. Wenn die Huftiere im Winter nach Nahrung suchen, treten sie die Schneedecke platt – und reduzieren damit die Isolierschicht, die den Boden vergleichsweise warm hält. So könnten theoretisch 80 Prozent des gesamten weltweiten Permafrostbodens bis zum Jahr 2100 erhalten werden, selbst wenn sich die Erde dabei um vier Grad aufheizt.
Das Team um Christian Beer stützt sich dabei auf Rechnungen mit Klimamodellen sowie auf Beobachtungen aus dem »Pleistozän-Park« in Cherskii im Nordosten Russlands. Dort wurden vor zwei Jahrzehnten Herden von Bisons, Wisenten, Rentieren und Pferden angesiedelt. So sollte ein Ökosystem wieder zum Leben erweckt werden, wie es während der letzten Eiszeit auch bestand. Forscher, die das Verhalten der Tiere dort beobachteten, ermittelten, dass die Schneehöhe im Mittel auf die Hälfte schrumpft, wenn 100 Pferde auf einem Quadratkilometer grasen, erklären die Forscher im Fachblatt »Scientific Reports«.
»Es ist zwar utopisch, auf sämtlichen Permafrostböden des Nordens Wildherden anzusiedeln«, sagt Beer in einer Pressemitteilung seiner Universität. Auch weniger Tiere hätten jedoch schon einen kühlenden Effekt.
Permafrostgebiete zeichnen sich dadurch aus, dass der Boden normalerweise ganzjährig bis in mehrere Meter tief gefroren ist. Wenn er auftaut, setzt dies große Mengen von Treibhausgasen frei, allen voran Methan. So entsteht ein Teufelskreis aus wärmeren Temperaturen und fortschreitendem Auftauen.
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