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Kognitionspsychologie: Affen verfügen über abstrakten Zahlenbegriff

Rhesusaffen stellen intuitiv einen Zusammenhang zwischen der Anzahl gehörter Stimmen und gleichzeitig gesehener Gesichter her. Wissenschaftler um Elizabeth Brannon von der Duke-Universität und Nikos Logothetis vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen schließen aus dieser Beobachtung, dass die Tiere eine von den jeweiligen Sinnen unabhängige Vorstellung von Zahlen verwenden.

Die Forscher spielten den Rhesusaffen Rufe einer anderen Affenart vor, bei denen sie entweder zwei oder drei Stimmen überlagert hatten. Zugleich präsentierten sie den Versuchstieren Videos, die parallel zwei beziehungsweise drei rufende Affen zeigten. Dabei schaute die überwältigende Mehrheit der getesten Tiere spontan auf den Filmausschnitt, in dem so viele Affen zu sehen waren, wie gerade riefen.

Brannon gibt an, das Experiment sei so entworfen, dass es die Affen vor eine Herausforderung stelle, die den Tieren auch beim Leben in der Wildnis begegnen könne. Wenn ein Tier etwa ein Gebrüll von der Reviergrenze höre, sei es für das Tier durchaus von Belang, aus dem Geräusch auf die Anzahl fremder Affen schließen zu können. Brannon betont außerdem, dass jeder Rhesusaffe an dem Experiment nur einmal teilnahm, um Verfälschungen durch Lerneffekte zu vermeiden.

Nach Ansicht der Forscher zeigt das Verhalten der Affen, dass Sprache nicht für die abstrakte Repräsentation von Zahlen notwendig ist. Mit einem ähnlichen Experiment wollen sie nun untersuchen, ob Kleinkinder ebenfalls abstrakt mit Zahlen umgehen, bevor sie sprechen lernen.

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