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Klimatologie: Abholzung muss Landwirte sorgen

Die Abholzung der Regenwälder verändert das Klima - nicht nur vor Ort. Im Extremfall könnten selbst gemäßigte Breiten leiden.
Satellitenbild Vegetation Brasilien

"Wo Wald ist, fällt auch Regen", lautet anekdotisch eine Aussage vieler Regenwaldbewohner. Und tatsächlich gelten Regenwälder als ausgeprägte Regenmacher, die den Niederschlag noch an weit entfernter Stelle positiv beeinflussen. Umgekehrt sorgt die starke Zerstörung des Ökosystems weltweit für zunehmende Trockenheit, wie nun eine Übersichtsstudie von Deborah Lawrence und Karen Vandecar von der University of Virginia bestätigt. Die beiden Geowissenschaftlerinnen trugen dazu Daten aus den drei großen Regenwaldgebieten in Amazonien, dem Kongobecken und Südostasien zusammen, verglichen sie mit meteorologischen Aufzeichnungen und modellierten verschiedene Abholzungsszenarien. Spürbar trockener wurde es beispielsweise in Teilen Brasiliens wie im Bundesstaat Rondonia, wo die Regenzeit in stark gerodeten Gebieten nun elf Tage später einsetzt und weniger Niederschlag bringt als in benachbarten, dicht bewaldeten Regionen.

Auch auf Borneo gingen die Niederschlagssummen seit 1950 zurück, parallel verlor die Insel etwa die Hälfte ihres Waldbestands. Und der Trend intensivierte sich seit 1980, als sich auch die Rodung verstärkte. Allerdings schwächte sich während dieser Zeit auch ein bestimmtes Zirkulationsmuster in der Region ab, das Feuchtigkeit bringt, so die Forscherinnen: Es sei daher unklar, wie stark der menschliche Einfluss tatsächlich ist. Ihre Auswertungen belegen zudem, dass die Waldverluste Fernwirkungen haben – etwa in Südamerika, wo entfernte Gebiete von Regenwolken profitieren, die ihren Ausgang in Amazonien nehmen. Im Extremfall des Totalverlusts – das zeigen die Computermodelle der beiden Wissenschaftlerinnen – droht selbst in den gemäßigten Breiten verstärkte Trockenheit, etwa im Mittleren Westen der USA, Teilen Europas oder Ostasiens, wo heute die großen Getreideanbauzentren liegen. Dagegen könnte das heute dürre Horn von Afrika von mehr Regen profitieren, würde der Kongoregenwald komplett zerstört. Verursacht würde dies durch eine stark veränderte atmosphärische Zirkulation, die von den Wäldern mit gesteuert wird.

Auch wenn dieses Szenario im Moment noch äußerst unwahrscheinlich ist, müssen sich Landwirte vor Ort schon jetzt Gedanken machen. Denn Sojaäcker oder Viehweiden in Brasilien profitieren heute von den Wolken, die über benachbarten Regenwäldern entstehen. Je stärker diese durchlöchert werden, desto heißer und trockener wird es auf den offenen Flächen – und das schadet konkret den Ernten.

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