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Älter werden: Wie Spaziergänge besonders glücklich machen

Zeit in der Natur zu verbringen, tut gut. Vor allem im Alter kann Spazierengehen Kummer und Einsamkeit lindern. Erst recht, wenn man nach Momenten sucht, die Ehrfurcht erzeugen.
Wandernder Mann

Je älter wir werden, desto seltener erleben wir im Schnitt positive Gefühle. Ängste, Depressionen und Einsamkeit nehmen im Alter hingegen tendenziell zu. Doch kann man diese Effekte vielleicht schon mit einfachen Mitteln ein wenig abmildern? Das wollten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Virginia Sturm von der University of California herausfinden. Dazu nutzten sie eine Freizeitbeschäftigung, die nichts kostet und der man selbst während der Corona-Pandemie meist problemlos nachgehen kann: das Spazierengehen.

Für ihre Studie, die sie im Fachmagazin »Emotion« veröffentlichten, baten sie 60 Personen im Alter von 60 bis 90 Jahren, acht Wochen lang pro Woche wenigstens einmal 15 Minuten spazieren zu gehen. Die eine Hälfte der Teilnehmer sollte sich dabei gezielt an Orte oder in Situationen begeben, die Ehrfurcht und Staunen bei ihnen auslösten. Das konnten zum Beispiel besonders große und weitläufige Plätze sein, an denen man sich selbst wie ein Winzling fühlt. Außerdem ermutigten die Forscher die Versuchspersonen dazu, jede Woche eine andere Route zu nehmen und neue Orte zu entdecken. Die übrigen Probanden dienten als Kontrollgruppe. Sie gingen ebenfalls spazieren, erhielten aber keine weiteren Anweisungen.

Vor, während und nach dem Versuch erhoben die Wissenschaftler den Gemütszustand ihrer Teilnehmer mit verschiedenen Fragebogen. Zudem fertigten alle Senioren vor, während und nach den einzelnen Spaziergängen Selfies von sich an. Die Auswertung dieser Daten ergab, dass sich der Hang zu Ängsten und Depressionen sowie die allgemeine Lebenszufriedenheit der Probanden im Versuchszeitraum nicht veränderte. Personen, die während der Spaziergänge nach Gelegenheiten, Ehrfurcht zu empfinden, gesucht hatten, berichteten jedoch im Lauf der Zeit von einer stärkeren Zunahme positiver Gefühle als Teilnehmer der Kontrollgruppe. Das galt für Freude, aber auch für prosoziale Gemütsregungen wie Dankbarkeit und Mitgefühl. Außerdem verspürten sie, obwohl sie ihre Spaziergänge meist allein absolviert hatten, im Anschluss eine größere Verbundenheit zu anderen Menschen und weniger Kummer im Alltag.

Das Lächeln der Spaziergänger aus der Ehrfurcht-Gruppe wurde auf den Selfies nach und nach intensiver. Dabei nahmen sie selbst immer weniger Raum auf ihren Fotos ein und zeigten mehr und mehr von ihrer Umgebung. Die Wissenschaftler schlussfolgern daraus, dass solche Spaziergänge eine einfache Methode sein können, um das Wohlbefinden zu steigern – und auf diesem Weg vielleicht auch den kognitiven Abbau etwas zu verlangsamen. Das gilt zumindest für die in der Studie untersuchte Gruppe von eher gut gebildeten älteren Menschen.

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