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Bibelgeschichte: Älteste hebräische Inschrift entziffert

Courtesy of the University of Haifa
Ein israelischer Forscher hat das älteste derzeit bekannte hebräische Textfragment entziffert. Die noch der phönizischen Schrift ähnelnden Buchstaben waren bereits im 10. Jahrhundert v. Chr. mit Tinte in Ton geritzt worden. Archäologen hatten die beschrifteten Scherben schon im vorvergangenen Jahr in der Nähe des Elah-Tals in Israel ausgegraben.

Inhalt und Wortwahl des Textfragments lassen vermuten, dass die Verfasser dem hebräischen Kulturkreis angehörten, der nach der biblischen Überlieferung von König David regiert wurde, meint Gershon Galil von der Abteilung für Bibelstudien an der Universität Haifa. Galil zufolge benutzten und schrieben andere in der Region beheimatete Volksgruppen die entzifferten Worte später anders und in anderem Kontext.

1' you shall not do [it], but worship the [Lord]. 2' Judge the sla[ve] and the wid[ow] / Judge the orph[an] 3' [and] the stranger. [Pl]ead for the infant / plead for the po[or and] 4' the widow. Rehabilitate [the poor] at the hands of the king. 5' Protect the po[or and] the slave / [supp]ort the stranger.

Die Inschrift lege nahe, dass sich zur Zeit ihrer Entstehung bereits eine Gesellschaft mit produktiven Schriftkundigen sogar in abgelegene Regionen jenseits der archäologisch belegten Zentren ausgebreitet hatte, so der Forscher. Für sie belege dies die Existenz eines israelischen Königreiches zu dieser Zeit; zudem könnten hier schon die ältesten Passagen der hebräischen Bibel entstanden sein, etwa die Histografien im Buch Samuel und Richter. Nach aktueller Lehrmeinung wurden Bibeltexte teilweise erst deutlich später verfasst. Galil vertritt bereits seit einiger Zeit eine alternative Chronologie der hebräischen Geschichte.

In der entzifferten Inschrift wird der Interpretation zufolge zum Schutz von Waisenkindern, Witwen, Armen, Sklaven sowie zur Unterstützung von Fremden aufgerufen. Sie erinnert nach Angaben von Galil unter anderem an Jesaja 1,17. Dort heißt es: "Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht und helfet den Unterdrückten, schaffet dem Waisen Recht, führet der Witwe Sache."

Jan Osterkamp

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