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Forschungsförderung: Abkommen sichert Zukunft der Calar-Alto-Sternwarte

Das Calar-Alto-Observatorium
Die Max-Planck-Gesellschaft und der spanische Wissenschaftsrat (Consejo Superior de Investigaciones Científicas, kurz CSIC) unterzeichneten im Dezember 2010 die Verlängerung des Abkommens über den Betrieb der Calar-Alto-Sternwarte in den Jahren 2014 bis 2018. Beide Mitglieder des Deutsch-Spanischen Astronomischen Zentrums sichern damit die Zukunftsfähigkeit des Observatoriums auf dem Berg Calar Alto in der Sierra de los Filabres im Süden Spaniens.

Dem Abkommen zufolge wird das Observatorium nach dem Jahr 2014 in einem neuen Modus betrieben: Am 3,5-Meter-Teleskop wird dann im Wesentlichen nur ein Instrument eingesetzt, naemlich der neuartige Spektrograf CARMENES. Das 2,2-Meter-Teleskop bleibt Bestandteil der Calar-Alto-Sternwarte, muss aber ab 2014 kostenneutral betrieben werden.

Der Name CARMENES steht für Calar Alto High-Resolution search for M dwarfs with Exoearths with Near-infrared and optical Échelle Spectrographs, also „hochauflösende Durchmusterung vom Calar Alto aus nach M-Zwergen mit Exowelten mittels Échelle-Spektrografen im nahen infraroten und im sichtbaren Licht“. Dieses Instrument wird zurzeit unter Leitung der Landessternwarte Heidelberg und des Instituto de Astrofisica de Andalucia entwickelt; beteiligt sind weitere Partnerinstitute, so aus Deutschland das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, die Hamburger Sternwarte, das Institut für Astrophysik Göttingen und die Thüringer Landessternwarte Tautenburg.

CARMENES soll lebensfreundliche erdähnliche Planeten aufspüren, die Sterne der kleinsten und kältesten Klasse unserer Galaxis in der Nachbarschaft der Sonne umkreisen, die so genannten M-Zwerge. Die kleinsten M-Zwerge enthalten nur acht Prozent der Sonnenmasse und sind nur wenig größer als der Planet Jupiter in unserem Sonnensystem. Sie leuchten wegen ihrer geringen Oberflächentemperaturen um 2000 Grad in einem tiefroten Licht. Die Suche nach Exoplaneten bei diesen Sternen wurde wegen ihrer geringen Leuchtkraft im sichtbaren Bereich bisher noch nicht intensiv betrieben. Allein für diese Durchmusterung des Himmels sind sechshundert Teleskopnächte innerhalb von fünf Jahren eingeplant.

CARMENES deckt den Spektralbereich von 500 Nanometern (grünes Licht) bis hin zu 1800 Nanometern (Infrarot) ab. Das Instrument erlaubt im nahen Infraroten die Bewegungen von Sternen mit einer Genauigkeit von drei Metern pro Sekunde zu bestimmen. Aus diesen Messungen lassen sich Begleiter von M-Sternen nachweisen, deren Massen der Erde ähnlich sind.

Das 2,2-Meter-Teleskop auf dem Calar Alto wird – wie bereits im bisherigen Abkommen festgelegt – mit der Weitwinkel-Nahinfrarot-Kamera PANIC ausgestattet. PANIC, was für den englischen Begriff Panoramic Near-Infrared Camera steht, wird voraussichtlich im Laufe des Jahres 2011 erstmals eingesetzt. Sie hat ein 0,5 mal 0,5 Quadratgrad großes Gesichtsfeld mit einer Pixelskala von 0,45 Bogensekunden pro Pixel. Die Kamera wird für unterschiedlichste Beobachtungen eingesetzt werden. Dazu gehören die Untersuchung des infraroten Nachleuchtens von Gammastrahlenausbrüchen, die Kartierung von nahen Galaxien und die Beobachtung von Akkretionsscheiben junger Sterne.

Das Deutsch-Spanische Astronomische Zentrum entstand im Jahre 1973 durch ein Regierungsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Spanien. Die Einrichtung betreibt das bedeutendste astronomische Observatorium auf dem europäischen Festland. Bis 2005 lagen Finanzierung und Betrieb der Sternwarte in den Händen der Max-Planck-Gesellschaft, die diese Aufgabe über das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg wahrnahm. Seitdem wird die Finanzierung und Betriebsführung gemeinschaftlich von der Max-Planck-Gesellschaft und dem spanischen Wissenschaftsrat getragen.

Barbara Wolfart

CAHA/Sterne und Weltraum

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