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China: Abwasser zerstört Seegraswiesen

Seegraswiesen sind wichtig fürs Ökosystem. Ungeklärtes Abwasser, das im Meer landet, macht ihnen zu schaffen. Vor allem, wenn die Stickstoffkonzentration einen bestimmten Wert überschreitet.
Seegraswiese

Seegraswiesen sind in den flachen Küstengewässern vieler Meere zu finden. Weltweit bedecken sie eine Fläche von rund 18 Millionen Hektar und dienen als »Kinderstube« vieler Fischarten. Doch der ständige Zufluss ungeklärter Abwässer zerstört die ökologisch wertvollen Wiesen. Wissenschaftler aus Bremen erforschen das Phänomen seit mehr als zehn Jahren vor der chinesischen Insel Hainan. Nun hat ein Team um Esther Thomsen vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und von der Universität Bremen untersucht, ab welcher Belastung die Seegraswiesen absterben und verschwinden, wie das ZMT mitteilte.

Die Insel Hainan im südchinesischen Meer ist bei Touristen beliebt. Zudem gibt es dort viele Fischzuchtanlagen, vor allem für Garnelen und Zackenbarsche. Überschüssiges Futter und die Ausscheidungen der Tiere belasten das Abwasser der Aquakulturen stark mit anorganischem Stickstoff. Das Abwasser landet meist ungefiltert im Meer.

»Es gelang uns erstmalig, einen Grenzwert der Stickstoffbelastung zu ermitteln, ab dem der Lebensraum Seegraswiese sich nicht mehr von diesem Umweltstress erholen kann und stirbt«, sagte der Biogeochemiker und Studienautor Tim Jennerjahn vom ZMT. Diese Konzentration liege bei 112 Mikrogramm gelöstem anorganischem Stickstoff pro Liter Wasser, der über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren einwirkt.

Über kurze Zeit vertrage das Seegras auch eine höhere Konzentration, erläuterte Jennerjahn der Deutschen Presse-Agentur. Ist die Stickstoffbelastung aber dauerhaft hoch, wachsen kleine Algen auf dem Seegras und stören dessen Fotosynthese. Unter der chronischen Belastung hätten die Seegraswiesen in nur zehn Jahren 87 Prozent ihrer Biomasse verloren, erklärte die Biologin Esther Thomsen. Der Artenreichtum habe abgenommen.

Seegras kommt auch an Nord- und Ostsee im Flachwasser vor. Die Wiesen reichern das Wasser unter anderem mit Sauerstoff an und binden große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. (dpa/dam)

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