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Altern: Abfallstoff im Blut könnte Krebs begünstigen

Wenn Menschen altern, verändert sich der Stoffwechsel. In der Folge sammeln sich im Blut diverse Substanzen an, die Krebs fördern könnten.
Blutproben werden abzentrifugiert

Der Stoffwechsel könnte mitverantwortlich dafür sein, dass das Krebsrisiko mit dem Alter steigt. Ein Team um den Krebsforscher John Blenis vom Weill Cornell Medicine College in New York hat festgestellt, dass sich im Blut älterer Menschen ein Abfallprodukt anhäuft, das Krebszellen aggressiver macht. Das Stoffwechselprodukt Methylmalonsäure spornt Krebszellen offenbar zum Wachsen an. Es bringe menschliche Zellen dazu, zahlreiche Gene abzulesen, die mit Krebserkrankungen in Verbindung stehen, berichten die Forscher in der Zeitschrift »Nature«.

Im Lauf des Lebens sind Menschen zahlreichen potenziell krebserregenden Substanzen ausgesetzt; im Erbgut sammeln sich immer mehr Mutationen an. Zwar gibt es körpereigene Reparaturmechanismen – irgendwann kommen diese aber nicht mehr hinterher, weshalb sich mit der Zeit DNA-Schäden ansammeln. Sie galten bislang als Grund für das ab etwa 65 Jahren stark steigende Risiko, an Krebs zu erkranken. Dem Team um Blenis genügte diese Erklärung allerdings nicht: Auch altersbedingte Veränderungen im Stoffwechsel könnten eine Krebs fördernde Umgebung schaffen, so die These der Forscher.

Um ihre Vermutung zu überprüfen, sammelten sie Blutproben von 30 gesunden Menschen, die 30 Jahre oder jünger waren, sowie von 30 Personen, die die 60 bereits überschritten hatten. Den flüssigen Anteil der Proben gaben sie zu menschlichen Zellkulturen. Während die Zellen, die mit »jungem Blut« behandelt worden waren, in den meisten Fällen normal weiterwuchsen, veränderten sich jene stark, die das alte Serum bekommen hatten. Sie hatten offenbar vergessen, welchem Zelltyp sie angehörten, und wucherten zudem in alle Richtungen. In ihrem Inneren konnten die Krebsforscher bestimmte Proteine nachweisen, die üblicherweise bei aggressiven Tumoren vorkommen.

Als mögliche Ursache identifizierte die Arbeitsgruppe Methylmalonsäure. Ihre Untersuchungen ergaben, dass in den Proben der älteren Spender im Schnitt etwa 50-mal mehr davon enthalten war als in denen der jüngeren. Indem sie die Substanz hinzugaben, wurden in den Zellen mehr als 400 Gene stärker abgelesen, darunter eines mit dem Namen SOX4. Dieses codiert einen Transkriptionsfaktor, der das Ablesen zahlreicher Krebs fördernder Gene fördert. Blockierten die Krebsforscher das SOX4-Gen, so dass es nicht mehr abgelesen wurde, konnte zugegebene Methylmalonsäure den Zellen kaum noch etwas anhaben.

Die Ergebnisse legten nahe, dass die Aktivierung des Transkriptionsfaktors für die Krebs fördernde Wirkung der Substanz verantwortlich sei, schließen die Forscher. Allerdings handelte es sich bei den Zellen in dem Experiment von vornherein um Krebszellen. Um sicherzustellen, dass die beobachteten Effekte auch bei normalen Zellen auftreten, müssten Wissenschaftler die Ergebnisse also zunächst an gesunden menschlichen Zellen wiederholen.

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