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News: Ärmliche Kindheit

Braune Zwerge sind klein, massearm und ziemlich dunkel. Deshalb wurden diese Sterne auch erst vor ein paar Jahren entdeckt. Dementsprechend wenig weiß man über sie. Computersimulationen legen nun nahe, dass sie in der Kinderstube von Sternen die Sorgenkinder waren. Sie wurden vom gemeinsamen Tisch verstoßen und hungern nun fernab vor sich hin.
Braune Zwerge, das sind merkwürdige Objekte, die lange Zeit nur in den Köpfen der Forscher existierten, bis man sie 1995 tatsächlich entdeckte. Sie sind gleichsam zu klein geratene Sterne und ihre Masse reicht nicht zur Zündung des Wasserstoffbrennens. Denn rund acht Prozent der Masse unserer Sonne sind schon nötig, um diesen Prozess in Gang zu setzen und einen strahlenden Stern entstehen zu lassen.

Andererseits sind braune Zwerge mindestens zwölfmal so massereich wie Jupiter, sodass immerhin Wasserstoff zu Deuterium fusionieren kann. Dieser Prozess ist indes nicht sonderlich nachhaltig und hat nach vielleicht zehn Millionen Jahren ein Ende. Solange glimmen die Braunen Zwerge vor sich hin und erregen dabei kaum Aufmerksamkeit.

Kein Wunder also, dass sie erst spät entdeckt wurden. Ein Schattendasein führen sie seitdem aber nicht. Die Exoten stehen vielmehr im Mittelpunkt astronomischen Interesses. So weiß man heute, dass Braune Zwerge überaus häufig vorkommen, die Forscher wundern sich aber, dass sie so selten in Gemeinschaft mit anderen Sternen zu finden sind. Schließlich sind Doppel- oder Mehrfach-Systeme keine Seltenheit, dass ein Brauner Zwerg dabei ist schon.

Und damit sind wir auch schon bei der Entstehung Brauner Zwerge. Der typische Lebenslauf eines Sterns beginnt ja in einer Gas- und Staubwolke, in der irgendwo ein Kern konzentrierter Masse entsteht, in den nun alles drängt. Durch die wachsenden Anziehungskräfte strömt immer mehr Material nach, das sich erhitzt und schließlich einen Stern zeugt. Einen? In der Regel werden es wohl viele sein, und alle konkurrieren sie um Materie. Na ja, und während es einige bis zum ordentlichen Stern schaffen, kommen andere über das Braune-Zwergen-Stadium nicht heraus.

"Was ich sagen will ist, dass die Braunen Zwerge nicht anders entstehen als andere Sterne auch", meint Bo Reipurth von der University of Colorado. "Die meisten Sterne unserer Milchstraße waren anfangs Teil eines Doppel- oder Mehrfach-Systems. Sodann begann unter den stellaren Embryonen ein Wettlauf um die interstellare Materie".

Doch warum sind die Braunen Zwerge dann so selten Kompagnons normaler Sterne? Reipurth und seine Kollegen gehen davon aus, dass die kleinen Sterne aufgrund ihrer geringen Masse schlichtweg aus der gemeinsamen Kinderstube geschleudert wurden. Und weiter draußen ist die Dichte interstellarer Materie viel geringer, die Braunen Zwerge müssen hier gleichsam Hunger leiden und bleiben unterentwickelt.

Die Forscher hatten zahlreiche Szenarien der Sternentstehung simuliert und dabei zeigte sich, dass die schwachen Sterne in jedem Fall früher oder später aus dem Gravitationszentrum der Akkretionswolke herausflogen. Wann dies geschieht, das ist wohl von zufälligen Gegebenheiten abhängig. Jedenfalls sind Mehrfach-Systeme, in denen die Braunen Zwerge noch mit am Tisch sitzen, kaum älter als 50 000 bis 100 000 Jahre.

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