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Primatenforschung: Makaken stehen auf Actionfilme

Zähne zeigen, beißen, jagen – Makaken schauen gern Videos, in denen Artgenossen gegeneinander kämpfen. Wahrscheinlich sammeln sie dabei wichtige Infos über ihre soziale Gemeinschaft.
Zwei Affen auf einer asphaltierten Straße sind in eine aggressive Auseinandersetzung verwickelt. Der Affe links zeigt die Zähne und scheint zu schreien, während der Affe rechts in einer abwehrenden Haltung steht. Im Hintergrund sind unscharfe Pflastersteine und ein Bordstein zu sehen. Die Szene vermittelt eine dynamische und angespannte Stimmung.
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Makaken sind gebannt von Aufnahmen streitender Artgenossen – ähnlich wie menschliche Fans von Actionfilmen, Thrillern oder Seifenopern. Das zeigt eine Studie, die Mitte Juli 2025 in der Fachzeitschrift »Animal Cognition« erschienen ist.

Forschende um die Verhaltensbiologin und Primatologin Elisabeth Sterck von der Universität Utrecht in den Niederlanden analysierten das Verhalten von 30 Langschwanzmakaken aus zwei Gruppen, in denen jeweils mehrere Generationen zusammenleben. Die eine der Gruppen umfasste 20 und die andere 24 Tiere. Beide leben im biomedizinischen Primaten-Forschungszentrum im niederländischen Rijswijk.

Die Wissenschaftler zeigten den Versuchstieren in Einzelvorstellungen kurze Filme, in denen stets andere Makaken zu sehen waren. Dabei stammten die Tiere auf der Leinwand entweder aus der eigenen oder der fremden Gruppe. Zu sehen waren verschiedene Szenen: Mal kämpften sie miteinander, mal lausten sie sich gegenseitig, mal saßen sie einfach nur herum.

Die Filme über die kämpfenden Makaken enthielten insbesondere auch Szenen, in denen Tiere sich gegenseitig jagten. In anderen Filmen rannten Tiere ebenfalls umher, aber ohne bestimmtes Ziel. Durch den Vergleich wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob die Makaken den Kontext der Laufbewegung erkennen würden.

Daneben stellten sich die Forscher die Frage, ob sich ihre Kinogänger wohl mehr für Filme über ihnen bekannte oder fremde Artgenossen interessierten. Letzteres wäre plausibel, da neue Reize gemeinhin mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als alte. Das Interesse der Tiere maßen die Wissenschaftler, indem sie die Zeit stoppten, in der die Makaken den Videos Aufmerksamkeit schenkten, und beobachteten, wie involviert die Tiere während der Vorstellung waren.

Das Ergebnis: Die untersuchten Makaken schauten im Experiment bekannten Gesichtern interessierter zu – am liebsten sahen sie sich die Filme mit streitenden Artgenossen an. Die Forschenden werten das als einen Hinweis darauf, dass Makaken aus Kampfszenen Entscheidendes über das Zusammenleben innerhalb der Gruppe lernen können. Für in der Rangfolge ihrer Gruppe untergeordnete Tiere schien das noch wichtiger zu sein als für Makaken mit hohem Status. Die Wissenschaftler ziehen auch Parallelen zu menschlichem Verhalten. Besonders für Schwächere sei für das eigene Überleben wichtig, aggressivere und dominantere Zeitgenossen möglichst gut im Auge zu behalten.

  • Quellen
Sterck, E. et al., Animal Cognition 10.1007/s10071–025–01970–1, 2025

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