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Wetterextreme: Abholzung im Amazonasbecken verstärkt Regen und Dürre

Wenn Bäume großflächig gerodet werden, verändert sich das lokale Wetter. In Südamerika zeigen sich Besorgnis erregende Effekte.
Dichter Regenwald mit Nebelschwaden, die sich durch die Bäume ziehen. Ein schmaler, gewundener Pfad schlängelt sich durch die üppige Vegetation. Der Himmel ist bewölkt, was eine mystische Atmosphäre schafft. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Ruhe und unberührter Natur.
Wald und Niederschlag sind eng miteinander verflochten. Der Amazonasregenwald ist sogar dafür bekannt, seinen »eigenen Regen« zu erzeugen.

Weil im Amazonasbecken immer mehr Wald gerodet wird, verstärken sich dort die Wetterextreme: Durch die Abholzung fällt in der Regenzeit mehr Niederschlag, während der dringend benötigte Regen in der Trockenzeit noch häufiger ausbleibt. Das hat eine Analyse ergeben, die in der Fachzeitschrift »Nature« veröffentlicht wurde.

Wälder beeinflussen das örtliche Klima – entsprechend verändert sich dieses, wenn Bäume großflächig geschlagen werden. Die Abholzung wirkt sich auf Wasserhaushalt und Windmuster aus, aber auch auf den Austausch von Wärme und Strahlung zwischen der Erdoberfläche. In den Tropen, in denen das Amazonasbecken liegt, sieht man vor allem zwei Effekte, wenn Bäume verschwinden: Zum einen verdunstet weniger Wasser aus der Vegetation, wodurch die Luft dort trockener ist und es in weiträumigen Gebieten weniger regnet. Zum anderen kann sich der gerodete Bereich stark aufheizen. Das sorgt für so genannte Hitze-Tiefs: Über dem warmen Boden steigt Luft nach oben, wodurch Tiefdruckbereiche entstehen. Die wiederum ziehen feuchte Luft aus windwärts gelegenen Gebieten an. Über den gerodeten Flächen steigen dann die Wolkenbedeckung und der Niederschlag – dafür fehlt der Regen in den Waldgebieten. Abhängig davon, welcher Effekt überwiegt, regnet es über entwaldeten Gebieten also mehr oder weniger.

Ein Forschungsteam hat nun ermittelt, wie sich der Niederschlag im Amazonasbecken durch Rodungen in den vergangenen 20 Jahren verändert hat. Dazu haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anhand eines Klimamodells simuliert, wie die Luft über Südamerika Feuchtigkeit aufnimmt und abgibt. Zusätzlich nutzten sie Informationen zur Bewaldung aus Satellitendaten der Jahre 2000 und 2020. Wie sich zeigte, gelangt in der Regenzeit durch die Abholzung mehr Feuchtigkeit in die gerodeten Gebiete, so dass es dort mehr regnet, während der Niederschlag über den bewaldeten Gegenden abnimmt. In der Trockenzeit hingegen fällt durch die ausbleibende Verdunstung aus der Vegetation noch weniger Regen über den Wäldern.

Die im Amazonasbecken beobachteten Effekte könnten auch in anderen Tropenwäldern zum Tragen kommen, in denen massiv abgeholzt wird, etwa im Kongobecken oder in Südostasien. Im Amazonasregenwald aber ist die Lage besonders kritisch. Dort sind Wald und Niederschlag überaus eng verflochten. Rund ein Drittel »seines« Regens erzeugt der Wald durch die großflächige Verdunstung selbst. Wird das spezielle Gleichgewicht gestört, hat das weit reichende Folgen. Abgesehen davon beschleunigt die globale Erwärmung die Austrocknung des Gebiets zusätzlich. Experten befürchten, dass sich das Amazonasbecken in eine Savanne verwandeln könnte, wenn die globalen Durchschnittstemperaturen dauerhaft auf mehr als zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau steigen.

  • Quellen

Qin, Y. et al.: Impact of Amazonian deforestation on precipitation reverses between seasons. Nature 639, 2025

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