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Taxonomie: Ältester Elefanten-Urahn vervollständigt Säugerstammbaum

Fossilreste von <i>Eritherium&nbsp;azzouzorum</i>
Ein rund 60 Millionen Jahre altes Fossil aus Marokko ist der älteste bislang beschriebene Ahne aller heutigen Elefanten. Die Überreste des Eritherium azzouzorum getauften Urüsseltieres stehen der Basis aller "echten Säugetiere", der Plazentalia, zudem näher als viele andere Funde primitiver Säuger aus dem Tertiär, berichtet Emmanuel Gheerbrant vom Muséum Nationale d’Histoire Naturelle in Paris.

Elefanten-Ahnengalerie | Die Evolutionsreihe der Rüsseltiere ist durch Fossilfunde recht gut belegt. Von Eozän bis Pleistozän entwickelten sich die Rüsseltiere nach und nach zu unseren heutigen "Elefanten"; dabei verkürzten die Vertreter der Gruppe tendenziell immer mehr ihre Kiefer, vergrößerten die Aufwölbung des Schädels, verlängerten die oberen Schneidezähne – die schließlich zu Stoßzähnen werden. Oberlippe und Nase formten sie zu einem Rüssel. Umstritten ist derzeit noch, ob die Gattung Moeritherium nicht eher ein Verwandter der Seekühe als der Elefanten ist.
Die Zähne weisen das Eritherium-Fossil als kleinstes primitives Rüsseltier aus. Der bislang älteste Vertreter der Gruppe war bis dato das 55 Millionen Jahre alte Phosphaterium. Eritherium azzouzorum lebte rund fünf Millionen Jahre früher, war deutlich kleiner und wog zwischen drei und acht Kilogramm. Insgesamt ähnelte das Tier wohl eher einer größeren Variante der heutigen Klippschliefer: Anatomische Gemeinsamkeiten gruppieren es an die Basis der Paenungulata, einer Gruppe, zu denen neben den Rüsseltieren auch Seekühe und Schliefer gehören. Offenbar haben sich die Paenungulata an der Grenze zwischen Kreide und Tertiär in Afrika sehr rasch und vielfältig aufgespalten, schließt der Forscher aus seinen Fossilanalysen.

Rüsseltiere lebten auf dem afrikanischen Kontinent seit dem Tertiär, begannen vor etwa 25 Millionen Jahren nach Asien vorzudringen und eroberten vor 19–17 Millionen Jahren Europa und Nordamerika. Im Laufe der Evolution wurden die Rüsseltiere tendenziell immer größer, verkürzten ihre Kiefer, wölbten den Schädel auf und bildeten Stoßzähne sowie aus einer verlängerten Nase das geschickte Tast- und Greiforgan Rüssel. Von den einst artenreichen, vielgestaltigen und weitverbreiteten Rüsseltieren haben nur die Elefanten bis heute überdauert. (jo)

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  • Quellen
Gheerbrant, E.: Paleocene emergence of elephant relatives and the rapid radiation of African ungulates. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0900251106, 2009.

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