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News: Abstrakte Affen

Ohne jede Verallgemeinerung wäre kein Denken, keine Sprache und auch keine Logik möglich. Die Fähigkeit zur Abstraktion wurde bisher nur Menschen und Schimpansen zugesprochen. Forscher wiesen jetzt auch bei Guineapavianen im Laborexperiment abstraktes Denken nach.
"Logisch", so flimmert Mr. Spock seit etlichen Jahren über die Mattscheibe. Seine Fähigkeit zum abstrakten Denken ist hypergalaktisch gut ausgebildet. Auch uns unterscheidet das Abstraktionsvermögen zusammen mit - in geringerem Maße - Schimpansen vom Rest der belebten Welt. Die ständig niederprasselnden Sinneseindrücke in "gleich" oder "verschieden" einordnen zu können, ist eine der Grundlagen für intelligentes Verhalten.

Jetzt zeigten auch zwei Exemplare des Guineapavians (Papio papio) die wahren Grenzen ihres geistigen Horizontes: Joel Fagot vom National Center for Research in Cognitive Neurosciences in Marseille testete zusammen mit Edward Wassermann und Michael Young von der University of Iowa die Fähigkeit der Affen, ähnliche Dinge als zu einer Gesamtmenge zugehörig zu betrachten.

Dabei lernten die Paviane zunächst entweder Raster mit 16 "verschiedenen" Bildern kennen, etwa eine Blume und eine Tasse und ein Haus oder Raster mit 16 "gleichen" Bildern, so etwa lauter Blumen oder lauter Telefonen. Dabei sah ein Affe jeweils nur eine Rasterart. Nach diesem Training waren die Tiere nach etlichen Versuchen meist in der Lage, aus mehreren gleichzeitig präsentierten neuen Rastern passende Exemplare einer der beiden vorher gesehenen Gruppen – wie bei einem Memoryspiel – richtig zuzuordnen. Paviane sind also in der Lage, innerhalb gewisser Grenzen ähnliche oder unähnliche Dinge unter dem abstrakten Oberbegriff "gleich" oder "verschieden" zusammen zu fassen.

Nun kamen Menschen versus Paviane an die Reihe: Dabei verringerten die Forscher die Anzahl der Einzelbilder pro Raster. Es waren also bei beiden Serien jeweils weniger Beispiele zum Vergleichen und Unterscheiden vorhanden. Auch hier lernten sowohl Menschen als auch Paviane, gleiche Rasterarten zuzuordnen, die Menschen erzielten allerdings bei weniger Einzelbildern eine höhere "Trefferquote" als die Affen.

Menschen und Paviane scheinen unterschiedliche Grenzen beim Einordnen von "gleichen" und "verschiedenen" Objekten zu haben, fanden Fagot und seine Kollegen heraus. Besonders der Begriff "gleich" hat bei Pavianen nur sehr unscharfe Grenzen. Menschen unterscheiden dagegen schärfer. Die Forscher vermuten, dass durch die Sprache und den verbalen Gebrauch der Begriffe eine stärkere Definition stattfindet.

Vermutlich ist die Fähigkeit zur Abstraktion nicht auf wenige Spezies beschränkt. "Logisches Denkvermögen und seine Vorboten könnten sehr wohl in Tieren gefunden werden, wir müssen nur danach suchen", meint Fagot.

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